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Potsdam-Mittelmark: Zwischen Rekordertrag und Dürreausfall
Beelitzer Spargelbauern rechnen mit bester Ernte seit Jahren, während die übrigen Landwirte weiterhin um ihre Existenz bangen
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Potsdam-Mittelmark - Die Beelitzer Spargelbauern steuern in diesem Jahr auf eine Rekordernte zu: Dank des sonnigen und trockenen Aprils ist das Edelgemüse besonders gut gewachsen. Zurzeit würden durchschnittlich 7,5 Tonnen pro Hektar geerntet werden, sagte der Vorsitzende des Beelitzer Spargelbauvereins Manfred Schmidt auf PNN-Anfrage. Normal seien vier bis sechs Tonnen. Bei einer Anbaufläche von insgesamt 1 200 Hektar in Beelitz könnten die Spargelbauern zum Ende der Saison auf einen Gesamtertrag von 7 500 Tonnen kommen.
Noch im vergangenen Jahr haben die Spargelbauern 1 000 Tonnen weniger eingefahren. Durch den hohen Ertrag seien auch die Preise in diesem Jahr besonders günstig: Zwischen fünf und sieben Euro muss man für ein Kilo der Handelsklasse 1, also für die beste Qualität, zahlen. Die dünneren und krummeren Stangen kosten weniger. In den kommenden Wochen könnte der Preis noch einmal um 50 Cent fallen, so Schmidt, steigen werde er jedenfalls nicht mehr.
Die derzeit kühleren Temperaturen und der gelegentliche Regen hätten keinen negativen Einfluss auf die Ernte, sagte Schmidt, zumal es in den kommenden Tagen wieder wärmer werden soll – bei andauerndem Niederschlag. Vielmehr verschaffe das kühle Intermezzo sowohl den Pflanzen als auch den Bauern eine kleine Atempause, so dass die Waren aus den Kühlhäusern wieder abfließen können. Länger als zwei Tage werde der Spargel aber kaum gelagert.
Optimistische Töne kommen auch aus der Obstbaubranche in Werder (Havel): Dank des warmen Aprils habe es – anders als noch im vergangenen Jahr – nur kleinere Frostschäden gegeben, sagte Stefan Lindicke, Obstbauer und Geschäftsführer des hiesigen Obst- und Gartenbauvereins. Diese würden je nach Lage und Art unterschiedlich ausfallen, so gebe es bei Äpfeln kaum Schäden, eher bei Kirschen. „Der Obstansatz sieht gut aus – und wenn die Früchte hängen bleiben, können wir zufrieden sein“, so Lindicke weiter. Der Junifall stehe aber noch bevor, dann verlieren die Bäume auf natürlichem Wege einen Teil ihrer Früchte.
Etwas mehr Feuchtigkeit bräuchten die Obstbäume, der Regen der vergangenen Tage sei noch nicht tief ins Erdreich vorgedrungen. Dass Apfel- und Kirschbäume in diesem Jahr sehr früh mit der Blüte begonnen haben, hätte übrigens noch keine negativen Konsequenzen.
Auf insgesamt 1 200 Hektar und in 14 Haupterwerbsbetrieben wird in der Region Werder Obst angebaut. Die ersten Früchte, die demnächst in den Verkauf kommen, sind die Erdbeeren: Die Ernte in den Gewächshäusern soll in der kommenden Woche starten.
Weit weniger glücklich mit dem Wetter der vergangenen Wochen sind indes die Ackerbauern. Wie gestern berichtet, hat der Landesbauernverband jetzt schon Dürrehilfe vom Land in Anbetracht bereits absehbarer Ernteeinbußen beim Getreide gefordert. Wolfgard Preuß, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Potsdam-Mittelmark, erläuterte gegenüber den PNN, dass durch den nahezu regenfreien April Wintergerste, Raps, Roggen, Weizen und Triticale gelitten hätten. „10 bis 20 Prozent der Pflanzen sind beschädigt worden, und das wird sich bei der Ernte bemerkbar machen.“ Allerdings müsse die Forderung nach Dürrehilfe auch im Zusammenhang mit der derzeit schlechten Lage in der Landwirtschaft insgesamt gesehen werden: Die Milchpreise sind auf ein Rekordtief von unter 20 Cent pro Liter gefallen, und auch für den Doppelzentner Getreide gibt es längst nicht mehr so viel wie noch vor einem Jahr: Statt 15 in der Regel nur noch 10 Euro. Die Düngemittel-Preise sind indes nach wie vor hoch.
„Es ist kein Geld da“, beschrieb Preuß das momentane Grundproblem der hiesigen Bauern. Die geforderte Dürrehilfe vom Land sei im Gegensatz zu den Fördergeldern von der EU einfach schneller greifbar und könnte innerhalb weniger Wochen an die Antragsteller ausgereicht werden. Thomas Lähns
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