Schlecker-Schließung: Zwischen Schnäppchenjagd und Solidarität
Schlecker-Kunden reagieren enttäuscht über die Schließung der Läden in Teltow und Beelitz
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Beelitz / Teltow - Windeln, Shampoos und Schokoriegel: Noch sind die Regale in den Schlecker-Filialen im Gewerbegebiet Beelitz und in der Teltower Liselotte-Herrmann-Straße gut gefüllt. Doch in zehn Tagen sollen die beiden Läden geschlossen werden – neben 44 weiteren in ganz Brandenburg.
Die Angestellten wollen – oder dürfen – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, noch nichts zu den gestern bekannt gewordenen Schließungen sagen. „Fragen Sie mich noch einmal, wenn ich meine Kündigung auf dem Tisch habe“, meint eine Kassierin resigniert. Dass die Entscheidung des Konzerns nicht „automatisch den Verlust des Arbeitsplatzes“ bedeuten muss, wie es offiziell heißt, glaubt sie offenbar nicht.
Und auch bei den Kunden, die, wie das Personal auch, fast ausschließlich weiblich sind, herrscht Enttäuschung. „Das kann doch nicht sein, dass in Beelitz ausgerechnet die größere der beiden Filialen geschlossen wird“, ärgert sich Yvette Burgmann, die hier regelmäßig einkauft. Die Auswahl sei hier viel besser als in dem kleinen Laden in der Poststraße, außerdem gebe es hier ausreichend Parkplätze.
Auch Corinna Neun bedauert, dass in Beelitz jetzt der Markt mit den breiteren Gängen schließt. Damit sie auch künftig mit Kind und Kinderwagen einkaufen kann, wird sie wohl auf die Konkurrenz ausweichen müssen. „Statt zweien hätte auch ein großer, gut sortierter Laden für Beelitz genügt“, findet sie. Dass die Drogeriekette so viele Filialen betrieben hat, habe sie ohnehin immer gewundert.
Neben solchen privaten Überlegungen zeigen die Kunden aber vor allem Solidarität mit den Mitarbeitern von Schlecker. „Es muss auf jeden Fall eine sozialverträgliche Lösung gefunden werden“, so Neun. Für Beatrix Neuser, die das Gewerbegebiet in Beelitz mit verwaltet, sieht die Sache allerdings komplexer aus: „Wenn die insolvente Firma die Filialen nicht halten kann, verstehen das sicher auch die Angestellten.“ Schlimm sei es aber, dass die Mitarbeiter so lange im Ungewissen gelassen und dann kurzfristig informiert wurden.
Andere meinen, für Schlecker zu arbeiten habe sich nie gelohnt, die meisten Mitarbeiter hätten lediglich Zwei-Jahres-Verträge gehabt. „Ich habe mich immer über den schnellen Wechsel der Kassiererinnen gewundert“, sagt auch Gisela Hauke aus Teltow. Dafür seien die aber immer besonders nett gewesen, ergänzt Rosel Schiller. Auch sie hat bislang regelmäßig hier eingekauft – wegen der günstigen Angebote, aber auch einfach deshalb, weil sie direkt gegenüber des Schlecker-Marktes in der Liselotte-Herrmann-Straße wohnt. „Das ist schon wirklich traurig“, sagt sie.
Kristin Seidenberg wird der Laden um die Ecke vor allem fehlen, wenn sie all den Kleinkram für ihr Kind braucht. „Hier bekommt man einfach alles, die nächste Filiale ist aber erst in der Potsdamer Straße“ erzählt die junge Frau, die beide Arme mit Windeln beladen hat. Die sind seit gestern besonders billig, denn um die Waren noch rasch loszuwerden, gibt Schlecker auf alles 30 Prozent Rabatt.
Das lockt auch Käufer, die nicht zum Schlecker-Stammpublikum gehören. Über die bevorstehenden Schließungen wissen alle Bescheid. „Sonst war mir Schlecker eigentlich zu teuer, bis zur kommenden Woche werde ich die Sonderangebote aber sicher nutzen“, sagt die Teltowerin Angela Friedrich. Dass andere Drogerieketten billiger sind, bestätigt auch Larisa Geißler. Sie habe dennoch fast immer hier eingekauft, einfach, weil es so nah war. „Hier konnte ich in zwei Minuten zu Fuß hinlaufen, in Zukunft werde ich mit dem Bus oder dem Auto fahren müssen.“ Schlimm sei die Sache aber nur für die Angestellten, Einkaufsmöglichkeiten gebe es in Teltow genug. Ariane Lemme
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