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Sport: Angst ist ein Gradmesser

Beim Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Bayern München schoss der Frankfurter Christoph Preuß mit einem Fallrückzieher in der 78. Minute das Tor zum 1:0.

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Beim Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Bayern München schoss der Frankfurter Christoph Preuß mit einem Fallrückzieher in der 78. Minute das Tor zum 1:0. Er stand dabei mit dem Rücken zu Lucio, Schiedsrichter Michael Weiner gab den Treffer. Weshalb war das kein gefährliches Spiel, Herr Krug? Und wie wird bei einem Fallrückzieher gefährliches Spiel definiert?

Michael Weiner hat völlig richtig entschieden, da kein gefährliches Spiel vorlag. Zum einen war der Fuß von Preuß nicht einmal ansatzweise auf Höhe des Kopfes von Lucio, zum anderen war der Abstand zwischen Preuß’ Fuß und Lucio groß genug. Ein Schiedsrichter wird nur dann abpfeifen, wenn die Gefährdung des Spielers gegeben ist. Erkennt der Schiedsrichter beispielsweise, dass ein Spieler aus Angst, von dem Fuß seines Gegners in Kopfhöhe getroffen zu werden, mit dem Eingreifen zögert, wird er das Spiel unterbrechen und einen indirekten Freistoß verhängen.

Allerdings reicht ein indirekter Freistoß nicht mehr aus, wenn der Spieler seinen Gegenspieler trifft. In diesem Fall wird aus dem „gefährlichen Spiel“ ein sogenanntes verbotenes Spiel. Dann wird anstelle eines indirekten Freistoßes ein direkter Freistoß gegeben. Die Flugbahn des Balles ist dabei in allen Fällen unerheblich. Es ist durchaus möglich, dass der Ball bei einem Fallrückzieher den Gegner im Gesicht trifft und ins Tor abgefälscht wird. Sind die Kriterien für gefährliches Spiel nicht erfüllt, ist das Tor gültig. Im Übrigen genießt auch der Torwart in derartigen Fällen keine Sonderstellung. Besonderer Schutz wird ihm in seinem Fünf-Meter-Raum nur beim Rempeln gewährt.

Eine andere Situation entsteht, wenn ein Spieler sich weit nach unten beugt, um den Ball mit dem Kopf etwa in Kniehöhe zu spielen. Befindet sich ein Gegenspieler in unmittelbarer Nähe und zögert aus Angst, er könnte den Gegner mit dem Fuß am Kopf treffen, mit dem Eingreifen, wird der Schiedsrichter einen indirekten Freistoß gegen den Spieler verhängen, der den Ball mit dem Kopf so niedrig spielte. Denn dieser Spieler spielte im Sinne der Regel gefährlich gegen sich selbst. Dabei ist die Trennung zwischen gefährlichem Spiel durch zu „hohes Bein“ oder zu „niedrigen Kopf“ mitunter recht schwer, besonders bei Zweikämpfen zwischen Spielern mit unterschiedlicher Körpergröße. Nicht zuletzt aus diesem Grunde beschweren sich häufig Spieler darüber, dass ihr Fallrückzieher abgepfiffen worden sei, da doch „der Gegenspieler den Kopf zu tief hatte“. Ob das so ist, liegt im Ermessensspielraum des Schiedsrichters.

Hellmut Krug

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