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Sport: Bayern in Bewegung

Nach zuletzt peinlichen Auftritten erkämpfen die Münchener ein 3:1 gegen Hannover

München. „Frankfurt! Aachen!!! Hannover? Hoffentlich koa Serie“, murrte Paulaner-Paul dieser Tage aus einer Zeitungsreklame. Die Comicfigur kommentiert allwöchentlich mit rustikalem Charme die Leistung des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, und ohne Zweifel beschäftigte den grimmigen Gewohnheitstrinker nun dieselbe düstere Befürchtung wie die zuletzt sehr ernüchterte Führungsriege der Bayern. Durch das 3:1 gegen Hannover 96 haben die Münchner erst einmal das Schlimmste abgewendet; nach dem dürren 1:1 in Frankfurt zum Rückrundenauftakt und dem recht widerstandslos ertragenen Pokal-Aus in Aachen hat der Deutsche Meister wieder Lebenszeichen von sich gegeben. Allzu große Freude löste der Sieg bei Ottmar Hitzfeld aber nicht aus. „Ich bin zufrieden mit dem Resultat, wenn auch nicht mit dem Spiel“, sagte der Trainer der Bayern.

Kurz vor der Pause sahen sich Roy Makaay und Hasan Salihamdizic vorwurfsvoll an, nachdem der holländische Stürmer ein Anspiel seines Mitspielers verpasst hatte. Es war eine exemplarische Szene für die erste Hälfte, in zweierlei Hinsicht. Nach wie vor fehlte dem Spiel der Bayern die gewünschte Präzision, vieles blieb Stückwerk, doch immerhin war wieder Leben zu orten in der zuletzt so ausdrucksleeren Mannschaft.

In Verbindung mit Hannovers Abschlussschwäche reichte die wiedergefundene Kampfbereitschaft zu einer glücklichen Pausenführung. Michael Ballacks Führungstor – er hatte eine Flanke Zé Robertos im Sinkflug ins Tor geköpft – setzte das Team von Ralf Rangnick sein gradliniges Kurzpassspiel entgegen, das zahlreiche Tormöglichkeiten abwarf: Daniel Stendel vergab von der Strafraumgrenze, ehe Brdaric gleich dreimal die Chance zum Ausgleich hatte. „Nach 25 Minuten, als wir die sechste Großchance vergeben hatten, habe ich aufgehört zu zählen“, berichtete Rangnick später.

Der erneut vielfach unaufmerksamen Münchner Deckung stellte Hitzfeld ob „haarsträubender Fehler“ in den kommenden Tagen „noch mal eine Taktik-Lehre“ in Aussicht. „Da müssen wir uns absolut verbessern, auch in der Kommunikation untereinander.“

Während die Gäste meist mehr mit dem Ball anzufangen wussten, nahm man in der Münchner Führungsriege das offensichtliche Bemühen wohlwollend zur Kenntnis. „Die Kritik geht nicht spurlos an der Mannschaft vorüber, sie ist viel in Bewegung“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zur Pause, versah sein Lob allerdings mit einer dringlichen Aufforderung: „Wir müssen zusehen, dass wir das zweite Tor schießen.“

Nach dem Wechsel gewannen die Bayern zunehmend die Kontrolle über das Spiel und kamen nach mehreren vergebenen Chancen zum 2:0. Nebojsa Krupnikovis hatte durch einen Fehlpass Makaays Zuspiel auf Zé Roberto ermöglicht, das der stärkste Münchner reaktionsschnell verwertete. Rangnick jedoch sah im Schiedsrichtergespann die Hauptschuldigen für das Gegentor, weil sie vor der Entstehung des Treffers eine Auswechslung nicht zuließen: „Da muss man sich fragen, wieso die da überall Knöpfe am Arm haben, auf die sie drücken können, wenn sich eh keine Sau dafür interessiert.“

Aufgeregt war zwischenzeitlich auch Michael Ballack. Nach einem Handgemenge sah der bereits verwarnte Nationalspieler die Gelb-Rote Karte. Die Entscheidung besorgte Makaay nur zwei Minuten später, als er eine unfreiwillige Vorlage von Steven Cherundolo zum 3:0 nutzte. Stanko Svitlicas später Treffer aus kurzer Distanz blieb ebenso Beiwerk wie Julian de Guzmans Hinausstellung in der Schlussminute.

Die Erleichterung auf Seiten der Gastgeber war spürbar, wenngleich Hitzfeld sie gewohnt professionell verbarg. Es wären sehr unangenehme Tage gefolgt für die Bayern und ihre Fans ohne diesen versöhnlichen Wochenabschluss. Alles noch mal gut gegangen. Paul kann zufrieden sein.

Daniel Pontzen

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