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Dynamo

© Matthias Koch

Berliner Fußball: BFC Dynamo: Umstrittenes neues Logo

Der BFC Dynamo will sein neues Logo als Marketingtrick verstanden wissen. In Frakturschrift steht "Berliner Fussball Club Dynamo" darauf. Fussball statt Fußball - mit ss.

Berlin - Viele Anhänger des Fußball-Oberligisten BFC Dynamo zückten ihre Handys. Sie fotografierten beim Spiel gegen Tennis Borussia das neue Emblem des Vereins auf der Rückseite der Haupttribüne im Sportforum. Da der Schriftzug BFC und das traditionelle D geschützt sind, wurden der Ost-Berliner Bär, das Gründungsjahr 1966 und der Schriftzug „Berliner Fussball Club Dynamo“ dafür ausgewählt. Fussball statt Fußball - mit ss, in Frakturschrift.

In der Vergangenheit hatte der BFC große Probleme mit rechtsextremem Publikum. „Hinter dem Doppel-S steckt überhaupt kein Hintergedanke. Beim BFC wurde auf allen Wimpeln oder Schals Fussball immer so geschrieben“, entgegnet Präsident Norbert Uhlig.

Und doch wurde bewusst provoziert. „Wir hofften, dass sich alle über die Schreibweise aufregen und unser Logo so durch die Republik wandert“, sagte Peter Meyer, der Chef des Wirtschaftsrates. „Frei nach dem Motto: Ihr könnt uns alle scheiße finden, aber wir sind der BFC und nur wir schreiben Fussball mit kleinem ss.“ Die Schreibweise sei ein Marketingtrick, dem man sich beim Weltverband Fifa abgeschaut habe. Der schreibt „Fussball“ aber so, weil es dort kein „ß“ gibt. Es ist schon erstaunlich, was einem alles nicht einfallen kann, wenn man mit dieser Schreibweise beim Logo des BFC provizieren will. Tatsächlich wurde in den Fan-Foren statt über Nazis heftig über die Orthografie diskutiert - mit einem Erfolg. „Damit sich die Gemüter beruhigen, die uns einen Rechtschreibfehler vorwerfen, wird das Logo nur noch große Buchstaben haben“, sagte gestern Präsident Uhlig.

Ein Jahrzehnt lang hatte Dynamo versucht, die Rechte am Logo zurückzuerlangen. Sie gingen in der Phase verloren, als der Klub FC Berlin hieß. „1992 hat mich die Registrierung 80 Mark gekostet“, erinnert sich der Berliner Souvenirhändler Peter Mager, der viel Geld mit nachgearbeiteten Fanartikeln verdiente.

2001 überließ er die Marke für rund 50 000 Mark BFC-Fan Rayk Bernt, der der in Deutschland teilweise verbotenen Motorradgruppierung Hells Angels nahe steht. Bernt beteiligte seinen Klub zeitweise mit zehn Prozent am Gewinn.

Seit 2007 ist Bernt wohl nur noch Verwalter des Logos. Beim Deutschen Patent- und Markenamt ist auch Thomas Thiel als Besitzer eingetragen. Der ehemalige Hauptsponsor von Tennis Borussia verbüßt seit April 2009 wegen häuslicher Gewalt und Kindesmissbrauchs eine Haftstrafe. Thiel soll das alte Logo für eine sechsstellige Summe gekauft haben. Dieses Geld hatte der BFC nicht übrig. Zukünftig kann er aber mit dem neuen Emblem alle Einkünfte selbst einstreichen. Beim Aufstieg in die Regionalliga fordert der DFB zudem die Rechte am eigenen Logo. Auch wenn „Fussball“ draufsteht.

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