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Die Anhängerschaft von RB Leipzig wächst - zumindest in Leipzig.

© dpa

Auslaufen mit Lüdecke: RB Leipzig und das liebe Geld

Traditionsvereine haben es schwer. Während bei Klubs wie RB Leipzig das Geld locker sitzt, müssen die anderen sehen, wo sie bleiben. Das treibt mitunter merkwürdige Blüten, wie unser Kolumnist Frank Lüdecke zu berichten weiß.

Stets muss sich der moderne Mensch auf Veränderungen einstellen. Nun auch im Fußball. Plötzlich finden sich Mannschaften am Tabellenende wieder, die schon seit dem frühen Mittelalter eigentlich oben in der Liga mitspielen. An diesem Sonntagabend sind es: Stuttgart, Hamburg und – unfassbar eigentlich – Borussia Dortmund. Als Letzter! Junge, hungrige Teams haben ihnen den Rang abgelaufen, Augsburg etwa oder Paderborn. Und andere stehen schon in den Startlöchern. Ingolstadt zum Beispiel. Oder eine Mannschaft aus Leipzig, die gerade in die erste Liga drängt, unterstützt von einem dubiosen Brausehersteller. Da soll viel Geld im Spiel sein. Richtiges Geld! Deswegen haben sich inzwischen Initiativen gegründet, die darauf hinweisen, dass so der traditionelle Fußball, wie wir ihn kennen, kaputt gemacht wird.

Dazu muss man wissen, dass viele der alteingesessenen Vereine noch auf herkömmliche Art und Weise ihr Überleben sichern. So töpfern die Spieler kleine Vasen und Schüsseln oder verkaufen gerade jetzt in der Adventszeit liebevoll Selbstgebasteltes aus Holz. Oder Hertha BSC zum Beispiel. Sie lassen ihre Spieler seit vielen Jahren in Berliner Seniorenstiften alte Volksweisen singen. Und nun kommen diese Leipziger Parvenus und tragen die hässliche Fratze des Kapitalismus in den Fußball hinein. Hier müssen wir den Anfängen wehren und wachsam sein!

Deshalb beschwerte sich diese Woche auch Leverkusens Manager Rudi Völler nach der Niederlage in der Champions League bitterlich. Gegner Monaco habe soooo viel Geld für Spieler ausgeben! Geld? Für Spieler?! In der Tat, ein Skandal. Und fies den Rheinländern gegenüber. Die Franzosen hauen die Knete nur so raus, und die Leverkusener müssen sich seit Jahrzehnten mit selbstgebatikten Seidenschals über Wasser halten. Hier wird die sportliche Fairness mit Füßen getreten. Aber die Zuschauer haben sehr feine Antennen dafür, wo Grenzen eindeutig überschritten werden. Bei Union schwiegen die Fans kürzlich in den ersten 15 Minuten im Spiel gegen Leipzig. Das war zweifelsohne ein zielgerichteter Protest.

Wenn allerdings zwei Erstligamannschaften aus Widerstand gegen die Machenschaften einer sächsischen Brausemannschaft ihre eigenen Teams nicht mehr anfeuern, ist das etwas unglücklich, in der Zielsetzung. Das wäre so, als würden Berliner Verbraucher sagen, wir kaufen solange bei Lidl keine Leberwurst mehr, bis die BVG ihre Fahrpreise senkt.

Wie dem auch sei, es ist in jedem Fall an der Zeit, dass diesem wilden Finanzgebaren im Fußball ein Ende bereitet wird. Hoffen wir hier auf den DFB und die Fifa. Also Organisationen, die immer streng darauf bedacht waren, den Sport von monetären Einflüssen fernzuhalten.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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