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Sport: Party im Roten Rathaus

Die Frauen vom OSC sind Eishockeymeister und haben einen Wunsch

Manchmal sind die Frauen den Männern einen Schritt voraus. Vorige Woche erkämpften sich die Spielerinnen vom Eishockeyclub OSC Berlin die Deutsche Meisterschaft. Die Kollegen von den Berliner Eisbären müssen erst noch nachziehen, am Donnerstag beginnt ihre Finalserie. Zur Motivation haben sich die Frauen vom OSC etwas einfallen lassen. „Wir haben den Eisbären angeboten, mit uns zusammen auf dem Balkon des Berliner Rathauses zu feiern“, sagt OSC-Spielführerin Claudia Grundmann etwas verschmitzt. Die Männer der Eisbären müssen dafür nur noch drei Spiele gegen die Düsseldorfer EG gewinnen.

Bestätigt ist die Feier auf dem Rathaus-Balkon allerdings noch nicht. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte sie den Berliner Spielerinnen vor einigen Monaten im Falle der Meisterschaft in Aussicht gestellt. Sollte es mit der Feier klappen, so wäre es für die OSC-Frauen allerdings von Vorteil, wenn die Eisbären dabei wären. „Dann kommen auf jeden Fall mehr Leute“, gibt Claudia Grundmann zu.

Sportlich verdient hätten sich die Berlinerinnen allerdings ein eigenes Publikum. Im Play-off-Halbfinale in Unna besiegten sie ihren Angstgegner TV Kornwestheim – gegen den sie von 2002 bis 2004 drei Mal im Finale unterlegen waren – mit 6:3. „Das war schwer, ich war die ganze Zeit über angespannt“, sagt OSC-Stürmerin Anja Scheytt, die das 3:1 schoss. Das Finale war dagegen vergleichsweise einfach. „Wir haben einfach unseren Schuh herunter gespielt“, sagt Grundmann. Und das reichte zu einem ungefährdeten 3:1 gegen den Überraschungsfinalisten ESC Planegg-Würmtal. Danach wurde ausgiebig gefeiert. Der Druck im Vorfeld war nämlich immens. Im letzten Jahr verloren die Berlinerinnen als klarer Favorit im Halbfinale gegen den EC Bergkamen mit 1:2. Damals wurden drei Berliner Tore nicht anerkannt. „Vorsichtig ausgedrückt waren das unglückliche Schiedsrichterentscheidungen“, sagt Abteilungsleiter Peter Hannemann, „diese Niederlage hat uns die Saison über begleitet“. Das ist jetzt vergessen.

Neben dem Titel wurde OSC-Stürmerin Nikola Holmes mit fünf Treffern beste Torschützin des Play-off-Turniers und Kapitänin Claudia Grundmann zur besten Verteidigerin gewählt. Und das, obwohl die Nationalspielerin und Olympia-Teilnehmerin von Turin eigentlich gelernte Außenstürmerin ist. In Unna wurde sie kurzfristig umfunktioniert. „Im Alter wird man eben nach hinten durchgereicht“, sagt die 29-Jährige lakonisch. Beim Frauen-Eishockey geht das noch.

Trotzdem nimmt in der deutschen Liga langsam die Professionalität zu. In der kommenden Saison wird die eingleisige Bundesliga eingeführt, so dass die besten Teams häufiger gegeneinander spielen. Auf etwas anderes freuen sich die Berlinerinnen allerdings noch mehr: Sie starten im Europacup. „Das ist meine Belohnung für die Meisterschaft“, sagt Anja Scheytt. Prämien gibt es nämlich für den Titel nicht.

Nach den Play-off-Spielen wurde zu einem Bankett geladen, bei dem es Tradition ist, dass jedes Team eine Showeinlage beisteuert. Die OSC-Damen veranstalteten eine Modenschau. Das Motto: „Germany’s next Topmodel“. Die Eisbären sollten ihr Finale wohl besser gewinnen.

Jörg Petrasch

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