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Danielle Collins und die Handküsschen gegen die Hater: Warum wir mehr Mut zur Klartext-Mentalität brauchen
Mit Handküsschen gegen die Hater: Tennisstar Danielle Collins erteilt bei ihrem Auftritt von Melbourne eine Lektion über die Kunst, sich selbst treu zu bleiben. Dass sie dafür nicht nur Applaus bekommt, ist Teil des Spiels.

Stand:
Seien wir ehrlich, so ein bisschen Danielle Collins würden wir doch alle gern mal spielen. Einmal den Stinkstiefeln um uns herum die Meinung geigen, womöglich noch denen, die uns zu schlecht bezahlen, uns aber ständig auf den Zeiger gehen.
Klare Kante zeigen, im sozialen Netzwerk geht das natürlich auch. Witzeln über die blöden Hater, bei ordentlich Follower:innen kein Ding, die Gurken sorgen ja schließlich mit dafür, dass unsere Werbeeinnahmen stimmen.
Tennispurist:innen, Anhänger:innen des gepflegten weißen Sports, mag es aufregen, dass sich die Collins da bei den Australian Open über den feinen Platz gerüpelt hat im Match gegen die Australierin Destanee Aiva. Einige Zuschauer hatten sie ausgebuht. Auch nicht die feine Art.
Collins schickte Handküsschen ins grummelnde Volk, hielt sich die Hand ans Ohr und gab sich selbst einen Klaps auf den Po. Und auf der Pressekonferenz bedankte sie sich dann nach ihrem Sieg noch mal beim zahlenden Publikum. Das Geld des mosernden Volkes ginge ja schließlich in den „Danielle-Collins-Fund“.
Die Frau aus den USA hat dann noch ordentlich nachgelegt verbal und von Booten und Yachten und Urlauben erzählt, die ihre Anti-Fans bezahlen würden und damit geschlossen, dass es eine der großartigsten Sachen als Profisportler sei, dass die Leute, die dich nicht mögen und die Leute, die dich hassen, tatsächlich deine Rechnungen bezahlen.
Das ist ein Satz, den sich auch alle Schaffnerinnen und Schaffner, Polizistinnen und Polizistinnen merken oder immer wieder sagen müssen, wenn sie im Alltag angemotzt werden. Und und und, da gibt es ja noch so einige Berufsgruppen. Collins ist eine Mutmacherin. Auch wenn sie natürlich da anders entlohnt wird als die Schaffnerin aus der Regionalbahn. Die kann nicht mit ihrer Yacht flüchten.
Aber die Collins-Show und der Mut zur Klartext-Mentalität sind aufregend. Die Frau hat die ansonsten ja etwas dröge Tennisszene mal so ordentlich aufgemischt und ihrem Sport auch damit bei genauer Betrachtung einen großen Gefallen getan. Seit den Auftritten eines John McEnroe war es nicht mehr so unterhaltsam. Und das war ja in der Steinzeit.
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