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Verkniffen. Um das Image von Alexander Zverev ist es in Deutschland nicht zum Besten bestellt.

© dpa

Tennisstar setzt auf deutsche Fans: Alexander Zverev will „unser Junge“ werden

„Am Ende des Tages bin ich Deutscher", sagt Alexander Zverev und hofft auf mehr Zuneigung seiner Landsleute. Im Wesentlichen liegt das aber an ihm selbst.

Auf der Beliebtheitsskala der deutschen Sportfans rangiert Tennisprofi Alexander Zverev bisher nicht auf einem der vordersten Plätze. Das soll sich nun aber ändern: „Ich möchte jetzt einfach, dass die deutschen Leute mich besser kennenlernen und mit mir mitfiebern“, sagte er in einem Interview für das Videomagazin „Tiebreak“ des Deutschen Tennis-Bundes.

Bisher galt der 23-Jahre alte Hamburger vielen in seiner Heimat als arrogant, beratungsresistent und rüpelhaft. Dass er eigentlich ein ehrlicher und umgänglicher Typ ist, ging oft unter – weil es ihn nicht kümmerte, was die Leute über ihn dachten. Auch deshalb konnten die Deutschen bisher wenig mit ihrem jungen Tennisstar anfangen.

Jetzt will Zverev also Imagepflege betreiben, damit – so sagt er – seine Landsleute wissen: „das ist unser Junge, für den stehen wir auch um vier Uhr morgens auf und schauen uns das Grand-Slam-Finale halt an.“ So wie einst bei Boris Becker.

Als Becker in Melbourne 1991 und 1996 die Australian Open gewann, war Deutschland noch tennisverrückt. Die Menschen wussten, was sie von Becker bekommen würden, egal ob bei einem Sieg oder einer Niederlage: Emotionen, Unterhaltung, Drama.

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Bei Alexander Zverev weiß das vor einem Turnier niemand so recht. Sein Talent ist unbestritten, aber mitreißend ist sein Spiel eher nicht – trotz einiger durchaus bemerkenswerter Matches in jüngerer Vergangenheit. Und so gibt es heute nur noch wenige Verrückte, die wegen Tennis nachts aufstehen würden. Zumal sie es auch gar nicht mehr unbedingt müssten – zumindest für ein Finale der Australian Open. Denn das beginnt bei den Männern seit 2005 um 9.30 Uhr deutscher Zeit.

„Am Ende des Tages bin ich Deutscher und möchte dort präsent sein“, hat Zverev dem DTB außerdem noch erzählt. Das klingt fast so, als müsste er sich dessen selbst noch einmal bewusst werden.

Für einen derartigen Erkenntnisgewinn ist es nie zu spät. Und wer weiß: Vielleicht entwickelt sich aus dem unterkühlten Verhältnis zwischen Alexander Zverev und seinen deutschen Landsleuten ja doch noch so etwas wie echte Zuneigung. In erster Linie aber liegt das an Zverev selbst. Zumindest das scheint er nun verstanden zu haben.

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