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Bobby Wood (2. v. l.), wie man ihn kennt: in Feierlaune.

© Matthias Koch

1. FC Union Berlin: Bobby Wood: Zu gut für die Zweite Liga

Bobby Wood trifft und trifft – und stellt den 1. FC Union vor eine schwierige Entscheidung.

Helmut Schulte sah angespannt aus, als er den Ausführungen von Trainer André Hofschneider lauschte. Vielleicht konnte der Manager des 1. FC Union Berlin die Anspannung nach dem knappen 1:0-Sieg gegen Heidenheim am Sonntag nicht so schnell loswerden, vielleicht betrachtete er den Erfolg aber auch mit gemischten Gefühlen. Das Tor für Union hatte Bobby Wood geschossen, wie so oft in den vergangenen Wochen. Auf zwölf Treffer in zehn Spielen kommt der Amerikaner in der Rückrunde, 17 sind es insgesamt, das bedeutet Platz drei in der Torschützenliste. Wood hat noch gute Chancen, die Auszeichnung für den besten Torjäger der Zweiten Liga zu gewinnen und vermutlich wird diese Saison auch die einzige Gelegenheit für längere Zeit bleiben.

Es ist schwer vorstellbar, dass er auch in der kommenden Spielzeit noch in dieser Liga anzutreffen sein wird. Treffsichere Stürmer werden überall gesucht, erst recht solche mit seinem Profil: 24 Jahre alt, dynamisch, zweikampfstark und enorm handlungsschnell. Gut möglich, dass Wood in der kommenden Spielzeit bei einem Bundesligisten oder einem Klub aus der englischen Premier League seinem Beruf nachgehen wird. Angeblich hat es Ende März bereits ein Treffen zwischen Wood und Peter Knäbel, dem Manager des Hamburger SV, gegeben.

Wo er denn im nächsten Jahr spielen werde, wurde der Amerikaner nach dem Sieg gegen Heidenheim gefragt. Wood antwortete, wie es seine Art ist: sehr höflich, in knappen Sätzen, nichtssagend. „Ich schaue auf die kommenden Spiele mit Union, mein Ziel ist es, mich für die Copa America zu empfehlen. Was danach kommt, werden wir sehen.“ Dass er zum Aufgebot der US-Mannschaft beim Turnier im eigenen Land gehören wird, gilt als so gut wie sicher. Trainer Jürgen Klinsmann hält viel von dem Angreifer und lud ihn immer wieder ein. Sollten seine jüngsten Auftritte nicht schon genug Interessenten angelockt haben, bekommt Wood auch noch die Chance, sich bei der Kontinentalmeisterschaft im Juli weiter in den Blickpunkt zu spielen.

Geld oder Wood

Unions Manager Schulte wird früher oder später nicht darum herum kommen, eine richtungsweisende Entscheidung zu treffen. Soll der Verein den besten Torschützen verkaufen und die Mannschaft schwächen? Oder versuchen, mit Wood in die Bundesliga aufzusteigen und auf viel Geld verzichten? Woods Vertrag läuft bis 2018, potentielle Käufer müssten wohl mindestens zwei Millionen Euro bieten. Union hatte den Stürmer für 800 000 Euro von 1860 München erworben.

Nach ersten Eingewöhnungsschwierigkeiten befindet sich Wood spätestens seit dem ersten Trainerwechsel von Norbert Düwel zu Sascha Lewandowski in überragender Verfassung. „Ich bekomme richtig viel Vertrauen von der Mannschaft. Außerdem ist es das erste Mal in meiner Karriere, dass ich jedes Spiel spiele“, sagt Wood.

Ohne ihn wäre Unions Erfolgsserie der letzten Wochen kaum möglich, die Berliner holten aus den vergangenen vier Spielen zehn Punkte. Dass es in seiner Abwesenheit zeitnah gelingt, um den Aufstieg mitzuspielen, ist schwer vorstellbar. Abgesehen von Damir Kreilach treffen die restlichen Berliner Offensivkräfte zu selten. Sören Brandy, Steven Skrzybski, Collin Quaner und Maximilian Thiel kommen zusammen gerade mal auf neun Tore. Auch deshalb sieht sich Manager Schulte nach möglichen Verstärkungen für die Offensive um. Zuletzt beobachtete er Aziz Bouhaddouz vom SV Sandhausen. Allerdings entschied sich der Torjäger für einen Wechsel zum Ligarivalen FC St. Pauli, wie die Hamburger am Montag mitteilten.

Die Suche nach einem möglichen Ersatz für Wood geht also weiter. Dass der US-Amerikaner Potential besitzt, um in der Bundesliga zu spielen, finden auch seine Mitspieler. Angesprochen auf Woods 17 Saisontreffer antwortete Abwehrchef Toni Leistner: „Das ist auf jeden Fall erstklassig.“

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