zum Hauptinhalt

Sport: Angebot ohne Nachfrage

Hansa will Gledson halten, doch der will gehen

Stand:

Gledson da Silva Menezes, genannt Gledson, stand wieder einmal genau richtig. Konsequent ging der Abwehrchef des Zweitligisten Hansa Rostock in der 45. Minute mit seinem massigen Körper zum Ball. Eine halbe Stunde zuvor hatte er im Rostocker Ostseestadion die Führung des 1. FC Köln verhindert, als er sich in den Schuss von FC-Torjäger Patrick Helmes geworfen hatte. Doch dieses Mal, wenige Sekunden vor dem Abpfiff der ersten Halbzeit, agierte Gledson nicht im Hansa-Strafraum, sondern im Hoheitsgebiet des Gegners: Eine Flanke seines Mitspielers Amir Shapourzadeh köpfte der 27-Jährige aus acht Metern zum 1:1 ein. Es war der Treffer zum Endstand in einem in der zweiten Hälfte hart umkämpften Zweitliga-Spitzenspiel.

Mit Gledson traf ausgerechnet der Spieler, der in den vergangenen Wochen beim Tabellenzweiten am stärksten in der Kritik gestanden hatte. Denn der Brasilianer hatte in der Rückrunde nicht an seine zumeist gute Form der ersten Halbserie anknüpfen können. Die zunächst gutsortierte Abwehr der in den ersten 17 Saisonspielen ungeschlagenen Hanseaten war plötzlich zum Risikofaktor geworden. Zwischenzeitlich war sogar Gledsons Stammplatz in Gefahr. Als eine mögliche Ursache für seine Formschwäche hatte Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf die nicht geklärte Zukunft des Südamerikaners genannt. Monatelang hatten sich die Vertragsverhandlungen zwischen ihm und dem Verein hingezogen. Vergangene Woche nun schlug Gledson Rostocks Angebot aus. Der Innenverteidiger, an dem der VfB Stuttgart interessiert ist, hatte seine Hinhaltetaktik immer wieder damit begründet, dass er auf jeden Fall erstklassig spielen wolle.

Dass er dieses Ziel mit dem FC Hansa erreichen kann, scheint Gledson zu ungewiss. Die Zweifel sind nicht ganz unbegründet. Zwar hat Rostock seinen Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz auf fünf Punkte ausgebaut. Das liegt aber vor allem daran, dass die direkten Verfolger Duisburg und Kaiserslautern zuletzt mehrfach verloren. Dadurch wurden die Rostocker bislang nicht dafür bestraft, dass sie in der Rückrunde vor allem gegen vermeintlich schwächere Gegner wie Augsburg, Burghausen und Offenbach jeweils nur Unentschieden spielten und somit wichtige Punkte im Aufstiegskampf nicht holten. Trainer Frank Pagelsdorf sagt: „Wir können und müssen noch besser spielen.“ Fünf Unentschieden in den vergangenen sechs Partien, lautet die Rostocker Bilanz.

Die Hoffnung auf Besserung ist auch mit Gledson verbunden. Hansa Rostock scheint noch zu glauben, dass der wiedererstarkte Abwehrspieler seine Abwanderungsgedanken nicht ausleben wird. Der Verein hält sein Angebot zur Vertragsverlängerung aufrecht. Zu häufig stand Gledson einfach genau richtig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })