Potsdam-Mittelmark: Zweite Chance fürs Blütenviertel
Bürgermeisterin glaubt nicht mehr an „Caputh Mitte“ mit Hamburger Investor – und präsentiert Alternative
Stand:
Schwielowsee - Im Oktober 1957 wurde hier die erste Gärtnerische Produktionsgenossenschaft der DDR gegründet, vor viereinhalb Jahren die erste deutsche Euro-Fälscherwerkstatt ausgehoben. Doch die Gewächshausbrache in Caputh – von Einwohnern liebevoll „Blütenviertel“ genannt – liegt 20 Jahre nach dem Mauerfall immer noch im Dornröschenschlaf. Und Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) glaubt nicht mehr, dass der potenzielle Investor, die Concept Immobilien GmbH aus Hamburg, etwas daran ändern kann. Dabei wäre auf dem fünf Hektar großen Areal am Schmerberger Weg viel Platz für neue Einwohner.
„Für mich sind die Ansiedlungspläne der Concept Immobilien gescheitert“ – so erklärte es die Bürgermeisterin am Montag auch Vertretern der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH, die die Gemeinde besuchten. Bürger und Gemeinde spürten nach monatelanger Kommunikationspause „kein ernsthaftes Interesse an einer Entwicklung“. Die „Concept Immobilien“ hatte das geschichtsträchtige Areal vor zwei Jahren nach einer Ausschreibung bei der BVVG optiert, der Kauf soll „in Abhängigkeit vom Baurecht“ vollzogen werden. Doch während die geplanten 42 Einfamilienhäuser wohl einfach zu vermarkten wären, scheiterten die Hamburger bislang an der geplanten Ansiedlung von anfangs zwei und dann nur noch einem Supermarkt. Jetzt stellte die Treuhand-Nachfolgerin eine Frist bis Ende Juni, in der Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen.
Bürgermeisterin Hoppe konnte derweil schon mal eine Alternative präsentieren: Um die Fläche nicht länger Vandalismus und Verfall preiszugeben – erst vor zwei Wochen hatte es in einem der Gewächshäuser gebrannt – haben Caputher Bürger die „Entwicklungsgesellschaft Blütenviertel GbR“ gebildet. „Das Blütenviertel in der Mitte Capuths birgt erhebliche Potenziale und große Chancen für eine positive Entwicklung des gesamten Ortsbildes, die bisher in keiner Weise genutzt werden“, so Geschäftsführer Andreas von Zadow. Die derzeit vorgesehene Anordnung „eines Supermarktzentrums nebst 42 phantasielosen Bauplätzen für Einfamilienhäuser“ erscheint ihm als Entwicklungsperspektive völlig unzureichend. Der öffentliche Raum würde im derzeitigen Bebauungsplanvorentwurf durch Einfahrten und Parkplätze entwertet werden.
Mit seiner „Von Zadow GmbH“ kann er auf vielfältige Erfahrungen als Projektentwickler in ganz Europa verweisen, sein Spezialgebiet sind Workshops für Stadtentwicklungsprojekte mit Einwohnern und Experten vor Ort. Auch für Caputh schlägt von Zadow nun eine „öffentliche Perspektivenwerkstatt für das Blütenviertel“ vor, um die Anforderungen von Bürgern, Verwaltung und Politik sowie sinnvolle wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten für das Gelände zu ermitteln. Bei erfolgreichen Gesprächen mit der BVVG könnte die Werkstatt bereits im September stattfinden. „In kurzer Zeit kann der Weg frei werden für die Entwicklung eines ökologisch orientierten, für die Allgemeinheit erlebbaren, qualitativ wertvollen und differenzierten Raums.“
Das hört sich auch in den Ohren der Bürgermeisterin gut an: Grünzonen, Wasserläufe, altersgerechtes Wohnen und den zweiten Kindergarten könne sie sich hier vorstellen, sagt Kerstin Hoppe. Die geplante Vorgehensweise sei „überzeugend“, die geballte Fachkompetenz vor Ort könne mehr bewirken, als der ferne hanseatischer Investor. „Ich wünsche mir, dass die BVVG auf ein langwieriges, weiteres Ausschreibungsverfahren verzichtet und der Blütenviertel GbR den Zuschlag erteilt“, so Hoppe. Henry Klix
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: