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Ein Gesicht voller Sorgen. Heiner Brand wollte eigentlich nach der WM in Schweden aufhören, ließ sich aber zum Weitermachen überreden – vorläufig. Foto: dapd

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Sport: Auf der Suche nach Plan B

Mangels Alternativen bleibt Handball-Bundestrainer Brand bis zum Sommer

Berlin - Im Januar im südschwedischen Jönköping, während der WM, drehte sich noch die Welt des Handballs um Heiner Brand. Der Bundestrainer kam später zum TV-Interview, weil Trainer, Spieler und Betreuer aus den anderen Nationen mit dem Gummersbacher einen Smalltalk suchten. Andere klopften ihm einfach nur auf die Schulter.

390 Mal hat der ewige Heiner seit Februar 1997 die Hymne als Bundestrainer gehört, 235 Mal hat sein Team gesiegt, darunter in einem EM-Finale gegen Slowenien 2004 und im vielbesungenen WM-Endspiel 2007 gegen Polen. Doch Mitte Juni wird diese Reise für den 58-Jährigen ein Ende finden, beim letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Lettland. „Ich gehe davon aus, dass ich danach aufhöre“, hat Brand erklärt.

Er berichtete zudem, dass er schon beschlossen hatte, direkt nach der WM hinzuschmeißen. Zu sehr hatte ihn schon die Vorrunde belastet, das Desaster gegen den späteren Weltmeister Frankreich, die Kritik aus seiner Mannschaft, etwa durch Kapitän Pascal Hens. Es hatte auch Augenblicke gegeben, die deutlich machten, dass diese Ära Brand zu Ende gehen würde: Etwa den Moment gegen Tunesien, als Brand nach einer Auszeit seinen Spielmacher Michael Kraus anbrüllte, weil der wieder gegen seine Ansage spielte. Oder seine traurigen Augen nach der Schmach gegen Norwegen.

Es wird interessant zu beobachten sein, wie Brand seine letzten vier offiziellen Länderspiele als Trainer hinter sich bringt. Zumal sie in der EM-Qualifikation sportlich so wichtig sind. Sollte die DHB-Auswahl (3:1 Punkte) in der Gruppe mit Österreich (3:1), gegen Island (2:2) und Lettland (0:4) nicht mindestens den zweiten Platz belegen, fehlt sie erstmals seit der WM 1997 wieder bei einem großen Turnier, auch die Olympiateilnahme wäre dann endgültig nicht mehr drin. Dann stünde der deutsche Handball wieder da, wo er stand, als Brand anfing. Vor dem Nichts.

Warum der DHB Brand förmlich bekniet hat, zumindest bis zum Sommer weiterzumachen, ist klar: Das Vakuum danach wäre nicht zu erklären gewesen. „Wir haben keinen Plan B“, sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier noch in Schweden. Kein Wunder dass sich bereits starke Kritik regt im Handballverband. „Wir müssen strategisch besser werden“, sagt DHB-Präsidiumsmitglied Karl-Friedrich Schwark. Dass sein Präsident Ulrich Strombach bereits Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer als Nachfolger für Brand vorgeschlagen hat, findet Schwark ebenfalls keine gute Idee, weil Schwarzer noch keine Trainer-Lizenz hat. „Es ist doch so, dass man in jedem Beruf erst seine Qualifikation nachweisen muss“ sagt Schwark. Strombach wird DHB-intern auch heftig dafür gerügt, dass er angedeutet hat, Brand könne ab Juli als Sportdirektor für den Verband tätig sein.

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