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Sport: Der Kleine aus der Ukraine

Andrej Schewtschenko entscheidet Italiens Spitzenspiel

Rom. Als Fabio Capello vor dem Spiel gefragt wurde, wen er am meisten fürchte im Team des AC Mailand, musste er nicht lange nach der passenden Antwort suchen: „Ich fürchte diesen kleinen Jungen aus der Ukraine. Die Zahlen sprechen einfach für ihn.“ Er meinte Andrej Schewtschenko. Die Bedenken des Trainers vom AS Rom waren berechtigt. Fast alleine hatte der 27-jährige Milan-Stürmer die erste Saisonniederlage des AS Rom zu verantworten. Nach dem 2:1hat der Tabellenzweite AC Mailand – bei einem Nachholspiel – den Abstand zum Tabellenführer Rom auf drei Punkte verkürzt. Schewtschenko hatte beide Tore erzielt.

Es sind tatsächlich die Zahlen, die für Schewtschenko sprechen. In den 14 bisherigen Saisonspielen traf der ukrainische Nationalstürmer 14-mal und hat in seinen fünf Spielzeiten bei Milan insgesamt schon mehr als hundert Tore geschossen. Und das in einer Liga, von der behauptet wird, sie habe die unerbittlichsten Verteidiger der Welt. Derzeit ist die Abwehr des AS Rom die beste der Liga und mit seinen beiden Treffern vom Dienstagabend ist Schewtschenko nun verantwortlich für ein Drittel ihrer Gegentore.

Dabei scheinen Schewtschenko gerade die Situationen zu liegen, in denen er wenig Zeit zum Überlegen hat. In Bedrängnis kann er seine Gefährlichkeit am besten ausspielen. Bei seinem Tor zum 1:0 nahm der Ukrainer im Strafraum eine lange Flanke von Clarence Seedorf mit der Brust auf, ließ den Ball abtropfen und löffelte ihn von Verteidiger und Torwart bedrängt ins Netz. Ähnlich kühl agierte Schewtschenko beim 2:1-Siegtreffer, als er erneut vom starken Seedorf bedient wurde. Doch kurz vor Ende der Begegnung stand er völlig frei vor Roms Tor und scheiterte an Pelizzoli. „Ich hatte zu viel Zeit zum Überlegen“, sagte Schewtschenko, „deshalb habe ich nicht getroffen.“

Andrej Schewtschenko wollte das Lob nach dem Spiel jedoch mit seinen Mannschaftskollegen teilen und sprach der Leistung des gesamten Teams seine Anerkennung aus. Die Mannschaft habe trotz der Ausfälle – es fehlten die Nationalspieler Nesta und Inzaghi – ihren Charakter gezeigt. Den hatte der AC Mailand in der Vorweihnachtszeit noch vermissen lassen. Erst verlor er sein Heimspiel gegen Udinese Calcio, und dann scheiterte der Champions-League-Sieger im Finale um den Weltpokal gegen die Boca Juniors im Elfmeterschießen. Für Mailands Trainer Carlo Ancelotti, der Schewtschenko als einzige Spitze aufgeboten hatte, gab es jedoch keinen Zweifel an den Ursachen für den Sieg: „Unsere Überlegenheit im Mittelfeld und ein außerordentlicher Schewtschenko haben den Unterschied gemacht.“

Julius Müller-Meiningen

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