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BR Volleys fliegen aus der Champions League: Gut für den deutschen Volleyball, bitter für Berlin
Lüneburg läuft Berlin den Rang als Top-Acht Europas ab. Das zeigt: Die Kräfteverhältnisse im deutschen Volleyball haben sich verändert. Der Sportart tut das gut.

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Erst hatte Theo Mohwinkel Tränen in den Augen, dann klappte er zusammen. Das spannungsreiche Champions-League-Spiel gegen die BR Volleys hatte dem Kapitän der SVG Lüneburg alles abverlangt. Im Hinspiel war er krankheitsbedingt ausgefallen, doch beim Rückspiel am Mittwoch mobilisierte er alle Kräfte, erkämpfte sich gemeinsam mit der Mannschaft im goldenen Satz den Sieg – und schmiss Berlin aus dem Wettbewerb.
Noch vor ein paar Jahren wäre kaum vorstellbar gewesen, dass der Rekordmeister ausgerechnet von einem deutschen Rivalen aus dem Turnier gehauen wird. Für die Volleys war die Champions League immer die einzige Möglichkeit, sich mit internationalen Topteams zu messen und bot damit eine spannende Alternative zur Bundesliga, wo sie meist problemlos ins Finale einzogen.
Doch die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben. Das einstige Dauerduell zwischen dem VfB Friedrichshafen und Berlin ist passé, Lüneburg mischt nun endgültig den Laden auf und läuft Berlin vorerst den Rang als eines der acht besten Teams Europas ab. „Wir sind bitter enttäuscht“, sagte Cheftrainer Joel Banks. „Es tut weh, zum ersten Mal seit mehreren Jahren nicht ins Viertelfinale einzuziehen.“

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Doch so weh es Berlin tut, sich aus dem Kreis der besten Acht Europas zu verabschieden, so gut tut dieses Ergebnis dem deutschen Volleyball. Der Deutsche Volleyball-Verband feierte den dreistündigen Krimi als ein Duell, das „in die Geschichtsbücher eingehen wird“. Viele Fans zeigten sich begeistert über die Spannung des Spiels, dessen Ausgang bis zur letzten Sekunde nicht absehbar war.
Das Lüneburger Märchen verzaubert wohl auch deshalb so viele, weil es zeigt, dass man als Underdog Großes schaffen kann. Volleyball ist eben auch ein Spiel der Psyche, das zeigte sich am Mittwoch, als die Mannschaft in den entscheidenden Phasen die Nerven behielt und sich Stück für Stück jeden Punkt erarbeitete.
„Wir sind bissig und wir wissen, dass es immer weitergeht“, sagte Simon Torwie. „Das ist unser Vorteil. Wir kämpfen als Verein schon lange dafür, ganz oben mitzuspielen. Und jetzt sind wir in den Top-Acht Europas. Das können nur wenige von sich behaupten.“
In Deutschland kann das nur ein Team von sich behaupten und das dürfte neue Spannung in die Bundesliga bringen. Im Meisterschaftsfinale könnten Berlin und Lüneburg wieder aufeinander treffen und den nächsten Krimi schreiben.
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