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© Imago

Alba Berlin: Das gestrandete Geschenk

Alba testet den Türken Cemal Nalga, der nach seinem Rauswurf bei Galatasaray ohne sportliche Heimat dasteht und den verletzten Adam Chubb vertreten könnte.

Berlin - Alba Berlin ist vor kurzem ein Geschenk in den Schoß gefallen – ein 2,11 Meter großes, 120 Kilogramm schweres Geschenk. Seit ein paar Tagen trainiert der 22-jährige Türke Cemal Nalga bei den Berliner Basketballern, zunächst beim Nachwuchsteam, inzwischen bei den Profis. „Das war nicht von langer Hand geplant“, sagt Albas Sportdirektor Henning Harnisch. „Aber wir haben jetzt die Chance, ihn uns anzuschauen.“

Nalga hat keinen Vertrag mehr, seit ihn sein bisheriger Verein Galatasaray Istanbul vor Saisonbeginn entließ. In einem nicht nur in der Türkei viel beachteten Skandal hatte Galatasarays Trainer den eigentlich gesperrten Center im Trikot eines Mitspielers in einem Freundschaftsspiel bei den Frankfurt Skyliners aufs Feld geschickt. Als der Schwindel aufflog, sprach der türkische Verband drakonische Strafen gegen Klub, Trainer und Spieler aus, Nalga wurde für zwei Jahre gesperrt. „Jetzt ist er in Berlin, weil er hier einen Freund hat“, sagt Harnisch. Nalga wohnt im Moment beim ehemaligen Alba-Profi Mithat Demirel, mit dem er früher in der Türkei zusammen spielte. Demirel hilft seinem gestrandeten Freund, zurück ins Profidasein zu finden.

„Da sind mehrere Themen“, sagt Harnisch zu Nalgas Situation, „das kann man im Moment aber alles nicht kommentieren.“ Noch ist unklar, ob die Sperre des Centertalents nur in der Türkei gilt oder auch in der deutschen Bundesliga. Zudem zeigen nicht nur Alba und griechische Klubs Interesse an Nalga, sondern auch das türkische Militär. „Die Situation ist sehr undankbar und nicht leicht, gerade für einen jungen Spieler“, sagt Harnisch. „Da will man Klarheit haben.“ Bis zum vergangenen Mittwoch wäre Nalga wohl ein nebengeordnetes Thema bei den Berlinern gewesen – doch seit sich Adam Chubb im Spiel gegen den MBC verletzte, besteht auch bei Alba Handlungsbedarf. Chubb wird mehrere Wochen ausfallen, „dazu kommen Tage und Wochen, die man dann braucht, um zurückzukommen“, sagt Harnisch. Blagota Sekulic ist damit momentan der einzige gestandene Center im Alba-Kader – Nalga wäre eine greifbare Alternative. Auch wenn der bullige Türke nicht unbedingt ins Anforderungsprofil von Trainer Luka Pavicevic passt: Der Serbe legt großen Wert darauf, dass auch seine großen Spieler sehr schnell auf den Beinen sind. „Man darf nicht den Fehler machen, Nalga mit Adam Chubb zu vergleichen“, sagt Harnisch. „Adam ist seit anderthalb Jahren hier, er kennt unsere Techniken und unser Spielsystem. Aber auch Cemal hat die Qualitäten, das zu lernen.“

Die Alba-Verantwortlichen haben jedenfalls anstrengende Tage hinter sich, Lucca Staiger wechselte kurzfristig nach Berlin, Oskar Faßler verließ den Klub. Chubbs Verletzung ist besonders ärgerlich, da die Berliner am Dienstag in Le Mans in die Zwischenrunde des Eurocups starten. Auch deswegen nehmen sie Nalga genau in Augenschein. „Es gibt nur wenige Spieler, die so eine Statur haben, er erinnert an den jungen Jovo Stanojevic“, sagt Harnisch. „So einen Spieler muss man auf jeden Fall ernst nehmen.“

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