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Europa, wir kommen! Die Fans des 1. FC Union feiern sich und die Mannschaft.

© Andreas Gora/dpa

Beste Saison der Vereinsgeschichte: Der 1. FC Union stößt in neue Dimensionen vor

Die Berliner erreichen mit der Europa-League-Qualifikation einen vorläufigen Höhepunkt ihrer grandiosen Entwicklung. Das zahlt sich auch finanziell aus.

Am Morgen danach war die Ekstase vom Vorabend allenfalls zu erahnen, oder besser gesagt, zu riechen. Auf dem Parkplatz vor dem Stadion An der Alten Försterei stand immer noch eine große Bühne, auf dem Boden lag Konfetti, ein paar Fans warteten auf ihre Lieblinge und es stank nach in der strahlenden Sonne verdunstendem Bier. Nach und nach kamen die Spieler des 1. FC Union mit gepackten Sachen vom gemeinsamen Frühstück, hielten für ein paar Autogramme sowie Fotos an und verabschiedeten sich bis zum Trainingsauftakt am 20. Juni in den wohlverdienten Urlaub.

Dass die vergangene Nacht recht lang und feucht-fröhlich gewesen war, konnten sie nicht ganz verbergen. „Oli hat mich noch nach Hause gefahren, da war es Mitternacht“, erzählte Urs Fischer am Sonntagmittag bei einer abschließenden Medienrunde mit Manager Oliver Ruhnert und Präsident Dirk Zingler. Einige Spieler waren deutlich später im Bett, pünktlich beim Frühstück waren sie aber alle.

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Die große Party hatte am Samstag mit dem erlösenden Treffer von Taiwo Awoniyi kurz vor Schluss angefangen, sich auf dem Rasen, in den Kabinen und später auf dem Balkon fortgesetzt. Durch das 3:2 gegen den VfL Bochum schließt Union die Saison als Tabellenfünfter ab. Besser waren die Berliner selbst in der DDR-Oberliga nie platziert. „Ich kann es noch nicht richtig einordnen“, sagte Fischer. „Gut, dass jetzt die Ferien anstehen, dann hat jeder Zeit, um das sacken zu lassen.“

Das gilt sicher auch für die Eindrücke vom Samstagnachmittag. Tausende Fans versammelten sich auf dem Parkplatz, vom Stadionbalkon schauten die Spieler auf ein rot-weißes Menschenmeer herab, im dem die Laune nicht erst durch die 40 Fässer Freibier ausgelassen war. Die Mannschaft ließ sich für die Europa-League-Qualifikation ausgiebig feiern, feierte sich selbst und genoss das Ende einer ebenso langen wie erfolgreichen Saison in vollen Zügen.

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47 Pflichtspiele bestritten die Berliner seit dem Auftakt Anfang August und gerade die Hinrunde glich einer nicht enden wollenden Englischen Woche. Dass Union dennoch konstant blieb, sich auch aus kurzen Tälern befreite und die Abgänge der Leistungsträger Robert Andrich, Christian Gentner, Nico Schlotterbeck, Christopher Lenz, Marvin Friedrich und Max Kruse kompensieren konnte, ist die wahre Meisterleistung dieser Saison. „Alle haben akzeptiert, dass Max nicht mehr da ist und jeder hat noch etwas mehr investiert“, verdeutlichte Fischer die Einstellung der Mannschaft am Beispiel von Kruses überraschendem Abgang im Winter.

Timo Baumgartl bleibt wohl bei Union

Auch in diesem Sommer braucht sich Manager Oliver Ruhnert nicht über einen Mangel an Arbeit zu beschweren. Mit Grischa Prömel, Bastian Oczipka, Anthony Ujah, Jakob Busk und Suleiman Abdullahi wurden am Samstag bereits fünf Spieler verabschiedet, wobei gerade der Wechsel von Prömel aus sportlicher und menschlicher Sicht enorm wehtut. Dass Oczipka für die neue Saison erneut unterschreibt, ist nicht ausgeschlossen, und hängt auch davon ab, wie Union nach dessen Leihende bei Trabzonspor mit Tymoteusz Puchacz plant.

Für das Mittelfeld hat Union mit Paul Seguin und Janik Haberer schon zwei Spieler verpflichtet und am Samstag entzückte Ruhnert die Fans auf dem Stadionbalkon mit einer weiteren guten Nachricht, ruderte am Sonntag aber etwas zurück. Die Verlängerung der Leihe von Innenverteidiger Timo Baumgartl sei doch noch nicht beschlossene Sache. „Anscheinend habe ich wohl etwas gesagt, was ich nicht gemeint habe, klassische Freudsche Fehlleistung“, sagte Ruhnert. „Wir sind in guten Gesprächen mit Eindhoven und ich denke, dass uns das gelingen wird.“ Dem 26-jährigen Baumgartl wurde vor Kurzem ein Hodentumor entfernt, wann er wieder in den Leistungssport zurückkehren kann, ist noch unklar, die Prognosen sind allerdings gut.

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Inwieweit sich der Kader ansonsten verändern wird, konnte Ruhnert noch nicht sagen. Einige Berliner Profis, allen voran Taiwo Awoniyi (wettbewerbsübergreifend 20 Tore in dieser Saison) und Sheraldo Becker (15 Scorerpunkte), sind im Ausland begehrt. „Wir planen mit den Spielern, die unter Vertrag stehen, aber ein Kader im Profifußball ist bis zum Ende fragil“, sagte Ruhnert. Finanziell kann Union dank der Europapokalqualifikation und einem großen Sprung im TV-Ranking mit deutlich höheren Einnahmen planen. „Wir stoßen in allen Bereichen im Klub in neue Dimensionen vor, die Abstände zum Mittelfeld der Liga sind fast aufgeholt“, sagte Zingler.

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Die Vorfreude auf die Europa League ist bei Fans und Verein bereits deutlich zu spüren. Immer wieder sangen die Anhänger am Samstag vom internationalen Geschäft und schon vor Anpfiff präsentierten sie ein großes Banner. „Rot-weiße Fahnen und Unions Lieder – von Sevilla bis nach Riga.“ Wobei die lettische Hauptstadt aus sportlicher Sicht vermutlich nicht ganz oben auf der Wunschliste der Berliner steht.

Nachdem die Gruppe in der Conference League mit dem jetzigen Finalisten Feyenoord Rotterdam, Slavia Prag und Maccabi Haifa schon attraktiv besetzt war, könnte Union ab September noch prominentere Gegner bekommen. Tottenham Hotspur, Manchester United, Betis Sevilla, Lazio oder AS Rom werden in der kommenden Saison wohl in der Europa League vertreten sein. „Union spielt zum zweiten Mal in Folge international – hätte mir das einer gesagt, als ich hier in der Zweiten Liga unterschrieben habe, hätte ich den für verrückt erklärt“, sagte Prömel nach seinem letzten Spiel für Union.

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