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Sport: Das 1:1 in Montpellier lässt auf eine Teilnahme am Millionengeschäft hoffen

Frank Pagelsdorf mochte seinen Augen kaum trauen: Nachts um 2.00 Uhr kamen ihm auf dem Weg ins Hotel in den Altstadtgassen von Montpellier die Verteidiger Ingo Hertzsch und Nico-Jan Hoogma entgegen.

Frank Pagelsdorf mochte seinen Augen kaum trauen: Nachts um 2.00 Uhr kamen ihm auf dem Weg ins Hotel in den Altstadtgassen von Montpellier die Verteidiger Ingo Hertzsch und Nico-Jan Hoogma entgegen. Beide offensichtlich noch nicht in der Stimmung, schon ins Bett zu gehen. Doch dem Trainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV war der nächtliche Ausflug seiner Defensivspezialisten herzlich egal. Nach dem 1:1 (0:1) beim SC Montpellier im ersten Endspiel um den UI-Cup waren die Hanseaten in Feierstimmung - die Hintertür in den lukrativen Uefa-Cup ist schließlich weit aufgestoßen.

Was vor vier Wochen mit dem ersten Duell gegen den FC Basel als Traum begann, ist spätestens durch das Ausgleichtor von Andrej Panadic in der 80. Minute zu einem realistischen Ziel geworden. Erstmals seit 1996 kann der norddeutsche Traditionsklub wieder am Millionengeschäft Europapokal teilnehmen. "Die Ausgangssituation ist jetzt super", sagte Panadic, "es war ein großer Schritt, aber noch sind wir nicht am Ziel." Das soll endgültig im Rückspiel am 24. August erreicht werden, wenn das neue Volksparkstadion seine internationale Premiere erlebt. "Für die Mannschaft wäre der Uefa-Cup ein Traum", sagte Pagelsdorf, "sie tun alles dafür, dieses Ziel zu erreichen."

Die bislang so erfolgreiche Teilnahme am einst ungeliebten UI-Cup erweist sich als Frischzellenkur für den gesamten Verein. Beim "Bundesliga-Dino" ist Aufbruchstimmung spürbar. Ein idealerer Beginn für eine neue Ära als das Rückspiel in der neuen Arena ist kaum denkbar. Und die Vereinsführung tut alles, um aus dem Rückspiel ein Fest zu machen. Die 15 000 Dauerkarten-Inhaber haben freien Eintritt, die weiteren Tickets sollen für 25 Mark verkauft werden.

Mindestens 40 000 Zuschauer erwartet Sportchef Holger Hieronymus. Und auch Bürgermeister Ortwin Runde zeigt wählerwirksam seine Verbundenheit mit dem Verein. Bei einer HSV-Show auf dem Rathausmarkt am Mittwoch in einer Woche gibt sich das Stadtoberhaupt die Ehre. Der Traditionsklub, der auch einen neuen Dauerkarten-Rekord aufstellte, ist wieder angesagt. Viermal flimmerten die UI-Cup-Partien live im Fernsehen, ein Verdienst des Vermarkters Ufa. Rund zwei Millionen Mark Einnahme hat der "Strohhalm-Cup" bereits gebracht. Der Imagegewinn ist nur zu ahnen.

Pagelsdorf hat in seinen zwei Jahren trotz aller Hindernisse und Miss-Stimmungen eine Mannschaft zusammen gestellt, die mit ihrem Angriffsfußball mit drei Spitzen Spaß macht und von ihrer Stärke überzeugt ist: "Wir sind überall in der Lage, uns Chancen zu erarbeiten", sagt der Trainer, "das gilt auch für den Bundesliga-Auftakt am Sonnabend in München."

Die Gastgeber kamen nur durch einen Foulelfmeter von Patrice Loko nach einer Viertelstunde zu einem Erfolg. Der HSV agierte clever gegen das Team, das vor einer Woche den MSV Duisburg an gleicher Stelle mit 3:0 abfertigte. Montpelliers Trainer Gasset, der dem Gegner vor dem Anpfiff "eine ganz andere Qualität" bescheinigte als dem zuvor eliminierten MSV, agierte respektvoll mit Vierer-Kette gegen den mit bester Elf und drei Stürmern angetretenen HSV. Der versuchte von Beginn an, den erwarteten Angriffsdruck der Hausherren nicht zu groß werden zu lassen und hatte die erste gute Einschussmöglichkeit durch Cardoso (2.), der am glänzend reagierenden Reservekeeper Riou scheiterte. Danach waren die Franzosen bei Temperaturen von 30 Grad zu kleineren Chancen gekommen, weil die HSV-Abwehr nicht sicher stand. Zunächst hatte der HSV Glück, dass Schiedsrichter Jol (Niederlande) ein Tor nicht anerkannte (9.), da er die Partie zuvor unterbrochen hatte. Sechs Minuten später aber war die Führung für den SCM fällig: Hoogma ging gegen Quedec anfängerhaft in den Zweikampf und foulte den Stürmer - Loko verwandelte den Strafstoß sicher. In der Nachspielzeit hatte der HSV Glück, als nach einem Stellungsfehler von Grammozis ein Kopfball von Mohouve das Tor knapp verfehlte.

"Wenn der drin gewesen wäre, wäre ich ausgerastet", meinte Pagelsdorf. Aber so lief die Trainingseinheit am anderen Morgen noch in Montpellier in entspannter Stimmung ab.

Andreas Hardt

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