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Curling-EM: "Eis? Eigentlich nur zum Ouzo"

Der griechische Curler Dimitrios Kolonas spricht im Interview über seine olympischen Träume, den Geist des Schrubbersports und die Europameisterschaft.

Herr Kolonas, Curling ist in Griechenland nicht gerade Massensport. Wie kam es dazu, dass es heute eine griechische Nationalmannschaft gibt?

Während der Olympischen Spiele 2002 in Salt Lake City war ich mit drei griechischen Freunden, die wie ich im Rheinland aufgewachsen sind, im Snowboard-Urlaub. Wir haben die Übertragung der Spiele verfolgt und uns gedacht: Da wollen wir auch hin.

Aber wieso gerade Curling?

Sie haben ja Recht: Der Grieche hat zunächst einmal sehr wenig mit Eis zu tun. Es sei denn, um seinen Ouzo zu kühlen. Aber Curling ist eine faszinierende Sportart, das wollten wir ausprobieren.

Mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen haben Sie sich allerdings gleich das höchstmögliche Ziel gesetzt.

In jedem Griechen brennt das olympische Feuer. Den Geist des Curlings haben wir erst später verinnerlicht, den olympischen Geist hatten wir schon in die Wiege gelegt bekommen. Wir fanden es traurig, dass unser Land im Wintersport nicht ausreichend repräsentiert wird. Das wollten wir ändern.

Wussten Sie schon damals, wie lang der Weg zu Olympia werden könnte?

Wir hatten keine Ahnung von den Statuten und dem Qualifikationsmodus. Aber wir hatten einfach Blut geleckt. Als wir dann erfahren haben, wie kompliziert das wird, war es schon zu spät.

Wie schwer waren die ersten Schritte auf dem Eis?

Wir hatten Riesenglück, dass bei uns um die Ecke in Düsseldorf der älteste Curlingklub Deutschlands angesiedelt ist. Dort wurden wir sehr nett aufgenommen. Aber selbstverständlich kann niemand von sich behaupten, ein Curler zu sein, wenn er sich nicht einige blaue Flecken am Hintern eingefangen hat.

Wie nah sind Sie Ihrem Ziel inzwischen gekommen?

Am Anfang haben wir natürlich sehr viel Lehrgeld bezahlt. Bei unserer ersten EM 2004 haben wir gegen die Niederlande 1:17 verloren. Wir wussten nicht einmal, dass es im Curling üblich ist, bei einem hohen Rückstand aufzugeben. Im vergangenen Jahr haben uns die Holländer nur noch mit einem Stein Vorsprung geschlagen! Nach einen Extra-End! Das ist vergleichbar mit einem Elfmeterschießen.

Die Geschichte Ihrer Mannschaft klingt trotzdem ein bisschen wie die des jamaikanischen Bob-Teams.

Die Zeit des Schmunzelns und des Augenzwinkerns ist vorbei, wir sind mittlerweile ein anerkanntes Team. Nach der knappen Niederlage gegen Holland 2007 sind wir essen gegangen. Als wir ins Restaurant kamen, ist die schottische Delegation – die Mannschaft des Europameisters aus dem Mutterland des Curlings – aufgestanden und hat applaudiert. Das haben wir uns hart erarbeitet.

Sie haben die Mannschaft aus Spaß gegründet. Inzwischen hört es sich so an, als seien Sie auf einer Art Mission.

Wir nehmen Curling sehr ernst. Wir trainieren zweimal die Woche auf Eishockey-Eis, dazu kommt Curling-spezifisches Fitnesstraining mit einem Sportwissenschaftler. Außerdem arbeiten wir mit einem Mentaltrainer und einem Programmierer zusammen, der eine Software für uns entwickelt hat, um unsere Spiele auszuwerten. Gerade waren wir in Holland, um uns auf richtigem Curling-Eis den Feinschliff für die EM zu holen.

Gibt es Unterstützung aus Griechenland?

Wir dürften uns ja nicht „griechische Nationalmanschaft“ nennen, wenn das nicht vom griechischen Olympischen Komitee und dem Sportministerium abgesegnet wäre. Als wir dort zum ersten Mal angefragt haben, hieß es allerdings noch: „Curling? Was ist das?“ Aber wir haben den Ausschlag dafür gegeben, dass es inzwischen einen nationalen Curling-Verband gibt. Das macht uns sehr stolz.

Haben Sie sich ein Zeitlimit gesetzt, bis zu dem es mit der Olympia-Qualifikation klappen muss?

In erster Linie ist uns wichtig, dass sich der Sport in Griechenland etabliert. Wenn wir es selbst nicht schaffen, aber dafür ein paar Jungs, die wir gezüchtet haben – das wäre für uns genauso schön.

Im Moment treten Sie in Schweden bei Ihrer fünften EM an. Was haben Sie sich vorgenommen?

Unser Ziel ist es, aus der B-Gruppe in die A-Gruppe aufzusteigen. Und wenn die griechischen Götter mitspielen, sind wir irgendwann auch bei Olympia dabei.

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