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Sport: Dem Egon was ins Ohr gepfiffen

Der Eishockey-Freund hatte den Geldkoffer schon gepackt, da warf er noch schnell einen Blick in die Zeitungen der letzten Tage. Was er da zu lesen bekam, hat ihm nicht gefallen.

Der Eishockey-Freund hatte den Geldkoffer schon gepackt, da warf er noch schnell einen Blick in die Zeitungen der letzten Tage. Was er da zu lesen bekam, hat ihm nicht gefallen. Schlimm genug, dass Spieler und Angestellte bei den Berlin Capitals kein Geld bekommen, aber muss das auch noch in der Zeitung stehen? Nein, hat der Eishockey-Freund gesagt, so etwas muss ich mir nicht antun, dafür ist mir mein Name zu schade. Also hat er den Geldkoffer wieder ausgepackt und ist zu Hause geblieben. Das war ganze zwei Stunden vor dem Spiel am Sonntag gegen die Augsburger Panther. Die eben noch so glänzende Zukunft der Berlin Capitals war plötzlich verhangen von dunklen Wolken.

Zugegeben: Das war jetzt keine wörtliche Wiedergabe, aber inhaltlich hätte Egon Banghard an dieser Darstellung nicht viel auszusetzen. Der Haupt-Gesellschafter der Capitals hat am Sonntag viel und laut geschimpft. Nicht auf die Zahlungsmoral seines Klubs, sondern auf diejenigen, die diese Moral öffentlich gemacht haben. Kommen die Gehälter eben ein paar Tage später (in der vergangenen Saison wurden die Zahlungen mal ein halbes Jahr ausgesetzt) - na und, andere Betriebe würden sich freuen, wenn sie ihre Angestellten überhaupt bezahlen könnten. Immerhin habe er den maroden Verein saniert und, zum Dank sehe er sich nun als säumiger Zahler diffamiert. "Nicht mit mir", schimpft Banghard. "Ich lasse mich nicht länger durch Berlin jagen."

Es waren interessante Geschichten, die Egon Banghard da am späten Sonntagabend erzählt hat. Etwa die mit den russischen Eishockeyprofis aus Nordamerika, die so gerne Anteile der Capitals GmbH kaufen würden, na ja, die Verhandlungen ziehen sich schon ein paar Monate hin. Und natürlich die dumme Sache mit den nicht überwiesenen Gehältern, bei der Banghard auch nicht so recht weiß, wer nun Schuld hat. Er selbst nicht, "für finanzielle Angelegenheiten habe ich meine Leute, darum kümmere ich mich nicht". Der neue Generalmanager Andreas Hahn auch nicht, denn der ist erst seit vier Wochen im eigens für ihn geschaffenen Ehrenamt.

Am ehesten ist wohl der Geschäftsführer Reinhard Hofmann, Banghards persönlicher Steuerberater, verantwortlich, "aber der macht das eh nur komissarisch für ein Jahr" und wohnt weit weg in Baden-Baden. Weil er aber zurzeit im Urlaub ist und sich nicht wehren kann, muss Hofmann nun als Bauernopfer herhalten. Die Diadochen rüsten zum Kampf. "Was der Egon da gesagt hat, war doch eine totale Demontage für den Hofmann", sagt Generalmanager Hahn. Und: "Dieser Mann ist fehl am Platz, mit dem haben wir keine Chance." Banghard sieht das wohl ähnlich und hat den Hobby-Manager zum neuen starken Mann im Verein ernannt. Am 25. Januar soll eine Gesellschafter-Versammlung Hahns Berufung offiziell absegnen.

"Wenn Herr Banghard Fehler macht ..."

Hofmann reagiert pikiert auf die Beförderung seines Rivalen. "Wo immer Egon Banghard mit mir aufgetreten ist, ist er als Gewinner herausgegangen", erzählt der Geschäftsführer. "Allerdings kann ich gewisse Dinge nicht nachvollziehen. Wenn Herr Banghard einen Fehler begeht, dann nur deshalb, weil ihm dritte Leute etwas ins Ohr pfeifen." Zum Beispiel Andreas Hahn? "Der sollte Sponsoren bringen, hat sie aber nicht gebracht", sagt Hofmann.

Und der Urlaub zum Jahresbeginn - musste der unbedingt sein, wo doch der Verein daheim in der Krise steckte? Hofmann winkt ab. "Das ist mein Jahresurlaub, ich hatte ihn lange geplant. Und an meiner kurzzeitigen Abwesenheit liegt es ganz bestimmt nicht, dass die Berlin Capitals keine Gehälter zahlen konnten." Er hat nicht mehr die rechte Freude an dem Job, den er ohnehin nur Banghard zuliebe angetreten hat. "Ich habe eine gutgehende Anwaltskanzlei in Baden-Baden und internationales Steuerrecht studiert, da lasse ich mir nichts nachsagen", sagt Hofmann. "Wenn ich am Donnerstag zurück nach Berlin komme, wird es von mir klare Worte geben."

Auch zur finanziellen Lage. Hofmann legt Zahlen vor: "Wir sind von einem Etat von acht Millionen Mark ausgegangen. Bei den Ausgaben liegen wir im Plan, bei den Einnahmen nicht. Alle wussten, dass wir Probleme bekommen würden." Um die Dezember-Gehälter endlich überweisen zu können, warten die Capitals auf eine Zahlung ihres Sponsors Skoda - und mit ihr auf das nächste Problem. Mit dem Geld der tschechischen Automobilbauer sollten ursprünglich die Januar-Gehälter bezahlt werden.

Also wird Banghard mal wieder den Mäzen spielen, weil es mit dem Eishockey-Freund und seinem Geldkoffer nichts geworden ist. An dessen Existenz mag ohnehin niemand so recht glauben. Hofmann müsste ihn eigentlich am ehesten kennen, weil ein potenter Geldgeber vor einem Einstieg bei ihm, dem Steuerexperten, wohl Einsicht in die Bilanzen verlangt hätte. Der Geschäftsführer windet sich: "Dazu werde ich nichts sagen, dazu kann sich jeder selbst ein Bild machen." Schon verstanden. Schade um die schöne Geschichte.

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