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Hat die Ruhe weg: Albas Trainer Aito Garcia Reneses.

© dpa

Eurocup: Alba Berlin: Lässig in der Niederlage

Alba Berlin scheidet aus dem Eurocup aus und blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. Der nächste Gegner ist allerdings ein Schwergewicht.

Senor Aito Garcia Reneses hat mit seinen 71 Jahren schon viel gesehen im Leben. Beruflich hat der Mann, wahrhaft eine Koryphäe des europäischen Basketballsports, viele Erfolge erlebt und natürlich auch viele Niederlagen. Welche Bedeutung für ihn inzwischen eine Basketballspiel hat, war am Dienstag zu beobachten.

Spätabends besuchte der Spanier gutgelaunt das Restaurant im Vip-Bereich der Arena am Ostbahnhof. Garcia machte noch kurz Halt bei einer Frau, die ein Baby in den Händen hielt. Er begutachtete und streichelte das Baby. Die Frau sagte anschließend zu Reneses: „Jetzt greifen Sie eben in den deutschen Wettbewerben an.“ Reneses lächelte, hob den Daumen und sagte zu ihr: „Ja, das werden wir tun.“ Die Stimmung, diesen Eindruck hatte Reneses schon die ganze Saison über hinterlassen, lässt sich der Trainer des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin nicht von einem Spiel vermiesen.

Jeder andere seiner Kollegen wäre wahrscheinlich nach diesem Spiel am Dienstag anders aufgetreten. Alba hatte vor etwas mehr als 6000 Zuschauern eine 72:75 (35:27)-Niederlage gegen Gran Canaria hinnehmen müssen. Die Berliner haben nach damit vier Niederlagen aus fünf Spielen das Viertelfinale des Eurocups verpasst. Es war dies bislang sicher die bitterste Niederlage für Alba in dieser Spielzeit.

„Ich bin zufrieden, wie wir bislang auftreten. Ich sage aber noch nicht, dass ich glücklich bin. Dafür ist die Saison noch zu jung“, sagte Reneses bei der Pressekonferenz unmittelbar nach dem Spiel gegen die Spanier, die er selbst zwischen 2014 und 2016 trainiert hatte. Und vermutlich wäre bei jedem anderen Trainer kritisch nachgefragt worden. Die sagenhafte Lässigkeit von Reneses, auch in bitteren sportlichen Stunden, kann aber offensichtlich ansteckend sein.

"Die Mannschaft entwickelt sich in Wellenbewegungen"

Selbst Albas Manager Marco Baldi, sonst eher bekannt als ein Mann mit großem Ehrgeiz und großer Erwartung, ist in dieser Spielzeit etwas zahmer geworden. Auch bei ihm war nach der Niederlage von Enttäuschung kaum eine Spur. „Man scheidet immer ungern aus“, sagte er. „Aber man sieht, dass sich die Mannschaft in Wellenbewegungen entwickelt.“

Tatsächlich war bei Teilen der Anhängerschaft vor der Saison durchaus die Befürchtung da gewesen, dass dies eine schwere Saison werden könne für die junge und unerfahrene Mannschaft von Alba. Inzwischen aber lebt die Mannschaft wie der Anhang die von Trainer Reneses ausstrahlende Leichtigkeit des Seins. Gegen das stark favorisierte Team aus Gran Canaria war Alba ein ebenbürtiger Gegner. Kleinigkeiten entschieden dieses Spiel, etwa sieben Freiwürfe, die daneben gingen und – sicher auch – das etwas zittrige Händchen bei dem einen oder anderen Spieler, als es in die letzten Minuten ging.

„Bis zu den Play-offs müssen wir uns noch steigern“, sagte Baldi. „Aber wir haben hier auch etwas gelernt. Das sind Erfahrungen, die wir in die nächsten Spiele mitnehmen.“

Und der nächste Gegner der Berliner ist gleich ein Schwergewicht. Am Sonntag empfängt Alba in der Arena am Ostbahnhof den amtierenden Deutschen Meister aus Bamberg. Die Franken aber befinden sich in der Krise. Am vergangenen Sonntag haben sie beim desaströsen 106:69 (53:31) in Bonn die höchste Saisonniederlage seit 17 Jahren in der Liga kassiert. Die Franken stehen derzeit auf einem enttäuschenden siebten Platz, Alba ist Zweiter.

„Mir wäre es lieber, die hätten dieses Desaster gegen Bonn nicht erlebt. Jetzt werden sie voller Adrenalin zu uns kommen“, sagte Baldi am späten Dienstagabend, während sich sein Trainer ganz entspannt am Büfett bediente.

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