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Kugelstoßerin Christina Schwanitz nach ihrem Gewinn der Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft 2015 in Peking.

© Azubel/DPA

„Alles ist endlich“: Christina Schwanitz beendet ihre Kugelstoß-Karriere in Leipzig

Welt- und Europameisterin Christina Schwanitz hat der deutschen Leichtathletik große Erfolge beschert. Doch nun ist früher Schluss als geplant.

Und plötzlich war Schluss. „Kurz und knapp“, sagte Christina Schwanitz. „Das war hier heute mein letzter Wettkampf.“ Von einem Moment auf den anderen ging in Leipzig die Karriere der besten deutschen Kugelstoßerin des vergangenen Jahrzehnts zu Ende. Hätte Schwanitz bei den deutschen Hallen-Meisterschaften nur ein paar Zentimeter weiter gestoßen, wäre die 36-Jährige in drei Wochen noch bei der Hallen-WM in Belgrad angetreten. So verkündete die Weltmeisterin von 2015 am Samstag kurz nach dem letzten Versuch ihren Abschied und sorgte für Verblüffung.

Eigentlich wollte Schwanitz die Saison mit der WM in den USA und der Heim-EM in München zu ihrer Abschiedstour machen. Aber sie hat es sich anders überlegt. Die Saisonbestleistung von 18,49 Metern reichte nur zu Rang drei hinter der Olympia-Achten Sara Gambetta aus Halle, die mit persönlicher Bestleistung von 19,05 Metern gewann, und Katharina Maisch. Schwanitz' Vereinskollegin vom LV 90 Erzgebirge kam auf 18,54 Meter und schnappte ihr damit den WM-Platz weg.

Deutschlands Sportlerin des Jahres 2015 war immer für klare Verhältnisse und stellte daher - vielleicht etwas zu martialisch - fest, „dass ich den Weg frei machen muss, dass ich nicht mehr so leistungsfähig bin, um unser Land auf diese Weise zu verteidigen“. Andererseits ist die Mutter von Zwillingen auch ein Gefühlsmensch, und so kullerten vor den überraschten 1600 Zuschauern schnell die Tränen. „Ich bin natürlich noch etwas überfordert mit meinen Gefühlen“, räumte die Sächsin nach einer Ehrenrunde mit Siegerin Gambetta und der zweitplatzierten Maisch ein, die nun - wie Schwanitz es ausdrückte - den Staffelstab übernehmen sollen.

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Nach 25 Jahren Sport, davon 18 Jahren als Leistungssportlerin, sei sie megastolz nach elf Medaillen in den vergangenen acht Jahren. Dazu zählen ein kompletter Satz von Weltmeisterschaften, zweimal EM-Gold und WM-Silber in der Halle. Nur mit einer Olympia-Medaille klappte es bei vier Anläufen nicht, im vorigen Sommer gab es in Tokio das Aus in der Qualifikation, vorangegangen waren ein Bandscheibenvorfall, eine Corona-Quarantäne und private Schicksalsschläge. Auch in Tokio liefen nach einer herben sportlichen Enttäuschung die Tränen.

Nun will Schwanitz bei der Bundeswehr in der Ausbildung andere Menschen zum Sport motivieren. „Ich habe ein Angebot bekommen, dem ich nicht widerstehen kann“, erklärte sie dazu. Mit dem eigenen Erwartungsdruck, der ihr im vorigen Jahr bei Olympia zu schaffen machte, ist es vorbei. „Alles ist endlich“, sagte Schwanitz in Leipzig trocken. Da waren die Tränen auch schon getrocknet. (dpa)

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