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Volle Spannung. Kurz vor Schluss liegt Alba noch mit einem Punkt zurück und die Fans fiebern mit ihrer Mannschaft.

© Jonathan Streubel

Als Schülerpraktikant bei Alba Berlin: Was für eine Wendung!

Der knappe Heimsieg von Alba gegen Bayern München im vierten Finale begeistert nicht nur die Berliner Fans, sondern auch unseren Schülerpraktikanten. Ein Erfahrungsbericht.

Schon auf dem Weg zur Arena ist die Nervosität spürbar. Es geht für Alba um alles und das merkt man auch den Fans an. Wenn die Berliner das vierte Finalspiel gegen Bayern München verlieren, ist die Meisterschaft entschieden. Mit einem Sieg geht die Serie weiter und es gibt ein fünftes Spiel in München. Trotz einer nicht gerade vielversprechenden Statistik in den letzten Spiele zwischen Alba und Bayern ist der Großteil der Berliner Fans zuversichtlich.

45 Minuten vor Anpfiff betreten wir die Arena. Am Presseeingang angekommen, erhalten wir unsere Tickets. Wir treten in einen großen, tunnelartigen Gang und betreten den Medienbereich. Hier sitzen Journalisten von verschiedenen Zeitungen sowie Kameramänner und Vereinsangehörige vor und nach dem Spiel. Über den Medienraum gelangen wir zum Schauplatz des Geschehens. Begrüßt werden wir von lauten Bässen, die aus den vielen Lautsprechern dringen. Während wir unsere Plätze im Pressebereich direkt neben dem Spielfeld einnehmen, können wir zusehen, wie die letzten Vorbereitungen für das kommende Spiel getroffen werden. Selbst der Pokal befindet sich – für den Fall eines Münchner Sieges – bereits vor Ort und wir können ihn von Nahem betrachten. Auch Henrik Rödl, der Basketball-Bundestrainer ist erschienen, um live beim Finale dabei zu sein.

Es verbleiben noch genau 30 Minuten bis zum Spielbeginn und die Ränge füllen sich mit zunehmend. Nun ist es fast so weit, die Spieler der Bayern betreten bereits zum Aufwärmen die Spielfläche. Sie werden mit lauten Pfiffen und Buh-Rufen der Berliner Anhänger empfangen. Im Gegensatz dazu werden die heimischen Spieler, die kurz darauf den Court betreten, mit großem Jubel und Getöse von den 11.722 Zuschauern begrüßt. Wurfübungen, Dehnen und ein paar Pässe bereiten die Profis beider Teams auf das kommende Ereignis vor.

Schon vor dem Start deutet sich die gute Stimmung an. Als die Aufstellung der Berliner bekannt gegeben wird, wird es laut. Mit Cheerleaderinnen, atemberaubenden Nebeleffekten und Flammen rennen die Spieler auf das Feld. Währenddessen sagt der Hallensprecher deren Vornamen an und die Fans rufen die Nachnamen lauthals hinterher. Wenige Momente vor Beginn stimmt die Sängerin Lary die deutsche Nationalhymne an.

Stille erfüllt die Halle

Kurz darauf, um Punkt 20 Uhr startet das Spektakel. Die ersten zwei Punkte des Spiels erzielt Bayern München durch einen Korbleger von Danilo Barthel. Doch dies hält die Berliner Anhänger nicht von ihren Gesängen ab. Die wenigen mitgereisten Münchener Zuschauer gehen unter dem großen Jubel der Heimfans sofort unter. Das Spiel verläuft von Begin an sehr ausgeglichen. München schafft es nur knapp, das erste Viertel durch zwei Freiwürfe mit einem 14:12-Vorsprung zu beenden. Die zweiminütige Pause wird von einer grandiosen Show der Berliner Tänzerinnen überbrückt, wonach das Spiel gleich fortgesetzt wird. Die Stimmung erhitzt sich zunehmend und das Spiel wird zu einem richtigen Fight, wodurch es sehr sehenswert wird. Die Anzahl der Fouls nimmt rapide zu. Nicht nur die Profis, sondern auch die Zuschauer sind mit vollem Einsatz dabei. Das Geschehen ist unter anderem durch viele Fehler auf beiden Seiten bestimmt.

Ein Dreipunktewurf von Marius Grigonis reißt die gespannten Beobachter von den Sitzen. Mich packt das Spiel immer mehr und ich beginne richtig, mit Alba mitzufiebern. Kurz vor Ende des zweiten Viertels bleibt Grigonis verletzt auf dem Spielfeld liegen. Die plötzliche Stille, die die gesamte Halle erfüllt, jagt mir einen Schrecken ein. Kurz darauf endet die erste Halbzeit aus Alba-Sicht mit einem Fünf-Punkte-Rückstand. Ich habe langsam das Gefühl, dass die Bayern das Spiel wohl gewinnen werden. Doch meine Hoffnung und die der restlichen 11.000 stirbt noch lange nicht.

Ich kann mein eigenes Wort nicht verstehen

Nach dem Seitenwechsel schafft Alba es, mit einem unglaublichem Kombinationsspiel und einigen Korblegern eine 8:0-Punkteserie zu erreichen und erobert mit großem Einsatz die Führung. Die Menge tobt und die Arena wird zu einem Hexenkessel. Ich kann mich durch die atemberaubende Stimmung und Spannung kaum auf meinem Sitz halten. Doch noch ist das Spiel lange nicht entschieden und das führende Team wechselt ständig. Das Geschehen wird immer intensiver, die Führung der Gäste wird immer dünner und Berlin schafft zu Ende des dritten Viertels mit viel Kampfgeist auf 51:53 zu verkürzen. In den nächsten zwei Minuten Pause werde ich richtig nervös und kann den Beginn der letzten zehn Minuten kaum erwarten. Es geht schnell hin und her, ich kann im Lärm der jubelnden und anfeuernden Fans nicht einmal mein eigenes Wort verstehen. Die Aufregung im Stadion wird immer größer und in den letzten vier Minuten steht die ganze Halle auf, um der Mannschaft noch ein letztes Mal Kraft zu geben. Jeder hier weiß, dass jede Aktion jetzt spielentscheidend ist. Mit einem Zweipunktewurf zum 72:68 beendet Alba das Spiel.

Beinahe alle Anwesenden brechen in unbeschreiblichen Jubel aus. Viele Fans umarmen sich, springen und singen. Ich kann diese zuerst doch unerwartete Wendung nicht wirklich fassen, bleibe ein paar Sekunden still auf meinem Stuhl sitzen und lasse die Situation zunächst auf mich einwirken. Diese außerordentliche Gemeinschaft der Basketballbegeisterten, diese riesigen Mengen an Menschen, die zusammen so eine Atmosphäre schaffen können, beeindruckt mich besonders.

Nachdem bereits einige Berliner Anhänger die Halle glücklich verlassen haben, gehen wir noch zur Pressekonferenz. Durch ein Statement des Berliner Trainers zeigt sich, dass nicht nur die Fans, sondern auch Aíto García Reneses sehr stolz auf die Leistung seiner Sportler ist. Wer nun Meister wird, entscheidet sich allerdings erst am Samstag in München. Bis dahin lebt der Traum von der ersten Meisterschaft seit zehn Jahren für Alba weiter.

Jonathan Streubel

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