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Sheraldo Becker (links) und Jordan Siebatcheu Pefok schossen Union am Samstag zum Sieg gegen Leipzig.

© Imago/Contrast

Bester Saisonstart der Klubgeschichte: Der 1. FC Union setzt auf ein kongeniales Duo und viel Drecksarbeit

Der 1. FC Union übertrifft mit dem vierten Ligasieg gegen Leipzig in Folge mal wieder alle Erwartungen – auch dank Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu Pefok.

So wie die kompakte Defensive des 1. FC Union die Leipziger am Samstagabend immer wieder ausgebremst hatte, so grätschte auch ihr Trainer verbal schnell dazwischen, als es ihm zu viel des Lobes wurde. Natürlich machten es Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu Pefok im Angriff gut, sagte Fischer über sein Sturmduo, das sich die beiden Treffer beim 2:1 über Rasenballsport Leipzig gegenseitig exzellent aufgelegt hatte. „Aber es braucht noch neun andere, die die Drecksarbeit machen, damit die zwei sich feiern lassen können“, sagte der Schweizer.

Ganz richtig war diese Anmerkung allerdings nicht. Denn Unions Fußball funktioniert nur deshalb so gut, weil sich auch die Stürmer nicht zu schade für die Drecksarbeit sind. Kurz nach seinem Führungstor klärte Siebatcheu einen Leipziger Schuss am eigenen Fünfmeterraum und Becker lief den Gegner im Spielaufbau immer wieder an.

Wie üblich war Fischer sehr bemüht, die Jubelstimmung nicht ausarten zu lassen, hatte dabei nach dem vierten Bundesliga-Erfolg gegen Pokalsieger Leipzig aber alle Mühe. Sieben Punkte nach drei Spielen, so gut ist Union noch nie gestartet. Saisonübergreifend haben die Berliner nun zehn Ligaspiele nicht verloren und davon acht gewonnen. Am Samstagabend fehlte ihnen nur ein mickriges Törchen für die Tabellenführung. „Es wäre schön, wenn jetzt Schluss wäre, aber wir befinden uns am dritten Spieltag“, sagte Fischer. „Das ist eine schöne Momentaufnahme.“

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Das gilt auch für die exzellente Verfassung von Becker und Siebatcheu, der kurz vor Anpfiff noch als Torschützenkönig der Schweizer Liga geehrt wurde. „Jeder zwei Tore nach drei Spielen – das ist nicht so schlecht“, sagte Abwehrchef Robin Knoche über das neue Sturmduo. Christopher Trimmel beeindruckte vor allem die schnelle Integration von Siebatcheu, der erst im Sommer von Young Boys Bern nach Köpenick gewechselt war. „Sich als Neuzugang so einzufügen, ist nicht selbstverständlich“, sagte Unions Kapitän. Damit habe niemand gerechnet. Über Taiwo Awoniyi, der für die Rekordablösesumme von mehr als 20 Millionen Euro nach England gewechselt ist, spricht bei Union aktuell niemand mehr.

Gegen Leipzig verzichteten die Berliner fast gänzlich auf Ballbesitz, verschoben diszipliniert und schalteten nach gegnerischen Fehlern blitzschnell um. „Unser Plan ist gut aufgegangen“, sagte Knoche. Vor dem 1:0 spielte Janik Haberer, noch einer dieser erstaunlich schnell integrierten Neuzugänge, einen exzellenten Pass auf Becker, der auf Siebatcheu durchsteckte. Dabei zeigte der US-Nationalspieler mit französischen Wurzeln, dass er nicht nur den direkten Abschluss im Strafraum drauf hat, sondern auch über ein ordentliches Tempo verfügt.

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Das 2:0 leitete der starke Andras Schäfer ein, Siebatcheu schickte Becker mit einem direkten Pass von der Mittellinie steil und der Nationalspieler von Suriname zeigte im Strafraum seine individuelle Klasse. In seinem ersten Jahr bei Union kam Becker aufgrund seiner enormen Schnelligkeit immer wieder in aussichtsreiche Situationen, machte sich diese aber mit unsauberen Ballmitnahmen oder Hektik zunichte.

Mittlerweile gehört er zu den gefährlichsten Offensivspielern der Liga. In diesem Kalenderjahr sind ihm bereits in fünf Spielen mindestens ein Tor und eine Vorlage gelungen. In Europas Topligen kann das sonst nur Paris St. Germains Weltmeister Kylian Mbappé vorweisen. „Ich spiele im Training auch oft gegen Sheraldo und so eine Geschwindigkeit eins gegen eins wegzuverteidigen, ist wahnsinnig schwer“, sagte Trimmel.

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Vier Pflichtspiele sind eine recht dünne Grundlage für tiefgreifende Analysen, doch die ersten Eindrücke deuten sehr darauf hin, dass Oliver Ruhnert mit Siebatcheu einen Stürmer gefunden hat, der gut zum Berliner Fußball passt. Mit seiner Kopfballstärke bringt er ein Element zurück in die Offensive, das seit dem Abgang von Sebastian Andersson weitgehend gefehlt hat. Dazu kommt eine enorme Abschlussqualität mit dem ersten Kontakt und eine solide Ballverarbeitung. „Man hat schon nach ein, zwei Wochen gemerkt, dass er einiges drauf hat“, sagte Trimmel. Doch auch dem Kapitän wurde die Euphorie dann etwas zu viel. „Auch Jordy wird Phasen haben, in denen es nicht so läuft.“

Ohnehin geht die Saison für die Berliner in wenigen Wochen erst so richtig in die heiße Phase. Am kommenden Freitag wird die Gruppenphase der Europa League ausgelost, am 8. September steht das erste internationale Spiel an. Danach gibt es für Union mindestens bis zum Beginn der WM-Pause im November fast nur noch Englische Wochen. Bei dieser Belastung wird auch das aktuell so erfolgreiche Duo Becker/Siebatcheu gelegentlich eine Pause brauchen. Knoche macht das allerdings keinerlei Sorgen. „Wir sind variabler geworden und haben mit der Größe unserer Kaders viele Möglichkeiten“, sagte der Abwehrspieler.

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