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Endlich wieder Grund zum Jubeln. David Raum feiert sein Tor beim 4:0 gegen Luxemburg.

© imago/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank

Auf die überzeugende Art: Beim 4:0 der Nationalelf gegen Luxemburg zählt nicht nur das Ergebnis

Selbst ein Sieg gegen Luxemburg kann befreiende Wirkung entfalten – wenn man sich so wie die deutsche Nationalmannschaft vorher selbst ins Straucheln gebracht hat.

Stefan Hermanns
Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Stand:

Die Luxemburger versuchten gar nicht erst, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf eine falsche Fährte zu locken. Unmittelbar nach dem Anstoß des WM-Qualifikationsspiels in Sinsheim droschen sie den Ball einfach nach vorn, Hauptsache ins Aus und Hauptsache weit weg. Macht mal, lautete die Botschaft der Gäste, die sich fortan mit alle Mann vor ihrem Strafraum verschanzten.

Es gibt angenehmere Aufgaben, als sich an einem ultradefensiven Gegner abzuarbeiten, der keinerlei Interesse an der Gestaltung des Spiels zeigt. Aber die Deutschen erledigten diese Pflicht am Freitagabend ohne erkennbare Schrammen oder Beulen. Das ist ihr zuletzt nicht immer gelungen. Stichwort Slowakei.

Natürlich sollte man einen 4:0-Erfolg gegen die Nummer 96 der Welt nicht überbewerten, zumal die Luxemburger rund 75 Minuten in Unterzahl spielen mussten. Aber die mangelnde Qualität ihres Gegners ist den Deutschen nun wirklich nicht vorzuwerfen.

Die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann tat, was zu tun war. Sie gewann ein Spiel, das sie gewinnen musste. Und sie gewann dieses Spiel vergleichsweise hoch, was für die Konstellation in der Gruppe und die Qualifikation für die WM im kommenden Jahr noch von Bedeutung sein könnte. Die potenziellen Konkurrenten um Platz eins – die Slowakei und Nordirland – mussten sich gegen Luxemburg jedenfalls mit nicht ganz so deutlichen Siegen zufriedengeben.

„Es war wichtig, dass wir gewinnen. Aber es war auch wichtig, dass wir auf diese Art und Weise gewinnen“, sagte Kapitän Joshua Kimmich. Mit viel Energie, mit großer Entschlossenheit und mit der nötigen Seriosität.

Die Nationalmannschaft zeigte all das, was ihr im September noch gefehlt hatte. Mit ihren schlappen Auftritten in der Slowakei und gegen Nordirland hatte sie sich ja erst so in die Bredouille gebracht, dass sogar ein Sieg gegen die an diesem Abend wenig satisfaktionsfähigen Luxemburger eine befreiende Wirkung entfalten konnte.

Das einzige Manko war, dass die Deutschen aus ihren vielen Chancen nicht noch mehr Ertrag erwirtschafteten. Aber das war insofern verschmerzbar, als sie den Hunger, den sie vorne teilweise vermissen ließen, im Spiel nach hinten diesmal im Übermaß hatten. Nach jedem verlorenen Ball ging das Team geschlossen auf die Jagd. „Das war, was die Gier angeht, schon eine deutliche Steigerung“, sagte Bundestrainer Nagelsmann.

Und so steht seine Mannschaft zur Hälfte der Qualifikationskampagne nun doch wieder dort, wo sie ohnehin erwartet worden war. Durch ihren Sieg gegen Luxemburg und die Niederlage der Slowaken in Nordirland sind die Deutschen von Platz drei auf Platz eins gesprungen. Das zeigt nur noch einmal: Ob sich die Nationalmannschaft am Ende für die WM qualifizieren wird oder nicht, das hängt nicht davon ab, was die anderen machen. Es liegt allein an der Nationalmannschaft selbst.

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