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Sport: Amerikanischer Milliardär kauft das Berliner DEL-Team

Am Anfang stand die Farbe Lila. Die Fans haben gelacht, die Spieler haben sich gewundert, aber so richtig verstanden hat niemand, warum sich die Berliner Eisbären wie Lilalaunebären gewandet in die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) stürzen wollen.

Am Anfang stand die Farbe Lila. Die Fans haben gelacht, die Spieler haben sich gewundert, aber so richtig verstanden hat niemand, warum sich die Berliner Eisbären wie Lilalaunebären gewandet in die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) stürzen wollen. Die Antwort wird gerade noch rechtzeitig zum Saisonstart am 10. September geliefert: Lila ist die Firmenfarbe des amerikanischen Bau-Multis Philip Anschutz. Der sportbegeisterte Milliardär besitzt neben mehreren Basketball- und Fußball-Klubs auch eine Handvoll Eishockey-Teams: in der nordamerikanischen Profiliga NHL die Los Angeles Kings, in Europa Sparta Prag und die London Knights, in der DEL den Neuling München Barons - und seit gestern die Berliner Eisbären. Nach langen Verhandlungen ist der Deal perfekt: Schon im ersten Saisonspiel am Freitag bei den Hannover Scorpions werden die Eisbären unter der Obhut des Mannes auflaufen, der als der fünftreichste der Welt gilt. Die United Sports Management AG, ein Tochterunternehmen der Anschutz-Gruppe mit Präsident Bob Sanderman an der Spitze, wurde alleiniger Gesellschafter des DEL-Teams. Die Möglichkeit von Absprachen zwischen Barons und Eisbären schloss Sanderman gestern aus. Die United Sports Management AG und der Eigner in München seien voneinander völlig unabhängig und stünden sogar in Konkurrenz zueinander.

"Was das für uns bedeutet, kann sich im Augenblick noch niemand richtig vorstellen", schwärmt Martin Müller. "Durch den Einstieg von Anschutz sind wir zum ersten Mal in einer Situation, die im deutschen Eishockey kaum ein anderer Verein kennt: Wir haben Planungssicherheit, und das auf Jahre hinaus." Müller ist der Generalbevollmächtigte der Eisbären-GmbH, und er hat in den letzten Wochen nichts anderes zu tun gehabt, als die Verhandlungen voranzutreiben. "Das war ein verdammt hartes Stück Arbeit. Wenn du ein Problem gelöst hattest, waren schon wieder zwei neue da. Aber die Mühe hat sich gelohnt." Genaue Zahlen mag Müller nicht nennen, aber es gilt als sicher, dass die Anschutz-Gruppe schon in dieser Saison mit einem Millionenbetrag aushilft. Künftig läuft die gesamte Saisonplanung über die Amerikaner, das Engagement der bisherigen Sponsoren wird nicht berührt. Bisher wurde die finanzielle Hauptlast von sieben Eisbären-Gesellschaftern getragen. "Mit denen ist eine einvernehmliche Lösung erzielt worden", sagt Müller. "Da gibt es keinen, der gegen einen Einstieg von Anschutz argumentiert hat. Warum auch? Das ist eine große Sache für uns, ein Segen für den Verein."

Bis jetzt sei es den Eisbären nicht anders ergangen als großen Teilen der Konkurrenz. Eishockey ist ein kostenintensives Geschäft. Eine Mannschaft zählt um die 30 Profis, die im Jahr zwar nur sieben Monate spielen, aber für zwölf bezahlt werden. Dazu erschweren veraltete Stadien und das nach der Öffnung für Ausländer nachlassende öffentliche Interesse eine finanzielle Konsolidierung. "Welcher DEL-Klub kann von sich behaupten, dass er finanziell gesund ist?", fragt Müller. "Die Kölner Haie und die Mannheimer Adler, vielleicht auch noch die Frankfurt Lions." Seit gestern wähnt Müller auch seine Eisbären in diesem Kreis.

Die neuen Finanziers wollen sich vorerst im Hintergrund halten. Über größere Projekte wie den Bau einer neuen Multifunktionshalle sei zwar geredet worden, "aber da wird sich in den nächsten Jahren nichts tun", sagt Müller. Für den von Anschutz favorisierten Bauplatz auf dem Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend dürfte es kaum eine kurzfristige Baugenehmigung geben. Wahrscheinlicher ist ein Neubau auf einem Grundstück an der Berliner Stadtgrenze - auf Brandenburger Seite. "Aber das ist Zukunftsmusik", behauptet Müller. Noch während der kommenden Saison soll das zur Zeit gut 5000 Zuschauer fassende Sportforum in Hohenschönhausen knapp 1000 zusätzliche Plätze erhalten.

Die stadtinterne Konkurrenz von den Capitals verfolgt die Veränderungen in Hohenschönhausen gelassen. Manager Roger Wittmann wusste von den Verhandlungen: "Es war ja bekannt, dass die Anschutz-Gruppe in Berlin einen Fuß in die Tür bekommen wollte." Von Unruhe in Charlottenburg ob einer eventuell verbesserten Wettbewerbssituation der Eisbären will Wittmann nichts wissen: "Nichts gegen Herrn Anschutz, aber unseren Geldgeber Egon Banghard würde ich nicht gegen ihn eintauschen."

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