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Sport: Der Mann will alles

Dem Deutschen Fußball-Bund ist gestern ein bemerkenswerter Schlag gelungen – ein Schlag gegen sein eigenes Image. Der DFB galt bisher ja als eher verschnarchter Haufen, als Fortsetzung des Beamtenapparats mit anderen Mitteln.

Dem Deutschen Fußball-Bund ist gestern ein bemerkenswerter Schlag gelungen – ein Schlag gegen sein eigenes Image. Der DFB galt bisher ja als eher verschnarchter Haufen, als Fortsetzung des Beamtenapparats mit anderen Mitteln. Gestern aber war der DFB sogar schneller als sein Schatten. Noch bevor überhaupt jemand auf die Idee gekommen wäre, dass eine Vertragsverlängerung von Joachim Löw nun aber langsam mal wieder auf die Agenda gehörte, hat der Verband bereits Tatsachen geschaffen: Löw bleibt bis 2014 Bundestrainer, die WM in Brasilien inklusive. Zu diesem bemerkenswerten Anflug von Dynamik kann man dem DFB nur gratulieren.

Gerade acht Monate liegt die letzte Vertragsverlängerung Löws (bis 2012) zurück, und seitdem ist eigentlich nichts essenziell Neues passiert, was die plötzliche Eile des DFB schlüssig erklärte – abgesehen davon, dass gerade die halbe Bundesliga nach dem perfekten Trainer fahndet und vor allem der FC Bayern München nach einer strategischen Lösung für die Besetzung seines Cheftrainer-Postens sucht. Der Name des Bundestrainers ist in diesem Zusammenhang zuletzt auffallend häufig erwähnt worden. Dabei war das (reale oder fiktive) Interesse der Bayern gar nicht nötig, um zu erkennen, dass Löw ein guter und vor allem begehrenswerter Trainer ist.

Die Bundesliga kann sich gerade nicht recht entscheiden, ob sie zu jugendhaften Spielerverstehern wie Jürgen Klopp tendiert oder doch eher zu einem erfahrenen Haudegen wie Jupp Heynckes. Löw kann beides: Er ist sozusagen die Symbiose aus Klopp und Heynckes, der Kompromisskandidat, auf den sich alle verständigen können, Traditionalisten ebenso wie die Avantgarde. Löw hat sich den Geist der Jugend bewahrt und ist trotzdem ein Gentleman, er mixt Wagemut mit Erfahrung, hat Titel gewonnen, seinen Hunger aber noch nicht verloren.

Genau dieser Hunger hat den Bundestrainer dazu bewogen, die Zusammenarbeit mit dem DFB fortzusetzen. Fußballerisch hat sich die Nationalmannschaft unter seiner Leitung erfreulich entwickelt; was ihr noch fehlt, ist ein Titel. Löws Vertragsverlängerung ist in dieser Hinsicht ein klares Bekenntnis. Der Bundestrainer erklärt quasi offiziell, dass er nicht damit zufrieden ist, 2012 Europameister zu werden. Er will 2014 den WM-Titel holen – das Höchste, was es im Fußball gibt.

Diese Einstellung dürfte selbst Löws Intimfeind Matthias Sammer gefallen.

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