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Sport: Abschied in Plastikfolie

Von Daniel Pontzen München. Der Präsident hatte sich kundig gemacht.

Von Daniel Pontzen

München. Der Präsident hatte sich kundig gemacht. In Wolfsburg würde sich Stefan Effenberg mit einem Einsatz „keinen Gefallen tun“, wusste Franz Beckenbauer zu berichten. Denn: „Da sind seine Sprüche gar nicht gut angekommen. Wolfsburg ist eine Arbeiterstadt.“

Die Recherche des Kluboberst mag Trainer Ottmar Hitzfeld bestärkt haben in seiner Entscheidung, den zum Saisonende scheidenden Kapitän des FC Bayern vorzeitig von dessen Pflichten zu entbinden. „Ich habe Stefan mitgeteilt, dass sich die Situation seit letzter Woche nicht geändert hat“, sagte Hitzfeld. „In Wolfsburg wären einige Reaktionen zu erwarten gewesen. Wir aber brauchen Ruhe.“ Es deutet vieles darauf hin, dass Effenbergs Arbeitskraft auch beim letzten Saisonspiel keine Wertschätzung mehr erfährt. Denn das Heimspiel gegen Rostock, ursprünglich als Abschiedsmatch für den Kapitän vorgesehen, hat durch die am Wochenende wiederbelebte Meisterschaftschance an Bedeutung gewonnen. So sehr, dass wohl kein Platz bleibt für eine Geste der Gnade.

„Stefan ist ein stolzer Spieler“, sagte Hitzfeld. „Ich glaube nicht, dass er sagt, gegen Rostock wäre es eine Ehre für mich zu spielen. So ein Spiel braucht er nicht.“ So ein Spiel, in dem es bloß um die Meisterschaft geht. Aber entschieden hat er noch nicht. Sagt Hitzfeld. Fast wirkt es so, als sei der Trainer froh, endlich ein Alibi zu haben, auf Effenberg zu verzichten. Zu lange habe Hitzfeld an seinem schwächelnden Star festgehalten, werfen ihm Kritiker vor. Manche sagen, dies habe seine Autorität gegenüber der Mannschaft geschwächt. Einen Fehler, dessen Wiederholung Hitzfeld nun mit allen Mitteln zu vermeiden sucht. „Stefan muss nicht gegen Rostock spielen, um gebührend verabschiedet zu werden“, stellt er vorsorglich fest. Effenberg wird sich damit abfinden müssen, dass der „gebührende Abschied“ nun in Vereinsfarben daherkommt, in Plastikfolie gehüllt: ein netter Blumenstrauß.

Auch die Kollegen, die sich nach Effenbergs unerbetener Systemkritik am Sozialstaat noch hinter ihren Chef gestellt hatten, üben sich nun in Zurückhaltung. Jens Jeremies etwa befasst sich nur mit Grundlegendem. „Ich konzentriere mich auf die grüne Wiese.“ Schließlich geht es ja noch um die Plätze eins bis drei.

Bei Effenberg sah es so aus, als sollte er sich künftig eher mit den Plätzen vierzehn bis sechzehn beschäftigen müssen. Premier League-Aufsteiger Manchester City habe sich einigen können mit dem Mittelfeldspieler, berichtete die englische Presse und schrieb von einem Zweijahresvertrag, der dem 33-Jährigen 40 000 Pfund pro Woche hätte garantieren sollen. Nun das Dementi: „Ich habe am Montag mit dem Klub telefoniert und abgesagt.“ Vielleicht hat ihm der Präsident davon abgeraten. Manchester ist eine Arbeiterstadt.

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