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Sport: Ballbesitz und viele Meter

Union kann Heimvorteil zu selten für sich nutzen.

Berlin - Mit dem Gefühl ist das so eine Sache, es kann einem auch schon mal einen Streich spielen. Von „gefühlt 300 Ecken“ sprach Aalens Trainer Ralph Hasenhüttl, derer sich seine Mannschaft am Sonnabend beim 1. FC Union erwehren musste. Der Österreicher, der um die Jahrtausendwende für den 1. FC Köln und Greuther Fürth gespielt hatte, übertrieb natürlich maßlos. In Wirklichkeit waren es nur 12 Eckstöße, die Union zugesprochen bekam. Aber Hasenhüttl wollte verdeutlichen, wie heroisch sich Aalen aus seiner Sicht der spielerischen Übermacht der Berliner entgegengestellt hatte. 69 Prozent Ballbesitz und 17:6 Torschüsse – die Zahlen sprachen deutlich für die Gastgeber. Es war also nicht verwunderlich, dass sich die Aalener beim 0:0 als Sieger fühlten.

Was die Statistik nicht verriet: Union agierte über weite Strecken recht einfallslos, ganz so heldenhaft, wie es Hasenhüttl darstellte, musste Aalen aber gar nicht verteidigen, um einen Punkt aus der Alten Försterei mitzunehmen. Gefahr kam meist durch Standardsituationen auf, aus dem Spiel fiel Union wenig ein. Den spielerischen Angriffen fehlte meist die letzte Konsequenz. Bis zum Strafraum sah es ganz gefällig aus, dann aber blieben die Berliner in der vielbeinigen Abwehr der Aalener hängen. „Wir müssen uns hinterfragen, für all den Ballbesitz und die gelaufenen Meter kann man sich nichts kaufen“, sagte Uwe Neuhaus. Unions Trainer war über das Endergebnis enttäuscht, und vor allem mit der Offensivleistung seiner Mannschaft war er nicht wirklich zufrieden.

Und es war nicht das erste Mal, dass der 1. FC Union in dieser Saison im eigenen Stadion Probleme hatte, aus dem Spiel heraus Torgefahr zu entwickeln. Drei Mal ging man in der Alten Försterei schon als Verlierer vom Platz – so oft wie in der gesamten vergangenen Spielzeit. In den letzten drei Heimspielen erzielte Union ein Tor – Torsten Mattuschka traf gegen den FSV Frankfurt per Elfmeter. Die meisten Mannschaften legen bei Union gesteigerten Wert auf ihre Defensive, stehen tief in der eigenen Hälfte und überlassen dem 1. FC Union das Feld. So machte es auch der VfR Aalen – und hatte Erfolg. Nach dem Spiel sagte Hasenhüttl: „Wir sind rundum zufrieden, weil wir vor so einer Kulisse gut dagegengehalten haben.“ Unions Kapitän Torsten Mattuschka fand: „Aalen wollte von Anfang an nur das 0:0.“

Die defensive Gangart der Gegner behagt dem 1. FC Union überhaupt nicht. Nach dem Fehlstart zu Saisonbeginn ist die Mannschaft noch nicht wieder auf dem Niveau der vergangenen Saison, dem Kombinationsspiel mangelt es auf dem Weg zum gegnerischen Tor oft an Genauigkeit. „Der letzte Pass ist ein Thema für uns, bei dem vieles im Argen liegt. Da müssen wir uns erheblich steigern“, sagt Neuhaus. Auch Abwehrspieler Christian Stuff findet: „Wenn der Gegner hinten drin steht, wird es schwer.“

Auf Trainer Uwe Neuhaus wartet in dieser Hinsicht bis zum Ende der Hinrunde noch Arbeit. Hoffnung, dass die nächsten Gegner 1860 München und der VfL Bochum mit einer offensiveren Strategie nach Berlin reisen als die Aalener, gibt es kaum. Beide Mannschaften sind bisher hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Sebastian Stier

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