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Sport: Das Geheimnis des Fragebogens

Albas Viertelfinalgegner EnBW Ludwigsburg hat in dieser Saison bereits mehr erreicht als erhofft

Berlin - Silvano Poropat klingt ehrlich überrascht über so viel Zutrauen in seine Mannschaft. Warum sein Team, die EnBW Ludwigsburg, den Tabellenersten Alba Berlin aus den morgen beginnenden Play-offs der Basketball-Bundesliga werfen werde, ist der Trainer des Tabellenachten der Hauptrunde gefragt worden. Poropat antwortet: „Wer hat das gesagt?“

Die EnBW Ludwigsburg hat in dieser Saison längst mehr erreicht als geplant. Der Klassenerhalt sollte es sein, nun sind es ein Play-off-Platz und ein dritter Platz im Final Four der Pokalrunde geworden. Worum geht es also in den maximal fünf Spielen im Viertelfinale gegen Berlin? „Wir wollen möglichst viele Spiele gewinnen“, sagt Poropat bescheiden. Sein Klub besitzt einen Etat von 1,7 Millionen Euro, der von Alba ist mehr als dreimals so groß. Die Berliner gar in drei Spielen schlagen zu wollen, so kühn will Poropat nicht sein. „Ich habe kein Recht, so etwas zu sagen“, erklärt der Kroate. „Wir sind nur Außenseiter, wenn wir weiterkommen, wäre es etwas Großartiges.“

Das aktuelle Ludwigsburger Erfolgsgeheimnis könnte in einem Fragebogen liegen, der vor der Saison an jeden neuen Spielerkandidaten ausgeteilt wurde. Eine Frage lautete beispielsweise: „Wie verhalten Sie sich nach einer Niederlage?“ Die Ludwigsburger Verantwortlichen wollten auf diese Weise teamfähige neue Spieler auswählen, denn in der Vorsaison hatten eine zerstrittene Mannschaft den Misserfolg begründet. „Die Auswahl hat gestimmt“, sagt Silvano Poropat. Nun coacht er ein ausgeglichenes Team, aus dem der Litauer Andrius Giedraitis und die US-Amerikaner Lamayn Wilson und Jerry Green herausragen. Doch auch die übrigen Spieler sind für Überraschungen gut. So kam der Slowene Ernest Novak am Sonntag beim Final Four im Spiel um Platz drei von der Bank, traf fünf von sechs Dreipunktewürfen und erzielte beim 91:67 gegen Frankfurt 19 Punkte. „Wir haben ein überragendes Spiel gemacht“, sagt Poropat über den Erfolg gegen den amtierenden Meister. Allerdings ist Ludwigsburg in dieser Saison auch für große Leistungsschwankungen bekannt. Das Team, das kurzzeitig sogar Platz zwei belegte, verlor in der Schlussphase der Hauptrunde fünf Spiele in Folge und musste sogar noch um die Play-off-Teilnahme zittern.

Ein weiterer Grund für den Erfolg dieser Saison könnte die Rückkehr des Vereins aus Sindelfingen in die Rundsporthalle sein. Diese erreicht mit Zusatztribünen gerade das von der Basketball-Bundesliga geforderte Fassungsvermögen von 3000 Zuschauern. Weiterhin zögert die Stadt den Bau einer neuen Halle hinaus, weshalb der Klub auch mit einem Umzug nach Stuttgart droht. Im Schnitt kommen nur 2390 Zuschauer zu den Spielen in Ludwigsburg, die Partie am Dienstag gegen Alba Berlin könnte jedoch ausverkauft sein.

Eine Prognose wagt Ludwigsburgs Trainer Silvano Poropat für das Play-off-Viertelfinale doch noch. „Ein Team von den Plätzen fünf bis acht wird die Überraschung schaffen.“ Sein Team? Poropat lacht. „Leider weiß ich es nicht.“

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