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Arrivederci Roma! Alexander Zverev kann seinen Titel bei den Italian Open nicht mehr verteidigen.

© Reuters/Aleksandra Szmigiel

Bälle bei Niederlage in Rom „ein Witz“: Ist Alexander Zverev ein schlechter Verlierer?

Der deutsche Titelverteidiger ist nach seinem Aus in Rom gegen den Italiener Lorenzo Musetti sauer. Vielleicht braucht er jetzt ein paar Streicheleinheiten. Einen ganz heißen Bewerber gäbe es dafür schon.

Jörg Leopold
Ein Kommentar von Jörg Leopold

Stand:

Im Viertelfinale von Rom war am Mittwochabend Endstation für Alexander Zverev. Deutschlands bester Tennisspieler verlor sein Match gegen den Italiener Lorenzo Musetti mit 6:7 und 4:6. Hinterher schimpfte der Titelverteidiger: „Die Bälle waren ein Witz heute. Sie sind sehr groß. Es ist schwierig, hier Winner zu schlagen.“

Irgendwas ist immer beim Deutschen, so zumindest das Gefühl. Ist er womöglich ein schlechter Verlierer? Zur Wahrheit gehört natürlich, dass die Bälle für alle Spieler gleich groß und schwer sind und Zverev zuvor schon drei Matches in Rom gewonnen hatte.

Was ihm womöglich mehr zusetzte als die Tennisbälle waren die Fans im vollgepackten Campo Centrale. Die Stimmung ähnelte der in einem kleinen, engen Fußballstadion. Mats Hummels, der im Publikum saß, wird in seiner Karriere Spiele erlebt haben, in denen es ruhiger zuging – Fußballspiele wohlgemerkt.

Jeder Punkt des Italieners wurde von den Fans frenetisch beklatscht, für seinen deutschen Gegner gab es nur höflichen Applaus, wenn dem ein guter Schlag gelungen war. Zverev wurde nicht ausgepfiffen, er war schlichtweg nur dabei. Dem Publikum schien es relativ egal zu sein, gegen wen Musetti da eigentlich spielte.

Es ist gewissermaßen die Höchststrafe für einen Spitzensportler, wenn er nicht weiter beachtet wird. Das ist keine exklusive Eigenart von Alexander Zverev, man denke nur an Novak Djokovic. Und außerdem: Wer verliert schon gerne? Noch dazu in einer solchen Atmosphäre.

Für Zverevs Gemütsverfassung gäbe es aber eine einfache Therapie: Er müsste nur kommende Woche bei seinem Heimatturnier in Hamburg antreten. Dort würde er bei jedem Ballwechsel gefeiert werden und hätte den Heimvorteil, den Musetti in Rom für sich reklamieren konnte.

Allerdings hat der Deutsche für Hamburg schon vor einiger Zeit abgesagt, der Termin in der Woche unmittelbar vor den French Open sei „dämlich“. Welcher Topstar würde so kurz vor einem Grand-Slam-Turnier noch einmal woanders antreten?

Moment: Jannik Sinner hat für den Rothenbaum gemeldet und Novak Djokovic will nächste Woche in Genf antreten. Vielleicht sollte Alexander Zverev doch noch einmal überlegen. Die Veranstalter würden ihm mit Sicherheit bis zum letzten Moment die Tür offenhalten. Zverev muss jetzt für sich klären, ob er zumindest mit viel Zuspruch nach Paris reisen oder noch ein bisschen über zu große Bälle lamentieren will.

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