Sport: Berlin Capitals: Das Ende einer rettenden Idee
Für die Berlin Capitals war die gestrige Gesellschafterversammlung der Deutschen Eishockey-Liga schnell beendet. Während im Astron Hotel in der Landsberger Allee die Verantwortlichen von 15 Klubs noch bis zum Nachmittag tagten, machte sich Egon Banghard mit seiner Delegation bereits um halb zwölf auf den Heimweg.
Für die Berlin Capitals war die gestrige Gesellschafterversammlung der Deutschen Eishockey-Liga schnell beendet. Während im Astron Hotel in der Landsberger Allee die Verantwortlichen von 15 Klubs noch bis zum Nachmittag tagten, machte sich Egon Banghard mit seiner Delegation bereits um halb zwölf auf den Heimweg. Der Hauptgesellschafter der Capitals hatte eine schwere Niederlage erlitten. Die Berliner haben wegen ihrer hohen Schulden von der DEL keine Lizenzbestätigung erhalten. Was das heißt, formulierte Gerhard Brüderer, Prokurist der Capitals, deutlich: "Es sieht so aus, als ob nur noch 15 Klubs in der DEL spielen." Die Capitals hätten dann nur noch einen Regionalligaplatz, den ihres Nachwuchsteams Young Capitals. Pläne für einen Neuanfang in der vierten Liga soll es schon geben.
Beschlossen ist das noch nicht. Bis zum 15. Juli haben die Berliner Zeit, ihre Auflagen zu erfüllen. Auch die Revier Löwen Oberhausen bekamen gestern keine Lizenzbestätigung, alle übrigen 14 DEL-Klubs hingegen schon. Die Revier Löwen haben Probleme mit dem Betreiber ihrer Halle, der Arena Oberhausen. Diese seien aber durchaus noch zu beheben, war gestern zu hören. Schlechter sind die Aussichten für die mit rund 20 Millionen Mark verschuldeten Capitals. Gestern wusste Banghard nicht, wie es weitergeht. "Vielleicht werden wir nun schnell eine außerordentliche Gesellschafterversammlung einberufen", sagte der Mäzen der Capitals.
Banghard war sichtlich enttäuscht. Seine vermeintlich rettende Idee war bei der DEL auf taube Ohren gestoßen. "Wir haben den Vorschlag gemacht", erzählte Banghard, "eine neue Gesellschaft mit zehn Millionen Mark Kapital zu gründen. Die hätte sich auch um die Schulden der alten GmbH gekümmert. Wir hätten keine verbrannte Erde hinterlassen." Neben Banghard sollten der Eigner des EHC Eisbären, die Anschutz-Gruppe, und - wie Banghard formulierte - "eine andere Gruppe" der neuen GmbH beitreten.
Zur Realisierung ihres Vorschlages hätten die Capitals die Zustimmung aller DEL-Gesellschafter benötigt, davon waren sie aber gestern weit entfernt. Nur drei Klubs votierten für das Vorhaben der Capitals, zwei enthielten sich. Bei der DEL-Führungsetage war man über dieses Ergebnis nicht böse. Vor allem wohl, weil man nicht möchte, dass der Vorschlag der Capitals Schule macht. "Sonst könnte ja jedes Jahr ein anderer Klub mit Schulden ankommen", sagte DEL-Sprecher Andreas Ulrich, "und sich einfach mit einer Neugründung aus der Affäre ziehen."
Banghard war enttäuscht über die DEL-Gesellschafter. "Das hätte ich nie gedacht, das war doch ein schöner Vorschlag." Wohl auch deshalb hatten die Capitals keine Ideen zur Rettung der alten GmbH. "Die Capitals haben kein Sanierungskonzept vorgestellt", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, "lediglich in Aussicht gestellt, die Schulden zu tilgen." Das reichte nicht, um die DEL zu überzeugen. Wobei auch die Aussicht auf Hilfe vom Eigner der Eisbären erlosch. Bei der von Banghard geplanten "Auffanggesellschaft", so Detlef Kornett, Chef der Anschutz Sports Holding in Europa und derzeit Geschäftsführer der Eisbären, wäre man eingestiegen, bei der alten GmbH nicht. "Unsere Untersuchung hat ergeben, dass erhebliche rechtliche und finanzielle Mängel bei der Capitals GmbH bestehen. Es war für uns nie eine Diskussion, dass wir der Rettungsanker für die Capitals sind."
Am Nachmittag setzten sich Banghard und Brüderer mit den Aufsichtsratsmitgliedern Joachim Börner und Christian Lüder zusammen, um über Wege aus der Misere nachzudenken. Angesichts des Schuldenbergs und drohenden Konkursverfahrens - mehrere Spieler haben beim Amtsgericht Insolvenzanträge gestellt - keine leichte Aufgabe. Immerhin, ausgerechnet Kornett machte dem kriselnden Lokalkonkurrenten Mut. "Wenn die bestehenden Gesellschafter der Capitals so viel Kapital aufbringen, dass die GmbH solvent ist, dann kann man die Probleme noch in 14 Tagen lösen."
Tatsächlich scheint jetzt nicht nur das Engagement von Banghard gefragt, der nur 27 Prozent der Anteile an den Capitals hält und in jüngster Vergangenheit viel Geld in den Klub gepumpt hat. Wenn sich außer Banghard nicht schleunigst andere Mäzene finden, dann wird am 15. Juli amtlich, dass die DEL ohne die Capitals in die neue Saison geht. "Wir können es uns nicht leisten", sagt Tripcke, "dass ein Klub eine Lizenz bekommt, bei dem die akute Gefahr besteht, dass er dann während der Saison aussteigt."