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Ziel im Blick. Denise Herrmann holte das erste deutsche Gold bei der Biathlon-WM.

© REUTERS

Biathlon-WM in Antholz: Denise Herrmann holt Silber in der Verfolgung

Das Warten auf die erste Medaille bei der WM in Antholz hat für die deutschen Biathleten ein Ende. Denise Herrmann holte Silber in der Verfolgung.

Wie von einer Zentnerlast befreit strahlte Denise Herrmann nach ihrem Silber-Coup und bekam im Ziel ein Küsschen von ihrem Freund. „Ich bin sehr, sehr zufrieden und überglücklich mit Silber“, sagte Herrmann nach der ersten Medaille für die deutsche Mannschaft bei den Biathlon-Weltmeisterschaften im italienischen Antholz und war einfach nur glücklich. Zwar verpasste die 31-Jährige die Titelverteidigung, feierte mit ihrer insgesamt vierten WM-Medaille aber dennoch einen großen Erfolg. „Schade, dass der erste und der letzte Schuss vorbei gingen“, sagte Herrmann.

„Sonst telefonieren wir immer gleich nach jedem Rennen, aber jetzt hier dabei zu sein und die Medaille mit ihr mitfeiern zu können, freut mich umso mehr“, sagte Herrmanns Freund, der Langläufer Thomas Wick, der am Vortag angekommen war und seiner Freundin Eierlikörkrapfen mitgebracht hatte.

Zum richtigen Zeitpunkt fit

In der Verfolgung lief Herrmann am Sonntag zu Silber hinter Dorothea Wierer - sogar Gold wäre möglich gewesen. Die Sprint-Fünfte Herrmann, die in der Mixed-Staffel und im Sprint am Schießstand nicht zurecht kam, leistete sich auch diesmal drei Fehler, hatte am Ende 9,5 Sekunden Rückstand auf die siegreiche Italienerin, die lediglich eine Strafrunde laufen musste. Sprint-Weltmeisterin Marte Olsbu Roiseland (3 Fehler) aus Norwegen holte Bronze.

Die Sprint-14. Vanessa Hinz (1 Fehler) wurde starke Fünfte, die Sprint-Achte Franziska Preuß (2) kam auf Platz sieben. Karolin Horchler wurde 15. und blieb als eine von zwei Biathletinnen am Schießstand fehlerfrei. „Wir sind zum richtigen Zeitpunkt fit geworden“, sagte Damen-Trainer Kristian Mehringer.

Die deutschen Skijägerinnen zeigten in der Südtirol-Arena diesmal eine geschlossen starke Leistung. „Es freut mich wahnsinnig, dass es endlich geklappt hat mit der Medaille. Das gibt dem ganzen Team einen richtigen Ruck“, meinte die zweimalige Olympiasiegerin Laura Dahlmeier, die erstmals bei der WM als TV-Expertin für das ZDF dabei war.

Sogar Gold war möglich

Herrmanns erster Schuss ging gleich daneben, Preuß, Hinz und Horchler kamen beim ersten Auftritt am Schießstand ohne Fehler davon. Sekunde für Sekunde holte die überragende Läuferin Herrmann in der Loipe auf, kam beim ersten Stehendanschlag als Dritte nach Roiseland und Wierer an den Schießstand. Während die Norwegerin und die Italienerin fehlerfrei blieben, musste Herrmann in die Strafrunde. Der Rückstand wuchs wieder an, doch die Sächsin blieb auf Platz drei. Und hatte sogar die Chance auf Gold, doch der allerletzte Schuss ging daneben. „Das war arschknapp“, sagte Mehringer.

Die Geschichte Herrmanns ist beeindruckend. 2012 nahm sie bei einem Probetraining in Ruhpolding erstmals ein Gewehr in die Hand. Doch trotz der Faszination fehlte ihr damals für den Wechsel der Mut. Das Gefühl, mit dem Langlauf noch nicht fertig zu sein, überwog. Als beste deutsche Langlauf-Sprinterin war gegen die skandinavische Übermacht aber kaum was zu holen.

Zweifler gab es viele

Vier Jahre später, im Frühjahr 2016, war sie dann bereit für das neue Abenteuer. Für die erfolgreiche Umschulung ging Herrmann ein Risiko ein. Sie investierte und investiert immer noch unzählige Stunden ins Schießtraining, auch zu Hause beim Trockentraining, feilte an Waffe und Technik. Dabei legt sie eine große Akribie und Professionalität an den Tag. Zweifler gab es viele. Denn mit immerhin schon 26 Jahren musste sie sich in der starken Ruhpoldinger Trainingsgruppe hinten anstellen. Doch Herrmann biss sich durch. Vor Augen sicher die Erfolgsgeschichten von gewechselten Langläuferinnen wie Kati Wilhelm, die zur mehrfachen Olympiasiegerin und Weltmeisterin aufstieg.

Nur knapp anderthalb Jahre nach dem sportliche Neuanfang feierte Herrmann in Östersund ihre ersten beiden Weltcupsiege, ehe sie bei der vergangenen WM mit Gold in der Verfolgung und einer Silber- sowie Bronzemedaille einen kompletten Medaillensatz abräumte und sogar Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier in den Schatten stellte. (dpa)

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