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Chef de Mission. Bei den Olympischen Spielen führte Michael Vesper die deutsche Delegation an, zuletzt in Rio 2016.

© dpa

Abschied als DOSB-Vorstandschef: Michael Vesper, das Raubein des deutschen Sports

Als hauptamtlicher Chef des DOSB hat Michael Vesper bei Olympiabewerbungen kein Glück gehabt. Bei anderen Themen war er durchsetzungsstark bis hin zur Ruppigkeit.

Kann einer ein Gewinner sein, der die drei größten Spiele verloren hat? Als höchster hauptamtlicher Vertreter des deutschen Sports wollte Michael Vesper die Olympischen Spiele nach Deutschland holen. Einmal scheiterte er mit München an Pyeongchang, im zweiten Versuch schon an der Bevölkerung in Bayern, genau wie vor zwei Jahren in Hamburg. Da half auch nicht, dass er die Spiele zum „Jahrhundertprojekt“ für Hamburg erklärt hatte.
Olympia war kein Glücksfall für ihn. Zumal Vesper davor schon als Sportminister und stellvertretender Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen eine innerdeutsche Olympia-Ausscheidung mit Düsseldorf gegen Leipzig verloren hatte. An diesem Samstag leitet Vesper nun in Koblenz zum letzten Mal die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Danach hört der 65-Jährige als Vorstandsvorsitzender beim Dachverband des deutschen Sports auf.

Vor elf Jahren hatte er dort begonnen, zunächst mit einem Erfolg, als er für Dopingopfer der DDR eine Entschädigungssumme aushandelte. In den Folgejahren konnte sich vor allem der damalige DOSB-Präsident Thomas Bach auf ihn verlassen, weil Vesper ihm den Rücken für seine Karriere freihielt. Dass Bach 2013 zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt wurde, hatte er somit auch Vesper zu verdanken. Es war ein ungewöhnliches Team, FDP-Mann und Wirtschaftsanwalt Bach und Vesper, Gründungsmitglied der Grünen.

Er geht und über das wichtigste Projekt wird weiter gestritten

In den DOSB brachte Vesper seine politische Beschlagenheit genauso ein wie einen bisweilen rauen Umgangston. Nicht zuletzt darin liegt die Erleichterung begründet, von der jetzt innerhalb des Verbands zu hören ist. Vesper wich kaum einer Auseinandersetzung aus und konnte dadurch manches bewirken, am Ende seiner Dienstzeit sind jedoch wichtige Projekte offen. Vor allem über die Leistungssportreform, die wieder mehr deutsche Medaillen bei Olympia einbringen soll, wird gestritten. Kein gutes Zeichen für den Verband ist auch, dass Athletinnen und Athleten eine eigene Organisation gegründet haben, um ihre Interessen besser vertreten zu können.
Was Vesper als nächstes macht, hat er noch nicht gesagt. Seinen Platz hat der DOSB an eine ganz andere Persönlichkeit als ihn vergeben. Veronika Rücker, 47, leitete zuletzt die Führungs-Akademie des DOSB. Sie steht für die Weiterentwicklung des Verbandes von innen heraus.

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