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Endlich wieder jubeln. Cristiano Ronaldo erzielte am Sonntag seine ersten beiden Tore in der italienischen Serie A – und feierte sie entsprechend.

© Alessandro Di Marco/dpa

Champions League: Cristiano Ronaldo will mit Juve den sechsten Titel

Fünfmal schon hat der Portugiese die Champions League gewonnen. Nun will er mit Juventus Turin nach den Sternen greifen - und für ganz viel Spektakel sorgen.

Mal wieder nach Valencia. Cristiano Ronaldo freut sich drauf, er hat sich dort immer wohlgefühlt, vor allem auf dem Rasen des Estadio Mestalla. Der FC Valencia zählt zu seinen Lieblingsgegnern, davon zeugen 15 Tore in 18 Spielen, die bisher letzten beiden datieren noch von diesem Jahr. Ende Januar verwandelte Ronaldo im Mestalla zwei Elfmeter – den ersten sanft ins rechte Eck, den zweiten mit Gewalt ins linke. Lieb gewonnene Routine, in den jüngsten vier Spielen gegen Valencia hat der portugiesische Weltstar immer getroffen.

Am Mittwochabend (21 Uhr/Dazn) aber wird etwas anders sein. Zur Inauguration der neuen Champions-League-Saison läuft Ronaldo als amtierender Torschützenkönig auf, aber eben nicht mit der Mannschaft von Real Madrid, der er diese 15 Treffer plus den Finalsieg gegen den FC Liverpool beschert hat. In Valencia gibt er sein europäisches Debüt im Trikot von Juventus Turin.

Ronaldo will mit Juventus Trophäen gewinnen

„Attenti, inizia la Cristiano League“, titelt die in Turin beheimatete und Juve treu ergebene Zeitung „Tuttosport“. Ja, die Cristiano-Liga beginnt, Ronaldo hat ihr in 153 Spielen 120 Tore gewidmet, einmal mit Manchester United triumphiert und viermal mit Real. „Ich habe viele Trophäen gewonnen“, sagte er bei seiner Vorstellung und versprach mit der ihm eigenen Überzeugung, „dass mit Juventus weitere dazukommen werden“.

So richtig gut war es für ihn im Piemont nicht angelaufen. Dreieinhalb Spiele lang hatte Ronaldo auf sein erstes Tor warten müssen, die Gazzettas und Corrieres zählten jede erfolglose Minute und Sekunde. Am Sonntag war die Ronaldo-Uhr auf 310:10 Minuten vorgerückt, als er dann endlich beim 2:1-Sieg über Sassuolo Calcio Vollzug meldete. Die Premiere war nicht gerade ein Meisterwerk, sondern einem Missgeschick von Gian Marco geschuldet. Sassuolos Verteidiger tippte den Ball mit der Stirn an den eigenen Pfosten, Ronaldo musste geschätzt 37 Zentimeter vor dem leeren Tor nur noch den rechten Fuß hinhalten. Er legte gleich noch einen nach, diesmal mit links, es war ein typisches Ronaldo Tor nach einem schnellen Konter, eingeleitet vom deutschen Nationalspieler Emre Can.

"Danke für alles, Mister"

Das befreiende Lachen beim Torjubel wich schnell einer verkrampften Grimasse. Die Erfolglosigkeit dürfte Ronaldo mehr zugesetzt haben, als er nach außen zugeben mochte. Der Wechsel aus Spanien nach Italien war ein Wagnis. Weg aus einer auf offensive Schönheit ausgerichteten Liga und hinein in eine, deren DNS aus harter Defensivarbeit besteht. Ronaldo hätte in Madrid alt werden und seine Legende pflegen können. Mit einer Mannschaft, die allein für ihn arbeitet und einem Umfeld, dass ihm zu Füßen liegt.

Und doch hat er wohl gespürt, dass der Madrider Zyklus ein Ende erreicht hatte. So erging es auch Trainer Zinedine Zidane, der nach dem Hattrick in der Champions League auf dem Höhepunkt seines Schaffens abgetreten war. „Danke für alles, Mister“, twitterte Ronaldo nach Zidanes Abschied im Mai und wie stolz er darauf sei, „dass ich Ihr Spieler sein durfte.“

Er selbst hatte seinen Rückzug schon in den ersten Stunden nach dem Finalsieg von Kiew über Liverpool angekündigt, ihn aber erst nach der WM in Russland vollzogen. Turin erlebt einen anderen, aber keineswegs unbekannten Ronaldo. In seinen späten Madrider Jahren war er die Tormaschine, die sich aus dem eigentlichen Spiel weitgehend heraushielt und im Strafraum mit gnadenloser Effizienz zuschlug. 41-mal traf er in der vergangenen Saison.

Der Turiner Ronaldo will es vor allem sich selbst nochmal beweisen

Der Ronaldo von Juventus erinnert an den von Manchester United. Er fordert wieder verstärkt den Ball, zeigt seine Pirouetten, Übersteiger und andere Zirkus-Kunststückchen, spart sich dafür die Cowboy-Posen und zieht die Hosen auch nicht mehr bis zu den Hüftknochen hoch. Schon jetzt hat er das in den vergangenen Jahren doch recht spartanische Spiel des italienischen Endlosmeisters ein Stück weit in Richtung Spektakel verschoben.

Der Turiner Ronaldo will es dem Publikum und vor allem sich selbst mit seinen 33 Jahren noch einmal beweisen. Dass er sich angeblich in Juventus verliebt hat, weil ihn das Turiner Publikum bei einem Fallrückzieher im Viertelfinale der vergangenen Champions-League-Saison mit Ovationen bedachte, klingt nicht allzu wahrscheinlich, kommt aber gut an.

Juves Trainer Massimiliano Allegri wählte nach Ronaldos Premieren-Toren die schöne Formulierung: „Er war verbittert von der Lust, endlich ein Tor zu schießen.“ Fortsetzung soll folgen, am besten schon am Mittwoch, im Estadio Mestalla bei seinem Lieblingsgegner FC Valencia.

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