
© Imago/Sebastian Räppold/Matthias Koch
2. Spieltag der Europa League: Der 1. FC Union ist auch international kein Außenseiter
Die Berliner treten beim SC Braga an und haben nach dem bisherigen Saisonverlauf hohe Erwartungen.
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Kaum hatte der 1. FC Union am Wochenende Geschichte geschrieben, musste sich der Berliner Bundesligist schon wieder um die Gegenwart kümmern. Während die Fans nach dem 1:0-Sieg in Köln die eroberte Tabellenführung und die bevorstehende Krönung zum Deutschen Meister besangen, blieb man in der Kabine und den Katakomben im Hier und Jetzt verankert. „Die Zeit, die wir zum genießen haben, werden wir genießen, und dann geht’s weiter“, sagte Stürmer Sven Michel im Vereinsfernsehen.
Bei Union ist Zeit in diesen Tagen eher ein rares Gut: In Köpenick gibt es aktuell kaum Zeit zum Atmen. Das liegt aber nicht an der dünnen Luft da oben an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga, sondern an dem vollgestopften Terminkalender. Nur ein paar Tage nach dem euphorischen Wochenende steht die nächste Herausforderung an. Am Donnerstag bestreiten die Berliner beim portugiesischen Klub SC Braga ihr zweites Gruppenspiel in der Europa League (21.00/live bei RTL+).
Die Vorfreude darauf ist verständlich. Portugal mag für deutsche Touristen nicht vollkommenes Neuland sein, doch Braga ist trotzdem deutlich exotischer als viele Unions bisherigen Reiseziele in Europa. In Prag gibt es keine Pasteis de Nata und in Helsinki kein Stadion, wo es statt einer Tribüne einen riesigen Granitfelsen hinter dem Tor gibt. Das Stadion dürfte besonders etwas älteren Zuschauerinnen und Zuschauern noch gut im Gedächtnis sein, denn in Braga wurden seinerzeit auch Spiele der Europameisterschaft 2004 ausgetragen.
Die Gruppe wirkt machbarer als im vergangenen Jahr
Wenn man im November nach Brüssel reisen muss zum Rückspiel bei Union Saint-Gilloise, dann dürfte das Wetter auch deutlich unangenehmer sein als nun im September in Portugal. Auch deshalb reisen geschätzt 2600 Anhänger mit nach, obwohl sie nach der Auslosung auch sehr wenig Zeit hatten, die Reise zu organisieren und zu finanzieren. Geholfen wurde ihnen zum Teil durch den Verein, der fünf Charterflüge zur Verfügung gestellt und darüber hinaus sogar für ein gastronomisches Angebot am Flughafen gesorgt hat.
Doch jenseits des Urlaubsgefühls hat Union in Portugal auch noch einen Job zu erledigen. Nach der überraschenden 0:1-Niederlage gegen den belgischen Außenseiter Union Saint-Gilloise im ersten Gruppenspiel steht Union gleich im zweiten Spiel unter Druck. In Braga wollen die Berliner vermeiden, dass sie die zweite Pleite hintereinander hinnehmen müssen und damit vielleicht sogar zum Tabellenschlusslicht in der Gruppe D werden.
Das wäre das Albtraumszenario. Denn anders als in der Conference League im vergangenen Jahr ist diese Europapokal-Saison doch mit einigen Erwartungen beladen. Obwohl der 1. FC Union nun theoretisch eine Stufe höher in der europäischen Pyramide spielt, ist die Gruppe diesmal deutlich machbarer als vor einem Jahr, und Union zudem auch stärker und erfahrener. Wenn man nicht mindestens den dritten Platz und damit die Rückkehr in die Conference League schafft, wäre das nicht weniger als eine Enttäuschung.
Wir müssen unser Liga-Gesicht zeigen.
Torwart Lennart Grill
Um das zu schaffen, muss man auch in Europa aber schnell wieder zu der Form kommen, die Unions aktuellen Höhenflug in der Bundesliga befeuert. „Wir müssen unser Liga-Gesicht zeigen“, forderte Torwart Lennart Grill am Dienstag.
Gegen Braga dürfte das vielleicht noch etwas einfacher sein als gegen die Belgier, die in der Alten Försterei den sprichwörtlichen Bus vor dem Tor geparkt hatten und auf ihre Defensive setzten. Die Portugiesen gelten hingegen als stärkste Kraft in dieser Gruppe, und Union ist dagegen immer stärker, wenn die Berliner das Spiel nicht selbst bestimmen müssen.
Dabei will man in Köpenick diesmal aber keine Ausreden gelten lassen. „Es war unsere Schuld, dass wir gegen Saint-Gilloise verloren haben. Das Gegenpressing war nicht gut, das Zweikampfverhalten war nicht gut“, sagt Kapitän Christopher Trimmel. Wichtig sei aber die Reaktion darauf. Die habe man gegen Köln gezeigt, und die wolle man nun in Portugal konsolidieren. „Jetzt haben wir wieder Selbstvertrauen getankt und werden am Donnerstag wieder ein besseres Spiel machen“, sagt Trimmel.
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