Potsdam-Mittelmark: Zwischen Bockwurstgraben und Nieplitz Schonzeit für Wildschweine beendet
Wasser in und um Beelitz wird knapp – doch alle brauchen es / Ausstellung im Rathaus eröffnet
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Beelitz - Beelitz treibt die Sorge ums Wasser der Nieplitz: Die Stadt will das Beelitzer Mühlenfließ wiederbeleben, der Seddiner See muss befüllt werden, und Landwirt Jürgen Frenzel will ein Jahrhunderte altes Moor zwischen dem sogenannten Bockwurstgraben und der Nieplitz renaturieren. Die Quelle für alle drei Projekte ist der Nebenfluss der Nuthe, und die Debatte um sein Wasser entbrannt. Deutlich wurde dies gestern im Beelitzer Rathaus. Zur Eröffnung der Ausstellung „Wasser schenkt Leben“ diskutierten Bürgermeister Thomas Wardin (SPD), die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm, ihre Parteikollegin und Stadtverordnete Elke Seidel und Bauer Frenzel über die Zukunft der Nieplitz, die im Sommer selbst wenig Wasser führt. Geladen hatten die Grünen, die sich mit einer Fahrradtour ein Bild vor Ort machen wollten.
„Die Bedeutung des Wassers ist vielen in der Region gar nicht bewusst“, sagte Bürgermeister Wardin, der in seiner Rede die Rettung des Seddiner Sees angesichts der Ausstellung und den wissenschaftlichen Überschriften hinter seinem Rücken hervorhob. In großen Buchstaben war dort auf den Schautafeln der TU Berlin von „energiedissipativen Strukturen“ und dem „stofflichen Wirkungsgrad als Effizienzkriterium“ die Rede. Gemeint war: Nur durch das Wasser auf der Erde könne die Sonnenstrahlung abkühlen, durch Verdunstung in Form von Wolken. Wird das Wasser weniger, weil immer mehr Flächen in der Natur mit Äckern oder Beton versiegelt werden, wird es heißer. Somit koste es zwar Geld, den Seddiner See nachzufüllen, erklärte Wardin, doch auf lange Sicht schütze es die Natur und das stehende Gewässer vor dem Aus. Auf natürliche Weise würde der See versanden.
Es sei zu kurz gedacht, kritisierte Elke Seidel die Pläne, das Wasser der Nieplitz in den See zu pumpen. Eher sollte das Umfeld des Sees in Angriff genommen werden, um eine langfristige Wirkung zu erzielen und mehr Wasser in der Region zu halten. Stattdessen, so kritisierte sie, habe sich ein Golfplatz angesiedelt. Dessen Betreiber wiederum helfe, den See zu säubern, erklärte Wardin daraufhin in der hitzigen Debatte. Als sich in die auch Hartwig Frankenhäuser, Stadtverordneter der FDP, einmischte und den Aufbau des Mühlenfließes in der Beelitzer Altstadt in Frage stellte und Cornelia Behm eine lokale Wasserkonferenz forderte, war es einzig Landwirt Jürgen Frenzel, der zu diesem Zeitpunkt noch ruhig in der Ecke stand – ohne ein Wort gesagt zu haben.
Erst vor Ort, der zweiten Station der Fahrradtour am Aussichtsturm an der Grenzelwiese, breitete der Bauer seine Karten aus und legte los. Seit rund zwei Jahren arbeitet Frenzel gemeinsam mit seinem Partner in der Agrargenossenschaft, Jörg Schmidt, daran, das alte Moor zwischen Bockwurstgraben und Nieplitz wieder zu beleben. Ein „ideelles Ziel“, wie er selbst sagt. Zu DDR-Zeiten habe die Landwirtschaft viel zerstört, erklärt Frenzel den Grund für sein, für ihn nicht risikoarmen Engagements.
Nun, so sagt der drahtige Mitfünfziger, habe er noch zehn Jahre zu arbeiten und frage sich, was kann man besser machen und wie einiges wieder gut. Seine Idee: Ein altes Wasserentnahmerecht erlaubt es ihm als Bauer auf den Bockwurstgraben zuzugreifen, der ebenfalls von der Nieplitz gespeist wird. Das Wasser könnte reichen, um quer über die Wiesen zur Nieplitz zu fließen und ein beständiges Moor, ein Rückzugsraum für Tiere und Biotop für Pflanzen zu werden. Ein kleiner Teil der 60 Hektar großen Fläche gehörte ihm bereits, den Rest hat er gekauft oder getauscht. Nur ein letzter Grundstückseigner steht dem Projekt noch im Weg, das vom Naturschutzbund gefördert wird. Mit dem Moor, so hofft Frenzel, könne er etwas zurückgeben – eben Leben schenken. Alles was er dafür braucht ist Wasser. Tobias Reichelt
Kleinmachnow - Ab heute werden der zuständige Jagdpächter Hans Diwiszek und die von ihm eingesetzten Jäger verstärkt in Kleinmachnow patrouillieren, um Wildschweine zu jagen. Mit dem Monat August ende die Schonzeit für die Bachen, teilte Verwaltungssprecherin Martina Bellack mit. In neu ausgewiesenen und für den Abschuss pauschal freigegebenen Schwerpunktorten könnten die Jäger nun schießen, sollte es die Sicherheitslage zulassen.
Zudem hätten bereits rund 160 Kleinmachnower über ihre Verwaltung eine Sondergenehmigung beantragt, auf ihrem Grundstück jagen zu lassen. Damit sind die Anwohner einem Angebot der Gemeinde nachgekommen, in ihrem Namen die Genehmigung bei der Unteren Jagdbehörde zu beantragen – kostenfrei und unkompliziert per Vollmacht. Demnach dürfen Jagdpächter Diwiszek und die von ihm benannten Jäger auch auf ihren Grundstücken schießen (PNN berichteten). Die Jäger werden in den kommenden Wochen zu zweit auf Streife gehen. Zu erkennen sind sie an orangefarbenen Sicherheitswesten und roten Hutbändern. Geplant sind die Einsätze in den Abendstunden. Kontrolliert werde an diesem Wochenende insbesondere der Bannwald im Bereich Märkische Heide.
Sollte hier ein Abschuss ohne Gefährdung möglich sein, werde dieser auch erfolgen, versprach Bellack. Weitere Wildschwein-Schwerpunkte mit Abschussgenehmigung befinden sich unter anderem im Bereich Hohe Kiefer/Förster-Funke-Allee, Hakeburg, Kiebitzberge und Buschgraben. „Ob und wo an diesen Orten tatsächlich der Schuss zu verantworten ist, müssen die Jäger erkunden“, teilte Bellack mit, vom Schuss dürfe keine Gefahr für Menschen ausgehen.
Seit Juni streckten die Jäger in Kleinmachnow bereits 32 Schwarzkittel. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2007 waren es 50 Tiere. Geplant ist auch, einen dritten Fangkäfig zu installieren. Ziel der Verwaltung sei es, „die Population insgesamt soweit einzudämmen, dass Wildschwein-Begegnungen im Ort wieder zur Ausnahme werden.“ tor
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