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Eines der Bilder bei den Olympischen Spielen in Paris.

© IMAGO/AAP

Breakerin Rachael „Raygun“ Gunn tritt zurück: Ein echter olympischer Albtraum

Breakerin Rachael „Raygun“ Gunn sorgte bei Olympia für einen Eklat. Dabei wollte sie nur eine schöne Botschaft in die Welt senden. Doch auf die Reaktionen darauf war sie nicht gefasst.

Stand:

Bei den Olympischen Spielen in Paris war sie eine große Nummer: die Australierin Rachael „Raygun“ Gunn. Aber nicht wegen ihrer großen sportlichen Fähigkeiten, sondern – genau genommen – wegen des Gegenteils. Die 37-Jährige trat beim Breaking an und ihre Performance hätte genauso gut auf einer Abi-Feier stattfinden können.

Während einige ihrer Konkurrentinnen teils spektakuläre Moves fabrizierten, rutschte Gunn ein bisschen auf dem Hosenboden herum und mimte hier und da mal ein Känguru nach.

Mit Sport hatte ihr Auftritt nicht besonders viel zu tun – was die vielen Breaking-Kritiker auf den Plan rief. Ihrer Meinung nach hätte Breaking, die Tanzform, die aus dem Hip-Hop der Bronx in den Siebzigern hervorgegangen ist, nicht ins olympische Programm aufgenommen werden sollen. Breaking ist für seine Gegner kein Sport – und das beste Beispiel dafür: „Raygun“.

Der Shitstorm war enorm und offenbar zu viel für sie. Einem australischen Radiosender sagte sie nun, dass sie nicht mehr auf Wettkampfebene Breaking betreiben wolle. „Ich tanze immer noch und mache Breaking, aber nur noch in meinen vier Wänden mit meinem Partner.“ Der Grund: Die vielen negativen Reaktionen überall auf der Welt.

Sogar Jimmy Fallon machte sich über sie lustig

Olympia ist ein bisschen zu einem Albtraum für Gunn geworden. Sie war in Paris mit dem Ziel angetreten, gerade wegen ihres – wie sie es nannte – unorthodoxen Tanzstil viele Freunde zu gewinnen. „Habe keine Angst, anders zu sein“, schrieb sie im August auf Instagram. „Geh da raus und zeige dich so, wie du bist. Man weiß nie, wohin es dich dann führt.“

Das klang sympathisch und war es auch. Aber die Reaktionen auf die Performance auf größtmöglicher Bühne waren enorm. Schon in Paris wurde sie bedrängt von Reportern, die von ihr wissen wollten, was sie mit ihrem Auftritt bezwecken wollte. Häme und Ablehnung erfuhr sie millionenfach. Sogar in Jimmy Fallons „The Tonight Show“ trat ein Double von Gunn auf und machte sie lächerlich.

Gunn war zur Witzfigur geworden. Und nicht nur das: In den Sozialen Medien wurde behauptet, dass sie sich ihre Olympia-Teilnahme erschwindelt hätte. Sogar eine Petition wurde gestartet, in der gefordert wurde, dass gegen sie eine Untersuchung eingeleitet werden sollte.

Dabei hatte sich Gunn regulär für Olympia qualifiziert, nachdem sie sich bei einem Qualifikationswettbewerb in Sydney gegen 15 Konkurrentinnen durchgesetzt hatte. Anders als kolportiert, übte sie keinen Einfluss auf die Jurymitglieder des Quali-Wettkampfes aus. Das Olympische Komitee Australiens stellte sich hinter die Sportlerin, bezeichnete die Anschuldigungen als „schändlich“.

Die Reaktionen würden sie – bis heute – sehr mitnehmen, sagte sie nun. Die gegen sie gerichteten Verschwörungstheorien seien verstörend gewesen. Zumal sie keine Kontrolle mehr über das gehabt habe, was über sie erzählt worden sei. Außerdem habe sie das Ausmaß der Empörung überrascht.

Öffentlich bei einem Wettbewerb auftreten will Rachael „Raygun“ Gunn nach all der Aufregung um ihre Person nicht mehr. Sie arbeitet als Dozentin an der Macquarie University in Sydney und will an Projekten hinter der Bühne mitarbeiten.

Es soll dabei wieder um ihre Leidenschaft, ums Tanzen, gehen. „Ich möchte junge Menschen dazu ermutigen, zu tanzen, Spaß zu haben und kreativ zu sein. Außerdem sollen sie dabei authentisch sein – wie auch immer es aussieht“, sagte sie dem australischen Radiosender „The Jimmy & Nath Show“. Genau das bezweckte die Australierin auch mit ihrem Auftritt in Paris. Vermutlich war Olympia nur das falsche Format dafür.

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