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Sport: Das fünfte Element

Alba stärkt das Spielvermögen und verpflichtet den Basketballer Evans bis zum Saisonende

Berlin. Chuck Evans hat viele schlechte Dinge über das Videoband gehört, das er am Dienstagabend erstmals zu sehen bekam. Es zeigt, wie die Basketballer von Alba Berlin den Ball kreuz und quer durch die Max-Schmeling-Halle ins Aus oder zum Gegner werfen, wie zahlreiche Zuschauer enttäuscht pfeifen, wie die Berliner Spieler frustriert und peinlich berührt das Feld verlassen. So viel haben ihm seine Mannschaftskollegen über dieses denkwürdige Spiel erzählt, dass Chuck Evans sagt: „Es kommt mir vor, als hätte ich mitgespielt.“

Doch Chuck Evans trug noch das Trikot von Brandt Hagen, als Alba Berlin vor zwei Monaten die schlimmste Leistung dieser Saison ablieferte und das Europaligaspiel gegen Slask Wroclaw 53:67 verlor. Erst seit einem Monat spielt der 32-jährige US-Amerikaner für den Deutschen Meister, trotzdem identifiziert er sich auch mit der Zeit vor seiner Ankunft. „Ich bin doch ein Teil des Teams“, sagt Evans. In Zukunft gilt das umso mehr, denn Alba Berlin verlängerte gestern seinen Vertrag bis zum Saisonende. Ursprünglich wäre dieser am Freitag ausgelaufen. „Wir wollten, dass er bereits in Wroclaw weiß, wie es weitergeht“, sagt Trainer Emir Mutapcic. Alba sinnt heute im Europaliga-Rückspiel in Wroclaw (18.10 Uhr, live auf TV Berlin) auf Wiedergutmachung. Da kann es helfen, wenn Evans sich um seine nahe Zukunft keine Gedanken machen muss.

Alba Berlin hatte den Spielmacher ursprünglich nur für einen Monat verpflichtet, um den verletzungsbedingten Ausfall von Marko Pesic und Mithat Demirel wettzumachen. Beide werden in den nächsten Wochen zurückkehren, doch Evans hat sich inzwischen unentbehrlich gemacht. Weil er das spielerische Element stärkt. „Meine Aufgabe ist es, das Mannschaftsspiel zu verbessern“, sagt Chuck Evans. Das ist ihm in seiner kurzen Dienstzeit bereits außerordentlich gut gelungen.

Mit ihm gewann Alba Berlin fünf von sechs Spielen, eroberte in der Bundesliga die Tabellenspitze und kann sich zumindest vor dem heutigen Spiel wieder bescheidene Hoffnungen auf ein Weiterkommen in der Europaliga machen. In den beiden Europaligaspielen gegen Piräus (95:96 nach Verlängerung) und Villeurbanne (80:73) erzielte Evans durchschnittlich neun Punkte, fing drei Rebounds und reichte vier Assists.

„Evans bringt uns ein neues Tempo“, sagt DeJuan Collins, „er kann das Spiel auch mal langsamer machen.“ Der erste Aufbauspieler, dessen Spielmacherqualitäten stark schwanken, kann sich auf seine Qualitäten als Scorer besinnen, wenn Evans auf dem Platz steht. „Das ist keine neue Taktik“, sagt Trainer Emir Mutapcic, „das war immer unser Plan.“ In diesem tauchte jedoch Demirel in der Rolle als Spielmacher auf, doch weil dieser seit Saisonbeginn von einer Rückenverletzung heimgesucht wird, fehlte den Berlinern oft die Möglichkeit, Collins auf die nächste Position rücken zu können.

Wenn Demirel zurückkommt, wird Alba mit Evans nun zwei Spieler haben, die einzig als Point Guards zu verwenden sind. Für Collins könnte das bedeuten, dass er noch öfter als Shooting Guard aufgeboten wird. Eine Rollenverteilung, die sich in den Play-offs der vergangenen Saison und zuletzt bewährt hat. „Wenn das der Mannschaft weiterhilft, ist das für mich in Ordnung“, sagt Collins, „ich definiere mich nicht über eine Position, sondern als Basketballer.“

Einhellig loben Albas Verantwortliche die Einstellung des Neuen. „Er hat uns mit seinem Charakter sehr geholfen“, sagt Mutapcic. Am Dienstag wusste Evans noch nicht, wo er in der kommenden Woche spielen wird. Er hoffte zwar, dass sich sein Engagement in Berlin verlängern würde. Trotzdem wollte er nicht lange darüber reden. „Ich denke nur an das Spiel am Donnerstag“, sagte Evans, „ich möchte meinen Teil dazu beitragen, die Dinge besser zu machen, die wir im Hinspiel falsch gemacht haben.“ Es spricht nur für ihn, dass er einen Fehler ausbügeln will, den er gar nicht begangen hat.

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