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Sport: Das Heimweh verdrängt Japans Skispringer Ito fordert die Österreicher

Den Film kennt man, er heißt „Lost in Translation“, und er ist am Sonntagabend im Garmisch-Partenkirchener Dorint-Hotel von einem Moderator, einer Übersetzerin und dem japanischen Skispringer Daiki Ito neu aufgeführt worden. Moderator: „Herr Ito, sind Sie mit Platz drei in Garmisch-Partenkirchen zufrieden oder sind Sie enttäuscht, denn immerhin haben Sie die zwei weitesten Sprünge im Wettbewerb gestanden?

Den Film kennt man, er heißt „Lost in Translation“, und er ist am Sonntagabend im Garmisch-Partenkirchener Dorint-Hotel von einem Moderator, einer Übersetzerin und dem japanischen Skispringer Daiki Ito neu aufgeführt worden.

Moderator: „Herr Ito, sind Sie mit Platz drei in Garmisch-Partenkirchen zufrieden oder sind Sie enttäuscht, denn immerhin haben Sie die zwei weitesten Sprünge im Wettbewerb gestanden?“ Schweigen. Irgendwann meldet sich die Übersetzerin: „Nachher auf Japanisch auch?“ Moderator: „Er braucht nur zu sprechen.“ Übersetzerin sagt etwas auf Japanisch. Daiki Ito sagt etwas auf Japanisch. Übersetzerin: „Natürlich, ich möchte natürlich gewinnen.“

Es ist gar nicht so einfach, etwas über Daiki Ito und das japanische Skisprung-Team zu erfahren. Dabei wäre das in diesen Tagen besonders interessant, da sich der 26 Jahre alte Japaner anschickt, bei der Vierschanzentournee als Einziger die überragenden Österreicher herauszufordern. Vor dem heutigen dritten Springen in Innsbruck (13.45 Uhr, live in ZDF und Eurosport) liegt der Japaner hinter Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler auf Rang drei der Gesamtwertung, hinter ihm folgt in Thomas Morgenstern ein dritter Springer aus dem Land der Berge. An den Gesamtsieg will aber auch der Japaner nicht so recht glauben: „Die zwei Österreicher an der Spitze sind sehr, sehr stark“, sagt Daiki Ito, „wenn es mit meinem Sprung so weitergeht, kann ich sie verfolgen, aber für den Gesamtsieg wird es nicht reichen.“

Die Stärke der Japaner überrascht den deutschen Bundestrainer Werner Schuster nicht. Sie seien allesamt leichte, sprungkräftige und selbstbewusste Typen. Allerdings spiele bei ihnen in der Weltcupsaison der Heimwehfaktor eine entscheidende Rolle. „Die Japaner starten meistens gut, aber je länger sie in Europa sind, desto schlechter werden sie“, sagt Schuster, „da geht ihnen das Lebensgefühl abhanden.“

Die aktuellen Erfolge von Daiki Ito und auch Taku Takeuchi, der in Garmisch-Partenkirchen auf Rang vier landete, scheinen diese These zu bestätigen. Denn erstmals gab es vor der Vierschanzentournee eine längere Pause im Weltcupkalender. Der ruhige Ito führt sie als Grund für seine aktuellen Erfolge an: „Wir konnten über Weihnachten nach Hause fahren und relaxen.“

In Japan nimmt kaum jemand Notiz von Daiko Ito. „Es achten nicht viele auf das Skispringen“, sagt die Sportjournalistin Saho Kobayashi von der Nachrichtenagentur „sportsnavi.com“. Nach der Mannschaftsgoldmedaille von Nagano 1998 ebbte das Interesse in Japan schnell wieder ab, auch die WM-Bronzemedaillen von Sapporo 2007 und Liberec 2009 konnten daran nichts ändern. Es fehlten die Spitzentalente im Männerbereich, bei den Frauen sähe es besser aus. Auch Daiki Itos aktuelle Erfolge dürften an der Stellung des Skispringens in Japan nicht viel ändern. „Da müsste Daiki Ito schon den Gesamtweltcup gewinnen“, sagt Saho Kobayashi. Dagegen spräche wiederum schon der Heimwehfaktor, auf den auch Werner Schuster setzt, allerdings scherzhaft: „Ich hoffe, die Japaner bleiben in Europa – dann werden sie schon wieder schwächer werden.“

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