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Unions Stürmer Jordan Siebatcheu Pefok (Mitte) war in der Bundesliga bereits an vier Toren beteiligt, in der Europa League steht vorne noch die Null.

© imago/GlobalImagens / IMAGO/Miguel Pereira

Update

1. FC Union mit zwei Gesichtern: Wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde

In der Bundesliga an der Tabellenspitze, in Europa noch ohne Punkt. Die Berliner wollen nach der Niederlage in Braga am Sonntag gegen Wolfsburg wieder ihr erfolgreiches Gesicht zeigen.

Stand:

Es hat einen Hauch von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, was der 1. FC Union in dieser Saison bisher abgeliefert hat. Auf der einen Seite gibt es die enttäuschenden Ergebnisse in der Europa League, wo die Berliner am vergangenen Donnerstag gegen Braga die zweite Niederlage in zwei Spielen hinnehmen mussten. Auf der anderen Seite hat man den Traumstart in der Bundesliga, wo Union mit 14 Punkten aus den ersten sechs Spielen gerade ganz oben steht.

Mit einem Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag (15.30 Uhr, Dazn) will man jetzt den ersten Platz verteidigen, und sich damit als Tabellenführer in die bevorstehende Länderspielpause verabschieden. Dafür müssen die Köpenicker aber nach der Niederlage in Portugal wieder eine schnelle Verwandlung vollziehen: aus dem bösen Europapokal-Hyde in den guten Bundesliga-Jekyll. „Die Vergangenheit kannst du nicht mehr beeinflussen. Was du beeinflussen kannst, ist das nächste Spiel“, sagte Trainer Urs Fischer am Samstag.

Alarm schlägt in Köpenick ohnehin keiner. Schließlich waren die Leistungen auch im Europapokal nicht so schlecht, dass man gleich eine Krise ausruft. In Braga hatte Fischer den Auftritt seines Teams gelobt, sprach von einem „Resultat, das die Leistung nicht widerspiegelt“.

Wer nach sechs Spieltagen Erster ist, hat mit Sicherheit vieles richtig gemacht.

Wolfsburgs Trainer Niko Kovac

Doch so verdient ein Unentschieden auch gewesen wäre, war es dennoch wohl kein Zufall, dass die Mannschaft mit mehr Europapokal-Erfahrung ein ausgeglichenes Spiel am Ende gewann. Aus welchem Grund auch immer: im internationalen Wettbewerb schafft es Union bisher nicht, die übliche Kaltschnäuzigkeit an den Tag zu legen. „Wir hatten unsere Möglichkeiten, waren aber nicht effizient“, sagte der Trainer. „Da liegt der Unterschied zur Bundesliga.“

Denn im nationalen Wettbewerb waren die Berliner bisher äußerst effizient. In den bisherigen sechs Spielen kamen sie im Durchschnitt auf 2,17 Tore und 11,7 Torschüsse pro Partie – eine deutlich bessere Quote als der Liga-Durchschnitt. Zudem kann man aktuell mit der drittstärksten Offensive und der stärksten Defensive der Liga prahlen: Nur Bayern München und Frankfurt haben nach Stand Samstagabend mehr Tore erzielt, kein Team hat weniger kassiert.

Auch deshalb hat Wolfsburgs Trainer, der frühere Bayern-Coach Niko Kovac, Union in dieser Woche in den höchsten Tönen gelobt. „Die Intensität, die diese Mannschaft fährt, ist einzigartig. 90 Minuten geht es rauf und runter. In jedem Zweikampf sind sie präsent. Wer nach sechs Spieltagen Erster ist, hat mit Sicherheit vieles richtig gemacht“, sagte er am Freitag.

Mit solchem Lob, genauso wie mit dem aktuellen Hype um Unions Erfolg, geht Fischer gewohnt vorsichtig um. „Es wird wirklich sehr viel über uns berichtet, muss ich sagen. Damit musst du auch lernen, umzugehen. Wir dürfen nicht bequem werden“, sagte er. Von Begriffen wie „Favoritenrolle“ wollte er wie üblich nichts hören.

Favorit ist seine Mannschaft im Duell mit dem Tabellensechzehnten trotzdem. Erstens spricht die historische Bilanz klar für den Gastgeber: Dreimal waren die Niedersachsen schon in Köpenick zu Gast, noch nie konnten sie dort gewinnen. Zweitens ist es rund um die Mannschaft von Kovac auch nach dem ersten Saisonsieg alles andere als ruhig. Das liegt vor allem an dem früheren Unioner Max Kruse, der unter Kovac zur Persona non grata geworden ist. Ein Wiedersehen mit dem Stürmer, der Union vor etwas mehr als einem Jahr in den Europapokal köpfte, wird es daher nicht geben.

Aber in der Vergangenheit leben Fischer und seine Spieler ohnehin nicht. Und so gehen sie trotz der neuesten Enttäuschung in Europa wieder mit breiter Brust in das Spiel am Sonntag. Schon in Braga blickte etwa Verteidiger Paul Jaeckel mit Optimismus auf die nächste Aufgabe. „Es ist eine gute Ausgangslage“, sagte er. „Wir sind Tabellenführer, und das wollen wir auch bleiben.“

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