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Adler

© dpa

Bundesliga: Bayer Leverkusen: Die alten Zweifel sind zurück

Bayer Leverkusen muss nach der ersten Saisonniederlage nicht nur gegen die Bayern ankämpfen, sondern auch gegen das Klischee, dass der Mannschaft im entscheidenden Moment der Siegeswille fehlt.

Den Zustand leichter Gereiztheit konnte keiner der Führungsfiguren von Bayer Leverkusen abschütteln. Rudi Völler schaute verdrießlich drein, auch das Gesicht von Jupp Heynckes verriet innere Erregung. Notgedrungen nahmen Manager und Trainer den Kampf gegen uralte Klischees auf. Wie Botschafter für die gute Sache eilten die beiden von Interview zu Interview, um nach der 2:3-Niederlage beim Abstiegskandidaten Nürnberg gegen den Eindruck anzukämpfen, Bayer Vizekusen sei zurück.

„Wir sind immer unaufgeregt mit Platz eins umgegangen“, sagte Völler nach der ersten Niederlage der Saison im 25. Spiel. Bayers Sportdirektor sprach von einem einmaligen Ausrutscher und davon, „dass wir jetzt gegen den HSV gewinnen müssen“. Bis dahin allerdings wird über das geredet, was die Leverkusener wieder lebendig werden ließen: ihre Vergangenheit. Es sei nichts entschieden, beharrte Völler. „Wir sind noch unter den besten drei.“

Bleibt die Frage, ob das reicht, um am Ende zufrieden zu sein. Nach der Niederlage in Nürnberg ist Bayer nicht einmal mehr Vizekusen. Die Mannschaft ist hinter Schalke und Felix Magath auf Platz drei zurückgefallen. Offiziell ist die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb das Ziel der Leverkusener, aber 24 Spiele ohne Niederlage haben bei Bayer die Erwartungen wachsen lassen. Mit dem ehemaligen Bayern-Trainer Jupp Heynckes schien der Klub einen Coach gefunden zu haben, der mentale Stärke ausstrahlt und Stabilität verspricht.

Doch von Heynckes waren diesmal keine kessen Sprüche in Richtung Bayern München zu vernehmen. Keine Spur von Kampfeslust. „Wir wollen international spielen“, sagte er. „Wenn die Medien über die Meisterschaft spekulieren, zeigt das: Wir haben einiges richtig gemacht.“

Aber selbst Heynckes, über Wochen locker und ausgeglichen wie selten, haben längst Zweifel beschlichen. Vor dem Spiel in Nürnberg hatte er eindringlich an seine Spieler appelliert, „nach vorne zu spielen“ und „Chancen zu kreieren“. Gelingen wollte es ihnen nicht, stattdessen suchten sie zu lange verkrampft den Weg zwischen Spielkultur und Zweikampfhärte gegen einen Abstiegskandidaten. „Es war mal fällig, leider ist es heute passiert“, sagte Völler und mühte sich um Gelassenheit im Umgang mit der Niederlage.

Immerhin regte sich Widerstand gegen das alte Klischee und die Vermutung, es wäre schon alles vorbei, weil das labile Leverkusen durchschimmerte. Stürmer Stefan Kießling, nach dessen Tor zum 3:1 sich Bayer zu einer halben Stunde moralisch wertvoller Aufholjagd aufraffte, wies den Verdacht der Schaffenskrise energisch zurück. „Bayern hat in dieser Spielzeit schon dreimal vorgelegt, und wir haben dreimal nachgelegt. Da lassen wir uns doch keine Krise einreden“, sagte er. Das vor allem in der Defensive unkonzentrierte und unstrukturierte Spiel sah man als reparabel an, was vor allem im Hinblick auf die kommenden Aufgaben gegen den HSV, Dortmund und Schalke trostreich erschien. „Zum ersten Mal waren wir nicht gut organisiert“, sagte Heynckes. Selten hat man erfahrene Spieler wie Abwehrchef Sami Hyypiä so schlampig verteidigen sehen.

Im Gegensatz zu früher glaubt Bayer die Gründe für den Absturz diesmal zu kennen. Dass Nürnberg tatsächlich nur ein Betriebsunfall war, muss die Mannschaft aber jetzt auf dem Rasen beweisen.

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