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Nicht einmal die Hälfte der Nationalspieler wurde auf den Kapverden geboren.

© afp

Afrika-Cup: Das Spendenteam

Die Kapverden überraschen als krasse Außenseiter beim Afrika-Cup – dabei war ist die Teilnahme selbst schon eine Sensation. Nach der sportlichen Qualifikation für das Turnier stand die Finanzierung der lange auf der Kippe.

Die Experten hatten es schon kommen sehen: Der krasse Außenseiter Kapverden lieferte auch in seinem zweiten Gruppenspiel des 29. Afrika-Cups am Mittwochabend eine große Partie und rang nach Gastgeber Südafrika auch Marokko ein Remis ab. Und es hätte fast zur ganz großen Überraschung gereicht. „Platini“ – so nennt sich Kapverdens Angreifer Luis Soares ganz ungeniert – hatte Kapverden in in Führung geschossen, Marokkos El-Arabai dann erst spät zum Ausgleich getroffen. „Wir haben sehr lange gebraucht, um uns auf die spezielle Art des Gegners einzustellen“, sagte Marokkos Trainer Rachid Taoussi.

Gewinnen die Kapverden am Sonntagabend ihr letztes Gruppenspiel gegen Angola, stehen sie im Viertelfinale. Aber es hatte sich ja alles angedeutet: Schon als die Kapverden Ende Oktober die Sensation perfekt gemacht hatten und Kamerun in zwei Qualifikationsspielen (2:0 und 1:2) zum Afrika-Cup ausgeschaltet hatten, klingelte abends das Telefon von Lucio Antunes. Am Apparat war José Mourinho, der seinem kapverdischen Trainerkollegen persönlich zu dem größten Erfolg in der Fußballgeschichte des kleinen Inselvolkes gratulieren wollte. Mourinho ist ein Freund vom kapverdischen Staatspräsidenten Jose Carlos Fonseca und verfolgt den Fußball der Inselgruppe, einer einstigen portugiesischen Kolonie. „Es ist eine Ehre für uns, dass sich der beste Trainer der Welt so für uns interessiert“, sagte Lucio Antunes nach dem Anruf und bekam das Lob von Mourinho postwendend zurück, nachdem der ihn Anfang Dezember zu einer Trainingswoche bei Real Madrid eingeladen hatte. „Antunes ist ein sehr intelligenter Trainer. Er ist gut organisiert und hat klare Vorstellungen“, sagte Mourinho über seinen Hospitanten.

Tatsächlich wird der große Erfolg der Kapverden in erster Linie dem 46-jährigen Trainer gutgeschrieben. 2010 übernahm er die Nationalmannschaft. Antunes schaute sich in der Fußballwelt nach höherklassigen Spielern mit kapverdischen Wurzeln um. Und er war erfolgreich. Mit Spielern aus Portugal, Frankreich und vielen in Osteuropa tätigen Profis stellte er ein neues Team zusammen, das nun erstmals das afrikanische Endturnier erreichte.

Der Fußball der Kapverden ist kein sehr geheimnisvoller: Fußend auf einer soliden Abwehr verfügt das Team über eine Handvoll schneller und flexibel agierender Angreifer. Entscheidend aber ist wohl das Zusammengehörigkeitsgefühl der Spieler, von denen nicht einmal die Hälfte auf den Kapverden geboren wurde. „Wir Spieler kennen uns nicht sehr gut. Dennoch funktionieren wir als Mannschaft. Das ist ein Verdienst des Trainers“, findet Mittelfeldmann Odair Fortes, der sein Geld im französischen Reims verdient.

Die Finanzen sind bei aller fußballerischen Qualität das große Problem der Kapverden. Das Land von nur knapp 500 000 Einwohnern hat keine Bodenschätze, Landwirtschaft ist auf den regenarmen Inseln vor der westafrikanischen Küste kaum möglich. Gerade einmal umgerechnet 1800 Euro pro Mann bekamen die Spieler nach der geschafften Qualifikation für die Endrunde der Afrikameisterschaft. Um die Reise nach Südafrika überhaupt finanzieren zu können, mussten daher Sonderaktionen her. In den Wochen vor dem Turnier wurde eine Stiftung mit dem Namen „Operation Afrika-Cup“ gegründet, in die alle Bürger der Inselgruppe einzahlen sollten. Zusätzlich zu den Spenden der Bürger gingen die Einnahmen aus einem Benefiz-Konzert und zehn Prozent aus dem Verkauf einer Sonderbriefmarke in diesen Fonds. Das Geld reichte am Ende, die Kapverden sind in Südafrika angekommen. Und sie sind sicher, dass es sich gelohnt hat: „Der Fußballerfolg wird die ganze Nation vereinen wie noch nie zuvor“, glaubt Staatspräsident Fonseca.

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