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Fast 46 Jahre alt und immer noch jung. Claudia Pechstein will die 5000 Meter in Pyeongchang rocken.

© dpa

Olympia-Wettkampf des Tages: Das Rennen der Claudia Pechstein

Claudia Pechstein tritt an diesem Freitag auf ihrer Lieblingsstrecke über 5000 Meter an – und will es allen Kritikern zeigen.

Die Eisschnelllaufhalle im Olympiapark der Hafenstadt Gangneung erinnert optisch ein wenig an den Wellblechpalast in Hohenschönhausen, der Arena unweit der Eisschnelllaufhalle im Sportforum Berlin. Ein Heimspiel wird es für Claudia Pechstein am Freitag bei ihrem olympischen Auftritt über 5000 Meter aber sicher trotzdem nicht – obwohl Pechstein im Eisoval zu Gangneung schon am Sonnabend über die 3000 Meter an den Start gegangen ist und im vergangenen Jahr die Weltmeisterschaft hier absolvierte. Damals gewann sie etwas überraschend, aber auch sehr überzeugend Silber.

Am Freitag also steht der womöglich finale große Auftritt der erfolgreichsten deutschen Eisschnellläuferin an: Sie will mit fast 46 Jahren unbedingt noch eine olympische Medaille holen, es wäre die zehnte für die Berlinerin. Claudia Pechstein kann das schaffen. Erst im November hat sie im Weltcup in Stavanger die Favoritin Ivanie Blondin aus Kanada und die tschechische Starläuferin Martina Sablikova hinter sich gelassen. Das war schon eine Ansage. Pechsteins Trainer Peter Mueller sagte in Südkorea: „Vier schnelle Runden, das reicht. Claudia ist gut drauf.“

Wer erinnert sich noch an die Retortenspiele von Albertville 1992? Das waren die Winterspiele, bei denen Peter Draisaitls Puck im Viertelfinale des Eishockey-Wettbewerbs gegen Kanada auf der Linie kleben blieb und Deutschland gegen Kanada ausschied. Die Bilder haben längst Patina angesetzt. Pechstein gewann damals Bronze.

Vor 24 Jahren gewann Pechstein in Lillehammer ihr erstes olympisches Gold

Dann die traumhaften Spiele von Lillehammer, wo irgendwie alles funktionierte und Winter-Olympia sich endlich von Sommer-Olympia emanzipierte. In Norwegen kam Claudia Pechstein groß auf und gewann 1994 ihr erstes olympisches Gold. In Norwegen wäre ihre Karriere dann auch beinahe für immer beendet gewesen. Wegen erhöhter Blutwerte musste sie die Allround-WM in Hamar beenden – und bekam eine zweijährige Sperre aufgedrückt. Startverbot für die Winterspiele von Vancouver.

Seit jener Affäre im Februar 2009 kämpft Pechstein um ihren Ruf und gegen den Weltverband. Denn ihr wurde eine vom Vater geerbte Blutanomalie nachgewiesen, die als Ursache für die auffälligen Werte gilt. Außerdem kann Pechstein hunderte von negativen Dopingkontrollen vorweisen. „Keine Athletin weltweit wurde so oft getestet wie ich“, hat sie vor ein paar Jahren gesagt.

Vielleicht hätte Claudia Pechstein ja nach den Spielen von Sotschi schon aufgehört, aber nachdem sie in Russland Vierte über 3000 Meter und nur Fünfte über 5000 Meter wurde, sah sie ihre Mission als unerfüllt an. Sie will es schließlich allen noch mal zeigen, auch den alten Herren vom Weltverband und all denen, die sie nicht mögen wollen.

Vier Jahre lang hat die Berlinern mit einem eigenen Team unter Anleitung des ehemaligen Olympiasiegers Peter Mueller aus den USA darauf hin gearbeitet. Am Freitag nun könnte ihr ganz großer Tag kommen. Ob es – auch im Erfolgsfall – der Abschied von Claudia Pechstein vom aktiven Leistungssport wird, das ist allerdings schwer vorauszusagen. Dass sie in dem Rennen wenige Tage vor ihrem 46. Geburtstag am 22. Februar wieder einmal viele ihrer jüngeren Konkurrentinnen stehen lassen wird, ist dagegen sicher.

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