
© Foto: Jana Haase
Potsdam verschiebt Kanal-Wiederaufbau: Wasserweg weder kurz- noch mittelfristig möglich
Einst war es das Herzensprojekt von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), nun muss die Wiederherstellung des Wasserweges wegen zu hoher Kosten ins Ungewisse verschoben werden.
Stand:
Die Stadt verabschiedet sich von einer Rekonstruktion des Stadtkanals in einem absehbaren Zeitraum. „Die Wiederherstellung des gesamten Kanalverlaufs in allen Stadträumen kann die Stadt aktuell weder kurz- noch mittelfristig leisten“, heißt es in aller Deutlichkeit in einer Vorlage der Verwaltung für einen Rahmenplan für den Stadtraum „Am Kanal“.
Als Grund führt die Verwaltung die teils „komplexen Problemlagen“ und die damit „verbundenen hohen finanziellen Kosten für einen durchgängig freigelegten, denkmalgerechten sanierten und mit der Havel direkt verbundenen Stadtkanals einschließlich der erforderlichen Brücken“. Daher könne nur von einem nicht konkret definierten „längerfristigen Entwicklungszeitraum“ ausgegangen werden, heißt es weiter in der Vorlage.
Verwiesen wird auf die Kostenkalkulation für den anstehenden dritte Bauabschnitt zwischen Am Kanal und Stadtmauer, die auf den Erfahrungen aus dem 2. Bauabschnitt basiert. Dieser 412 Meter lange Stadtkanal-Teil zwischen der Havelmündung und dem Ende der Straße am Kanal wurde 2012 realisiert. Der dritte Abschnitt konnte wegen ausbleibender Förderung und damit fehlender Finanzierung bis heute nicht umgesetzt werden. 2016 rechnete der Bauverein Potsdamer Stadtkanal 1722 e.V. mit Kosten zwischen 2,6 und drei Millionen Euro, hochgerechnet aus den Erfahrungen beim Bau der ersten 50 Meter des Abschnitts von der Kellertorbrücke bis zur Havelmündung.
Die Verwaltung wirbt nun für eine umfassende Rahmenplanung für den Stadtraum „Am Kanal“, die nicht nur den Kanal zwischen Kellertor- und Berliner Brücke selbst sondern auch die umliegenden Stadtgebiete umfasst. Insbesondere geht es um die Weiterentwicklung des Gebietes zwischen Holzmarktstraße und Türkstraße, eine der letzten größeren Freiflächen in der Innenstadt. Derzeit wird das Gelände von einem Supermarkt und großen Parkflächen dominiert. 400.000 Euro soll die Rahmenplanung kosten, über deren Start die Stadtverordneten in der kommenden Novembersitzung abstimmen sollen. In die kommenden Planungsarbeiten einbezogen werden sollen sowohl die Ergebnisse der studentischen Ideenwerkstatt für den Stadtkanal aus dem Sommer 2022 als auch weitere Ideen aus der Bürgerschaft, den Anwohner:innen, den Wohnungsunternehmen und der Lokalpolitik sowie lokalen Interessengruppen.
Einst bezeichnete Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) den Stadtkanal als seine „Herzenssache“ und definierte den Wiederaufbau als eines der wichtigsten Projekte für seine Amtszeit. Der Stadtkanal verlief seinerzeit auf einer Länge von rund 1,8 Kilometern von der Oberen Planitz bis zum Tiefen See – bisher sind erst zwei Teilabschnitte davon wieder ausgehoben worden. In einer Machbarkeitsstudie von 2002 wurden die Kosten für die Wiedergewinnung des gesamten Stadtkanals auf 65,7 Millionen Euro taxiert. Diese 20 Jahre alte Kalkulation wurde bis heute nicht überprüft.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: