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1. FC Union verliert 1:4 trotz Traumtor: Antonia Halverkamps kann, was nicht mal Torsten Mattuschka kann
Mit einer direkt verwandelten Ecke gelingt Antonia Halverkamps für den 1. FC Union Berlin ein echter Kunstschuss. Doch in der zweiten Hälfte schlägt das Spitzenteam aus Wolfsburg zurück.
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Der 1. FC Union Berlin lebt seit Jahren von seinen Standardspezialisten. Christopher Trimmel hat per Ecke Dutzende Tore vorbereitet, Klublegende Torsten Mattuschka haben die Fans sogar ein eigenes Lied gewidmet. Doch das, was Antonia Halverkamps am Dienstagabend beim 1:4 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg auf den Rasen zauberte, hat selbst der Mann, „der kann, was keiner kann“, nicht vollbracht.
In der 22. Minute zirkelte die 25 Jahre alte Offensivspielerin eine Ecke von der linken Seite in hohem Bogen in den Strafraum. Der Ball flog mit viel Schnitt, senkte sich, Wolfsburgs Torhüterin Stina Johannes streckte sich – doch vergeblich. Die Kugel schlug im langen Eck ein.
Dass er sich so reindreht, ist auch ein bisschen Glück.
Antonia Halverkamps
„Dass er sich so reindreht, ist auch ein bisschen Glück“, sagte Halverkamps. Sie habe nicht geplant, den Ball direkt aufs Tor zu schlagen, darüber, „dass er immer länger und länger wurde und dann reingegangen ist, bin ich aber sehr dankbar“.
Direkt verwandelte Ecken üben im Fußball eine besondere Faszination aus. Das hat auf der einen Seite mit ihrer Seltenheit zu tun, auf der anderen mit dem enormen Schwierigkeitsgrad, den ein solcher Kunstschuss erfordert.

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Wer es selbst mal im Training versucht hat und nicht Mario Basler oder Juan Sebastián Verón heißt, wird festgestellt haben, dass es selbst auf das leere Tor nicht einfach ist, die richtige Mischung aus Kraft und Schnitt zu finden. Mit etwa zehn Spielerinnen in oder am Fünfmeterraum liegt die Erfolgswahrscheinlichkeit fast bei null.
Gegen die einstigen Serienmeisterinnen aus Wolfsburg, die nach schwachem Saisonstart zuletzt immer besser in Schwung gekommen waren, war es genau so ein Kunstschuss, den Union brauchte. Schon früh deutete sich an, dass die Berlinerinnen vor allem defensiv gefordert sein würden.
Trainerin Ailien Poese musste vor 7254 Zuschauenden im Stadion An der Alten Försterei auf neun verletzte Spielerinnen verzichten und auch die nachverpflichtete Abwehrspielerin Marina Georgieva war noch nicht dabei. So entschied sich Unions Trainerin für einen defensiven Ansatz. Meist verteidigten die Berlinerinnen mit einer Fünferkette und in der Anfangsphase misslang jeder Versuch, für Entlastung zu sorgen.
Das änderte sich in der 18. Minute, als Dina Orschmann am Ende eines Konters über Eileen Campbell das 1:0 knapp verpasste. Kurz darauf schloss Sophie Weidauer aus der Distanz ab, allerdings zu zentral. Union war im Spiel angekommen – und belohnte sich durch den Kunstschuss Halverkamps’.
Wolfsburg machte der Rückstand zu schaffen. Die Tabellenzweiten, die in dieser Saison bisher nur gegen den FC Bayern verloren hatten, leisteten sich viele Ungenauigkeiten und wirkten überrascht. Dennoch hatten sie durch Lena Lattwein noch vor der Pause zwei gute Chancen auf den Ausgleich.
Nach dem Seitenwechsel hätte Tomke Schneider einen Fehler der Wolfsburger Hintermannschaft beinahe mit dem 2:0 bestraft, doch VfL-Torhüterin Stina Johannes lenkte ihren Schuss gerade noch über die Latte.

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Es blieb allerdings eine der wenigen Berliner Offensivaktionen. Union musste gegen den einstigen Champions-League-Sieger nun wieder leiden. Der Druck wurde immer größer, zu groß. In der 57. Minute traf Lineth Beerensteyn erst noch die Latte, doch Lattwein staubte zum 1:1 ab.
Wie groß der Unterschied zwischen den beiden Mannschaften aktuell personell ist, zeigten die Wechsel. Während bei Union mit Ida Heikkinen (19) und Mariann Noack (15) zwei Teenager kamen, legte der VfL mit Alexandra Popp nach.
Zehn Minuten später war es eben die langjährige DFB-Kapitänin, die das wichtige 2:1 für die Wolfsburgerinnen erzielte. Smilla Vallotto und Ella Peddemors gelangen sogar noch zwei weitere Treffer. „Wolfsburg ist ein Topteam mit krasser individueller Klasse. Wir dürfen trotzdem stolz auf uns sein“, sagte Halverkamps.
So blieb den Berlinerinnen, bei denen sich mit Noack und Torhüterin Cara Bösl erneut zwei Spielerinnen verletzten, nach einer aufopferungsvollen Leistung nur ein Trost: Der schönste Treffer des Tages durch den Kunstschuss von Antonia Halverkamps ging auf ihr Konto.
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