zum Hauptinhalt
Jan 28, 2025; San Francisco, California, USA; Golden State Warriors guard Dennis Schröder (71) passes to a teammate during the first quarter against the Utah Jazz at Chase Center. Mandatory Credit: D. Ross Cameron-Imagn Images

© REUTERS/D. Ross Cameron

Update

„Das ist wie moderne Sklaverei“: Dennis Schröder und die Schattenseite der NBA

Keine zwei Monate hat Dennis Schröder für die Golden State Warriors gespielt, schon wird er als Verhandlungsmasse über Utah nach Detroit transferiert. Es ist seine neunte Station in der NBA.

Stand:

Ob Dennis Schröder bereits wusste, was ihn rund 48 Stunden später erwarten würde, ist nicht bekannt, doch im Nachgang wurden seine Worte noch eindrücklicher. Am Montag hatte der Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft das Trade-System in der NBA anlässlich des spektakulären Wechsels von Luka Doncic von Dallas nach Los Angeles kritisiert und als „moderne Sklaverei“ bezeichnet.

Die Teams könnten die Spieler auch gegen deren Willen und trotz laufender Verträge zu anderen Teams transferieren. „Es ist ein beschissenes Business“, sagte der 31 Jahre alte Weltmeister.

In der Nacht zu Donnerstag deutscher Zeit berichteten nun mehrere US-Medien übereinstimmend, dass Schröder keine zwei Monate, nachdem er von den Brooklyn Nets zu den Golden State Warriors geschickt wurde, schon wieder weiterziehen muss. In einem großen Trade, der vier Teams involviert und Star Jimmy Butler zu den Warriors bringt, wurde der Braunschweiger als Verhandlungsmasse nach Salt Lake City transferiert. Die Utah Jazz befinden sich mit jungen Spielern im Neuaufbau und haben für Schröder keine Verwendung, weswegen sie in keine 24 Stunden später zu den Detroit Pistons weiterreichten.

Neuntes NBA-Team für Schröder

Der deutsche Point Guard spielt seit 2013 in der NBA und kennt alle Seiten des Geschäfts. Nach fünf Jahren bei den Atlanta Hawks begann ab 2018 eine Odyssee durch die Liga. Der Point Guard hat an der West- und Ostküste gespielt, im Landesinneren, in Texas und in Kanada. Siebenmal wurde Schröder getraded, die Detroit Pistons werden das neunte Team, für das er spielt.

Jeder Basketballer in der NBA weiß um die Schattenseiten des Geschäfts. Verträge schließen die Spieler nicht mit den Klubs ab, sondern mit der Liga. Ein Mitspracherecht, wo sie spielen, haben sie kaum. So wurde Doncic, einer der besten Basketballer der Welt, von den Dallas Mavericks ohne sein Wissen im Tausch mit Anthony Davis zu den LA Lakers transferiert.

Der Trade rief viel Kritik hervor und Superstar Kevin Durant sagte: „„Die Spieler müssen immer loyal sein und sich dem Projekt voll unterordnen, aber die Teams werden nicht daran in der Öffentlichkeit gemessen.“ Bei einem großen Namen wie Doncic ist der Aufschrei groß, doch für Hunderte Spieler in der Liga ist die Angst vor einem Trade ein ständiger Begleiter.

Schröders Jugendfreund und Nationalmannschaftskollege Daniel Theis wurde am Mittwoch von den New Orleans Pelicans zu den Oklahoma City Thunder transferiert, in der Nacht zu Freitag wurde bekannt, dass der Titelkandidat den Weltmeister entlassen hat. Maximilian Kleber wechselte im Rahmen des Doncic-Trades von Dallas nach LA.

Wie belastend das für einen Profi sein kann, hat der Berliner Nationalspieler Moritz Wagner, der in der NBA für die Orlando Magic spielt, in der ZDF-Dokumentation „The Wagner Brothers“ eindrücklich beschrieben. Wagner wurde 2019 von den Lakers zu den Washington Wizards getraded, die ihn 2021 wiederum nach Chicago weiterreichten. In der Metropole am Lake Michigan kam er aber nie an, da ihn Bulls nur Stunden später zu den Boston Celtics transferierten. „Sie sagen dir immer, es ist not personal“, sagte Wagner. „Aber das ist Schwachsinn. Natürlich ist es persönlich.“

Wagner und sein Nationalmannschaftskapitän wissen natürlich, dass sie sich trotz allem in einer privilegierten Position befinden. Schröder hat in seiner Karriere bereits mehr als 100 Millionen Dollar verdient. „Natürlich verdienen wir viel Geld und können unsere Familien ernähren“, sagte der Braunschweiger. Auf der anderen Seite ist es ihm, seiner Frau und den drei Kindern seit Jahren nicht möglich, irgendwie heimisch zu werden. Nach dem Umzug ist vor dem nächsten Trade. Denn auch wenn Basketballer in der NBA wie Waren verschoben werden, stecken Menschen dahinter.

Ein Abschied vom Nomadenleben ist für Schröder wohl erst mit dem Ende seiner NBA-Karriere denkbar. Er hat bereits mehrfach betont, dass er seine letzten Jahre als aktiver Basketballer bei seinem Heimatverein in Braunschweig verbringen möchte. Dort besteht dann keine Gefahr mehr, plötzlich weggeschickt zu werden. Denn dies ist im europäischen Sportsystem nicht vorgesehen – und alleiniger Gesellschafter der Basketball Löwen Braunschweig ist: Dennis Schröder.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })