
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Zweite Chance für leere Häuser
Die „Second Life Hotel Holding“ will eine neue Hotelkette aufbauen – und fängt damit in Michendorf an
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Michendorf - Neue Teppichböden, eine moderne Ausstattung und ein Konzept, das die Region nicht vor der Tür lässt: Das frühere Tryp-Hotel Michendorf ist den Mief des Leerstands losgeworden. Nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten herrscht in dem riesigen Tagungs- und Gästehaus in der Potsdamer Straße 96 wieder Betrieb. Eine Million Euro habe man noch einmal in das Haus investiert, 1000 Gäste seien seit April bereits beherbergt worden, sagt der Berliner Gastronom und Hotelier Karsten Dreger. Er hat das Objekt in diesem Jahr übernommen und will hier ein neues Geschäftskonzept umsetzen.
Leer stehenden Objekten, um die sich niemand mehr kümmert, will Dreger mit seiner „Second Life Hotel Holding GmbH“ neues Leben einhauchen. In Michendorf soll nicht nur gezeigt werden, wie es funktioniert. Von hier aus soll auch der Aufbau einer kleinen nationalen Hotelkette unter den Marken „SensConvent“ und „SensCity“ koordiniert werden. „Wir wollen uns nicht dem Konkurrenzkampf mit anderen Häusern aussetzen, sondern Qualität bieten“, sagt der Hotelier. Aber auch die soll es zu erschwinglichen Preisen geben. Ein Doppelzimmer im neuen SensConvent Michendorf ist ab 59 Euro zu haben. 125 Zimmer gibt es hier, der Tagungsbereich erstreckt sich über 1200 Quadratmeter.
Ganz im Sinne der Geschäftsidee ist das Michendorfer Hotel damit neu geboren worden. Der Komplex ist bereits Mitte der 1990er Jahre errichtet worden, Eigentümer ist eine Fondsgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf. Über Jahre hatte hier der spanische Konzern Sol Meliá den Betrieb aufrecht erhalten – bis die komplette Belegschaft im November 2008 über Nacht auszog. Die Pacht von 50 000 Euro war nicht mehr zu erwirtschaften gewesen, über Jahre stritten Eigentümer und Betreiber über die Beendigung des Vertrages und die Restschuld vor Gericht.
Hier ist Hotelier Dreger ins Spiel gekommen. „Eigentlich hatte ich nach einem privaten Baugrundstück gesucht – aber dann wurde ich auf das leere Hotel aufmerksam“, berichtet er. Dreger hat Verhandlungen mit den Fondsverwaltern aufgenommen, ihnen klar machen können, dass ein leeres Hotel keine Gewinne abwirft – und bessere Konditionen ausgehandelt. „Wir wollen den Wert des Hauses wieder herstellen“, sagt er.
Doch dafür musste Einiges getan werden: Die alten Möbel im 90er-Jahre-Chic sind rausgeflogen, die Elektroanlage wurde komplett überholt – inklusive der Fernsehtechnik, die mit digitalem Empfang nichts anfangen konnte. Eine weitere Baustelle, auf der Dreger aber gerade erst anfängt zu arbeiten, ist die Vermarktung. „Die Region ist stark, die Voraussetzungen fantastisch“, sagt er mit Verweis auf Freizeitmöglichkeiten wie Radeln, Reiten, Wandern oder den Wassertourismus. Aber all das müsse man noch mehr Leuten schmackhaft machen.
Zentrales Anliegen des SensConvent Michendorf aber sei die Verwurzelung in der Region: Indem vorzugsweise Leute von hier angestellt werden, weil sie kurze Anfahrtswege haben und sich auskennen. Und indem regelmäßig öffentliche Veranstaltungen wie Sommer- oder Oktoberfeste gegeben werden. Auch zur offiziellen Eröffnung des Hotels am kommenden Samstag ab 12.30 Uhr ist jedermann eingeladen. Und schließlich sollen auch regionale Produkte im Restaurant serviert werden – auch, aber nicht nur Beelitzer Spargel. „Wir fragen zum Beispiel bei den Bauern an, wer Kartoffeln liefern kann“, so Dreger. Das „VinSens“ mit 130 Innenplätzen und Terrasse bietet moderne deutsche Küche. In deren Genuss sollen viele Michendorfer und Touristen kommen – damit das zweite Leben des Michendorfer Hotels länger währt als das erste.
www.sensconvent-michendorf.de
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