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Treffsicher. Luka Doncic (rechts) muss sich vor Superstars wie Paul George (links) nicht mehr verstecken.

© dpa

Dallas ist in guten Händen: Der rasante Aufstieg von Luka Doncic

Luka Doncic überragt in der NBA und tritt die Nachfolge von Dirk Nowitzki in Dallas an. Sein Spiel erinnert aber mehr an sein Idol LeBron James.

Dirk Nowitzki hatte beste Plätze für die Show, die Luka Doncic am vergangenen Sonntag in Los Angeles ablieferte. Mit den Dallas Mavericks gewann Doncic mit 114:100 bei den Lakers, dem derzeit wohl besten Team der nordamerikanischen Profiliga NBA, das zuvor zehn Spiele in Serie gewinnen konnte. 21 seiner 27 Punkte erzielte der 2,01-Meter große Slowene dabei in der zweiten Halbzeit. Nowitzki beobachte den Sieg des Teams, für das er 22 Jahre lang spielte und das er zu bislang einzigen Meisterschaft der Klubgeschichte führte, entspannt aus der ersten Reihe. „Luka spielt, als wäre er nicht von dieser Welt.“, sagte Nowitzki nach dem Spiel über den 20-Jährigen. Doncic präsentiert sich in seiner zweiten Saison in Dallas als würdiger Nachfolger des Würzburgers.

30 Punkte erzielt Doncic derzeit durchschnittlich pro Spiel, hinzu kommen mehr als zehn Rebounds und knapp zehn Assists für seine Mitspieler. Es sind Werte, die ein Spieler in seinem Alter in der besten Basketballliga der Welt nach menschlichem Ermessen eigentlich noch nicht produzieren dürfte. Dank Doncic befinden sich die Mavericks trotz eines größtenteils mittelmäßigen Kaders derzeit mit 14 Siegen und sechs Niederlagen auf bestem Wege in die Play-offs, die Dallas letztmals 2016 erreichen konnte.

Parallelen zum Spiel von LeBron James

Doncic ist in den USA zurzeit eines der größten Sportthemen. Während er die Rolle des Anführers der Mavericks von Dirk Nowitzki übernahm, wird er aber vor allem mit einem anderen Großen seiner Zunft verglichen: Mit LeBron James, dem Superstar der Los Angeles Lakers. Als der sein allererstes NBA-Spiel bestritt, war Doncic vier Jahre alt. James sollte sein absoluter Lieblingsspieler werden, das gibt Doncic heute offen zu. „Er ist mein Idol. Vor meinem ersten Spiel gegen ihn war ich wirklich nervös“, sagte er jüngst bei „ESPN“. Nach dem Spiel sicherte sich Doncic James' Trikot, das er nicht mehr aus den Händen ließ, bis er wenige Stunden später sein Hotelzimmer erreichte.

Wenn die beiden wie am Sonntag gegeneinander antreten, lassen sich durchaus Parallelen in der Spielweise erkennen. Genau wie James ist auch Doncic mit einer Mischung aus dem gesunden Willen zum Punkten und einem wachen Auge für die besser postierten Mitspieler gesegnet. Beide Spieler besitzen die Gabe, dass sich das Tempo des Spiels nach ihnen richtet und nicht andersrum. „Man kann als Athlet nur hoffen, die nächste Generation inspirieren zu können. Dass ich einen Jungen begeistern konnte, der gar nicht in den USA aufwuchs, ist etwas Tolles“, sagte James Anfang November über Doncic bei „ESPN“. „Wie er seine Mitspieler in Szene setzt und wie sehr er das Spiel liebt, ist schön anzuschauen“, führte er aus.

Dass Luka Doncic in seinem zweiten Jahr in der NBA bereits zu den Favoriten auf den Gewinn der Trophäe des wertvollsten Spielers der Liga, des MVPs, zählt, war so trotz seines Talents und seines Karriereweges nicht abzusehen.

Mit nur zwölf Jahren verließ Doncic seine Heimatstadt Ljubljana und wechselte zu Real Madrid. Als 16-Jähriger debütierte er bei den Profis. Als 18-Jähriger gewann er als wichtiger Teil der slowenischen Nationalmannschaft die Europameisterschaft 2017. Als 19-Jähriger gehörte er bereits zu den besten Spielern Europas und führte Real Madrid zum Gewinn der Euroleague - samt der Auszeichnung des besten Spielers der Saison.

Titelsammler. Bei Real Madrid machte sich Luka Doncic international erstmals einen Namen.
Titelsammler. Bei Real Madrid machte sich Luka Doncic international erstmals einen Namen.

© imago

Dennoch hatten einige NBA-Teams Zweifel an Doncic. Scouts attestierten ihm vor allem eine vermeintlich fehlende Athletik. Bei der Draft, der alljährlichen Talentewahl, verzichteten 2018 die Phoenix Suns und Sacramento Kings auf Doncic. Die Atlanta Hawks griffen an dritter Stelle zu, tauschten ihn aber sofort für den von den Mavericks ausgewählten Trae Young. Doncic überzeugte sofort und wurde als Rookie des Jahres, also als bester Erstjahresspieler, ausgezeichnet.

Seine erste Saison war zeitgleich Nowitzkis letzte. Die Erfahrung, mit Nowitzki zusammenspielen zu dürfen, bezeichnet der junge Slowene als eine der besten seines Lebens: „Ich habe viel von ihm gelernt. Seine Qualitäten als Führungsspieler und sein Arbeitseifer, davon konnte ich viel mitnehmen.“ Nowitzki sagte einst über seine ersten Eindrücke von Doncic: „Als ich damals nach Dallas kam, wollte ich einfach nur reinpassen. Ich hatte kaum Selbstvertrauen. Er kam dagegen mit einer Einstellung, als ob er von Anfang an wüsste, dass er unser wichtigster Spieler sein wird.“

Für Nowitzkis Erbe ist gesorgt

Als sich Nowitzki nun am Sonntag das Spiel der Mavericks bei den Lakers ansah, wurde auch er Zeuge einer ganz besonderen Szene. Da bewegte sich Luka Doncic auf LeBron James zu, dribbelte zweimal durch seine Beine, setzte einen großen Schritt zurück und traf einen schwierigen Dreipunktewurf über LeBron James hinweg. Der Wurf brachte Dallas fünfeinhalb Minuten vor Schluss mit 21 Punkten in Führung, das Spiel war gewonnen. Der einstige Fan, der LeBron James aus über 6000 Kilometern Entfernung am Fernseher und Computer nacheiferte und sein Spiel studierte, traf im Eins-gegen-Eins-Duell gegen sein Idol.

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Eine Zeitenwende, wie es manche US-Medien formulierten, bedeutet diese Szene nicht, dafür ist LeBron James trotz seiner bald 35 Jahre immer noch ein zu guter Spieler. Klar ist aber, dass Luka Doncic derzeit zu den besten Basketballern der Welt gehört und das mit großer Sicherheit auch auf Dauer tun wird. Dirk Nowitzki kann sich also weiter entspannt zurücklehnen, für sein Erbe ist in Dallas bereits gesorgt.

Louis Richter

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