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Bei den Schwäbisch Hall Unicorns möchten die Berlin Rebels (weiße Trikots) ihren ersten Sieg in den Play-offs feiern.

© Berlin Adler/Sonja Matysiak

Berlin Rebels wollen den ersten Sieg überhaupt in den Play-offs: „Das sind die Spiele, die mich am Leben halten“

Noch nie konnten die Berlin Rebels ein Play-off-Spiel gewinnen. Am Sonnabend soll der Fluch endlich besiegt werden, sagt Sportdirektor Dogan Özdincer. Womöglich wäre es dann auch Zeit für ein Ritual.

Von Sven Fröhlich

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Es scheint wie verhext. Von 2016 bis 2019, vier Jahre in Folge, haben sich die Berlin Rebels mühsam durch die reguläre Saison und schließlich in die Play-offs der German Football League gekämpft. Jedes Jahr mussten die Rebels dabei auswärts antreten. Und jedes Mal ging das Spiel verloren. Um eine Markus-Lanz-Phrase zu bemühen: Das macht doch was mit einem.

„Genau da liegt die Herausforderung“, sagt Dogan Özdincer, Sportdirektor und General Manager der Berlin Rebels. „Dass wir erst einmal mental diesen Fluch abschalten müssen. Er darf eigentlich gar nicht in unserem Kopf vorhanden sein, damit wir auch ein bisschen entspannter in deses Spiel hereingehen.“

Die Rebels gehen als klare Außenseiter in die Play-offs

Am kommenden Sonnabend soll nun der überhaupt erste Sieg in den Play-offs eingefahren werden. Der Gegner sind die Schwäbisch Hall Unicorns. Das Spiel wird – wie könnte es anders sein – aus Sicht der Rebels natürlich auswärts stattfinden. „Wir gehen auch nicht gegen irgendjemanden in dieses Spiel rein. Das ist der Süd-Meister und der Deutsche Meister.“

Im Finale des German Bowl im vergangenen Jahr konnten sich Schwäbisch Hall mit 44:27 gegen die Potsdam Royals, die in den Play-offs am Sonntag um 15 Uhr (Karl-Liebknecht-Stadion) die Ingolstadt Dukes empfangen, den Titel sichern. Überhaupt sind die Schwäbisch Hall Unicorns in den vergangenen elf Jahren zehn Mal bis ins Finale gekommen, fünf Mal konnten sie dabei den Titel gewinnen. Vor dem Aufeinandertreffen jetzt sind die Vorzeichen entsprechend klar verteilt.

Vorfreude statt Nervosität

„Schwäbisch Hall ist definitiv verdient der Favorit“, sagt Özdincer. „Aber wie oft haben wir schon gesehen, dass der Underdog überrascht. In der Rolle fühlen wir uns auch gut, da haben wir schon andere Teams überrascht.“ Generell könne jede Mannschaft, die jetzt in den Play-offs ist, Deutscher Meister werden. Gegen Schwäbisch Hall habe es in der Vergangenheit zudem immer enge Spiele gegeben. „Das ist eine neue Saison. Die wissen auch, das hat hier nichts mehr mit einer Platzierung zu tun. Das sind vier Quarter und am Ende gibt es einen Sieger und der ist weiter. Und wenn wir einen guten Tag erwischen, dann gewinnen wir auch dieses Spiel.“

In unserem Training haben wir schon die Musikboxen herausgeholt, weil wir wissen, dass da ein ganz anderer Lärm als bei uns zu Hause herrscht.

Dogan Özdincer über die Vorbereitung der Berlin Rebels vor dem Spiel gegen die Schwäbisch Hall Unicorns

Seit 2019 haben es die Rebels nicht mehr geschafft, sich über die Liga für die Play-offs zu qualifizieren. Aus den Auswärtsniederlagen der Vergangenheit habe man dennoch einiges lernen können, sagt Özdincer. Dabei sei es vor allem wichtig, der Mannschaft klarzumachen, sich überhaupt auf das Auswärtsspiel einzustellen, mit Anreise und Übernachtung. „Dass man dann von der Fahrt nicht noch groggy ist.“ Auch auf die zu erwartende Atmosphäre hätte sich die Mannschaft bereits eingestellt: „In unserem Training haben wir schon die Musikboxen herausgeholt, weil wir wissen, dass da ein ganz anderer Lärm als bei uns zu Hause herrscht. Und das haben wir versucht zu simulieren.“

Özdincer möchte seine Erfahrungen weitergeben

Auch dass die Rebels Außenseiter in die Partie sind, sei kein Problem. Im Gegenteil. Es sei eher ein mentaler Druck, wenn man als Top-Favorit in das Spiel geht. „Da kann es sehr schnell passieren, dass du stockst, weil du verkrampft spielst“, sagt Özdincer. Genau das sei der Vorteil der Rebels. Statt Nervosität herrsche viel mehr Vorfreude. „Wir haben auch hart dafür gearbeitet. Es herrscht sehr gute Stimmung. Und ich denke wirklich, dass es ein Riesenvorteil für uns ist, da entspannter reinzugehen.“

Dogan Özdincer kann in seiner Karriere selbst bereits einige Erfolge vorweisen, hat als Trainer die Deutsche Meisterschaft, den Euopapokal und die Europameisterschaft gewonnen. Die Erfahrung, die er in den wichtigen K.o.-Spielen auf dem Weg dahin gemacht hat, wolle er auch in seiner jetzigen Funktion an seine Mannschaft weitergeben.

Partien wie jene am Sonnabend wohne immer auch ein Zauber inne. „Wer bei solchen Spielen nicht motiviert ist, der hat im Wettkampfsport gar nichts zu suchen“, sagt Özdincer. „Das sind die Spiele, die mich persönlich immer am Leben halten. Da weiß ich, wofür ich das alles mache. Und das versuche ich auch an die Trainer und die Mannschaft zu transportieren.“

Einen bestimmten Brauch gebe es vor diesen wichtigen Partien aber nicht. „Wenn es eine Tradition vor den Play-off-Spielen gegeben hätte, dann hätte ich die mittlerweile abgeschafft“, sagt Özdincer. „Bei uns sind die Abläufe immer dieselben.“ Sollte der erste Play-off-Sieg der Vereinsgeschichte am Samstag aber tatsächlich gelingen, wäre es womöglich Zeit für ein Ritual. „Dann lasse ich defintiv eins aufleben“, sagt Özdincer lachend. „Dass ich jedes Mal dem Tagesspiegel ein Interview gebe.“

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